Raumzeit - Provokation der Schoepfung
Symmetrie der Kräfte wurde gebrochen. Als die Temperatur unter 10 −28 Kelvin fiel, beginnen sich die Kräfte aus der Vereinigung zu lösen. Die schwache und die elektromagnetische Kraft bleiben zwar anfänglich noch miteinander vereinigt, aber nach weiterer Absenkung der Temperatur trennten auch sie sich voneinander. Das Auseinanderbrechen dieser anfänglichen symmetrischen Vereinigung bescherte uns die Naturkräfte, wie wir sie heute kennen.
Ein wichtiger Aspekt ist in unserem Schöpfungszeitraffer zu kurz gekommen: das Phänomen Gravitation. Wir haben einerseits die Expansion der RaumZeit, anderseits den Effekt der Gravitation aus Einstein’scher Sicht. Danach krümmt die Materiemasse die RaumZeit, mit dem Effekt der gegenseitigen Anziehung. Müsste sich nach diesem Konzept die Expansionsrate durch die Gravitation nicht verlangsamen und schließlich das Universum zum Kollaps kommen? Ein Zusammensturz, der den gesamten Kosmos mit seinen Galaxien, Materie und Energie schließlich als Singularität beendet.
Ende der Neunzigerjahre untersuchte der amerikanische Astrophysiker Saul Perlmutter (geb. 1955) mit seinen Kollegen die Fluchtgeschwindigkeit von einem bestimmtem Typ Supernova. Und zwar dem Typ 1a-Supernovae. Das Supernova Cosmology Project des Lawrence Berkeley National Laboratory unter der Leitung von Perlmutter stieß auf ein sonderbares Phänomen: »Schließlich analysierten wir 1997 42 Arten von Supernovae und untersuchten deren Rotverschiebung und mussten feststellen, dass sich die Expansionsrate unseres Universums nicht verlangsamt, sondern, ganz im Gegenteil, sogar beschleunigt.« Auch ein zweites Team unter der Leitung von Brian Schmidt von der Australian National University kam zum gleichen Resultat. Die Beobachtung Tausender Galaxien mithilfe einer neuen Weitwinkeloptik führte zu dem Schluss, dass das Universum, nachdem es sieben Milliarden Jahre alt war, die Expansionsrate nicht verlangsamte, sondern beschleunigte.
Im Laufe dieser Untersuchungen wollte man natürlich auch die Materiedichte im Kosmos registrieren. Auch hier war das Resultat überraschend: Das Universum setzt sich nur mit vier Prozent der Atome erkennbar zusammen. Der größte Teil, 96Prozent, ist noch völlig unbekannt. 74Prozent bestünden nach neuesten Schätzungen aus dunkler Energie, die möglicherweise auch für die beschleunigte Expansionsrate verantwortlich wäre, und 22Prozent wären dunkle Materie, die für den Zusammenhalt der Galaxien verantwortlich wäre.
Die dunkle Materie ist offensichtlich ganz anderer Natur als die uns bekannte Materie. Sie unterliegt nicht der elektromagnetischen Wechselwirkung. Deswegen ist sie dunkel und kann nicht gesehen werden. Physiker tippen hier auf nichtbaryonische Materie.
Wesentlich mysteriöser ist die dunkle Energie, die der Hauptanteil unseres Universums ist. Könnte es nicht sein, dass dunkle Energie die Energie der RaumZeit verkörpert? Durch die Verdichtung der RaumZeit entsteht nach diesem Modell Materie. Gravitation wäre nach dieser Idee eine Eigenschaft der Raum-Zeit. Wenn sich ein bestimmtes Volumen der RaumZeit nicht zu Materie verdichtet, ist die Gravitation »flach«, sehr schwach. Mit der Verdichtung zu Materie verstärkt sich entsprechend das Gravitationspotenzial. Aus diesem Konzept ergibt sich, dass die Ursubstanz allen Seins die RaumZeit ist. Alles ist aus ihr entstanden und alles kehrt auch in sie zurück.
11 Die Zeitfalle
Ort: Radioteleskop-Verbund, Very Large Array (VLA), Hochebene von San Augustin, New Mexico. Zeit: September 2009
Im Besucherzentrum der VLA sitzen zwei Herren an einem Tisch und trinken Margheritas. Der eine, untersetzt und glatzköpfig, hat ein Aufnahmegerät vor sich und fixiert sein Gegenüber mit einem provokant-ironischen Grinsen. Während er sich eine Zigarette anzündet, sagt er belustigt: »Sie sind also von einer anderen Welt zu uns gekommen!«
»Richtig«, antwortet der schlanke, hochgewachsene Mann gelassen und blickt den Journalisten völlig ungerührt an.
»Ich muss gestehen, als wir uns das erste Mal trafen, damals in Australien, habe ich Ihre Geschichte genauso wenig ernst genommen wie heute. Aber spielen wir das Ganze doch einmal durch«, schlägt der Reporter vor und drückt auf den Aufhahmeknopf. »Ich muss zugeben, Sie haben sich überraschenderweise kaum verändert und Sie haben damals Prognosen gemacht und Trends vorausgesagt, die inzwischen Wirklichkeit geworden sind. Aber das besagt ja noch gar nichts. Erzählen Sie
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