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Raumzeit - Provokation der Schoepfung

Raumzeit - Provokation der Schoepfung

Titel: Raumzeit - Provokation der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes von Buttlar
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Kosmologe, der Abbé Georges Lemaître (1894 –1966), an demselben Problem. Ohne jedoch auf Friedmanns Arbeit zu stoßen, kam er zu den gleichen Ergebnissen. Lemaître war von einem expandierenden Universum überzeugt und erwartete die Bestätigung dafür durch die Rotverschiebung in den Spektren der Galaxien. Als Hubble 1930 in einer populärwissenschaftlichen Abhandlung über das kosmologische Modell von Lemaître las, fand er seine eigenen Beobachtungen damit bestätigt. Mit seinem gewohnten steinernen Gesichtsausdruck räumte er 1937 bissig ein: »Es kann schon sein, dass Sternensysteme auf so sonderbare Weise entfliehen. Immerhin eine ziemlich überraschende Vorstellung.«
    Nachdem nun das Universum als dynamisch und nicht mehr statisch betrachtet werden musste, weil der Kosmos veränderlich, durch das Entweichen der Galaxien in Bewegung ist, stellt sich natürlich die Frage, wann und wie diese Bewegung begonnen hatte. Die Astronomen mussten nun davon ausgehen, dass sich die Abstände zwischen allen Sternensystemen vergrößern, denn alle Galaxiengruppen im Universum streben in alle Richtungen auseinander – wie Farbflecken auf einem Luftballon, der aufgeblasen wird. Für diese gleichmäßige Ausdehnung des Universums hatte Hubble einen Messwert, die Hubble-Konstante, erarbeitet, der allerdings inzwischen immer wieder korrigiert wurde. Um hier Missverständnisse auszuräumen: Galaxien fliehen nicht. Die »Flucht der Galaxien« ist ein falscher Begriff. Die RaumZeit expandiert und trägt die Galaxien fort, wie ein Boot in der Strömung. Musste sich nicht diese Bewegung der Raum-Zeit auf einen Startpunkt zurückführen lassen? Gab es einen Anfang? Und wenn ja, wie alt ist dann unser Universum? Was war da geschehen? Wie sah dieser Anfang aus?
    Der Abbé Lemaître hatte bereits spekuliert, ob das Universum anfangs nicht eine Art Uratom mit dem Durchmesser von rund 300 Kilometern gewesen sein könnte – eine Art kosmisches Ei, das explodierte, dabei seine Materie in alle Richtungen versprengte, sodass die Expansion sozusagen in einem Feuerwerk ihren Anfang nahm.
    Diese Expansionsidee, vor allem die kosmische Bombe, ging dem Ästheten Eddington bei aller Hochachtung für Lemaître zu weit. Gewohnt an ein Universum unveränderlicher Sternensysteme, empfand er die Vorstellung einer solchen »Höllenkugel« einfach als geschmacklos. »Da ich nicht umhin komme, die Frage des Beginns zu erwägen, würde mich die Theorie eines weniger unästhetischen, abrupten Anfangs weit eher befriedigen«, bemerkte er kritisch.
    Eddington war der Ansicht, dass dieses kosmologische Problem nur durch die Atomphysik geklärt werden könne, und der Physiker George Gamov (1904 –1964) stimmte mit ihm darin völlig überein. Gamov, der in Leningrad promoviert hatte, wanderte 1933 unter Protest nach Amerika aus, nachdem Stalin aus ideologischen Gründen die Relativitätstheorie und die Mendel’schen Vererbungsgesetze als Lehrstoff verboten hatte.
    Auf die Frage, was ihn bewogen habe, Naturwissenschaftler zu werden, pflegte er schmunzelnd zu antworten: »Ein kindliches Experiment.« Dann erzählte er, dass ihm bei der Kommunion vom Priester die Hostie gereicht worden sei und er heimlich ein Stückchen im Mund zurückbehalten habe, um es daheim unter dem Mikroskop zu untersuchen. Auf diese Weise habe er entdeckt, dass die Hostie Brot und nicht Fleisch war. In späteren Jahren gab Gamov gerne die Anekdote zum Besten, wie es dem russischen Mathematiker Krylow gelungen sei, die Entfernung zwischen dem Thron Gottes und der Erde zu bestimmen:
    Im Japanisch-russischen Krieg 1905 erflehten die Gläubigen in den orthodoxen Kirchen Russlands von Gott einen Sieg über den verhassten Feind – zunächst vergebens. Doch blieben sie auf Dauer nicht ungehört, denn 18 Jahre später, 1923, wurde Japan von einem Erdbeben heimgesucht. Daraus schloss Krylow, dass die Gebete neun Jahre gebraucht hatten, um die göttlichen Ohren mit Lichtgeschwindigkeit zu erreichen. Nach weiteren neun Jahren kam dann Gottes Antwort und die erflehte Strafe – das Erdbeben von 1923. Gottes Thron war demzufolge also 9 Lichtjahre entfernt!
    Als Hubble den Zusammenhang von Rotverschiebung und Entfernung entdeckte, war Gamov gerade 26 Jahre alt geworden und beschäftigte sich bereits mit der Überarbeitung der Lemaître’schen Theorie. Er betrachtete Atome als Produkt der Entstehung des Universums. Er kam zu der Überzeugung, dass die Existenz der verschiedensten Elemente auf eine

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