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Raumzeit - Provokation der Schoepfung

Raumzeit - Provokation der Schoepfung

Titel: Raumzeit - Provokation der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes von Buttlar
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bliebe, wenn sich Materie aus dem »Nichts« bilden würde, da diese ja lediglich den Platz der entwichenen einnähme.
    Als Konsequenz bildeten sich zwei gegnerische Lager: die Big-Bang-Vertreter wider die Steady-State-Anhänger. So argumentierten die »Big-Banger«: Wenn sich die Steady-State-Theorie als richtig erweisen sollte, müsste es ja schließlich möglich sein, unendlich viele alte Galaxien mit Teleskopen aufzuspüren. Aber solche alten Galaxien hätte man nicht aufgefunden. Die Steady-State-Anhänger konterten daraufhin: Hätte sich der Big Bang tatsächlich ereignet, müsste der Unterschied zum heutigen Universum umso deutlicher sichtbar werden, je weiter die teleskopische Erforschung des Weltraums in die Vergangenheit vordringe und dabei dem Urknall immer näher komme.
    Während es für Gamov noch einen Zusammenhang zwischen dem Urknall und der Entstehung von Elementen gab, rückten einige Physiker der Universität Princeton dem Problem 1960 unter umgekehrten Voraussetzungen zu Leibe.
    Robert Dicke (1916 –1997), D. T. Wilkinson (1935 –2002), P. J. Peebles (geb. 1935) und P. G. Roll überprüften nämlich die Frage, ob das Universum nicht nach Milliarden Jahren fortdauernder Expansion sich wieder zusammenziehen, dann zu einer Singularität kollabieren und schließlich wieder explodieren könnte und so ein neues, ein pulsierendes Universum entstehen würde. Peebles war davon überzeugt, dass auch heute noch eine Reststrahlung des Urknalls, sozusagen ein Echo der Schöpfung, messbar sein muss, und vermutete sie im Mikrowellenbereich. Etwa um die gleiche Zeit wurde Arnold Penzias (geb. 1933), einem jungen Wissenschaftler der amerikanischen Columbia-Universität, von den Bell Telephone Laboratories ein verlockendes Angebot unterbreitet: Wenn er die für Kommunikationszwecke bestimmte Radio-Horn-Antenne weiterentwickele, so wurde ihm zugesichert, dürfe er sie später für eigene astronomische Forschungsprojekte einsetzen. Penzias ging erfreut auf das Angebot ein. Ab 1962 schloss er sich mit dem am California Institute of Technology in Astronomie qualifizierten Robert Wilson (1927 –2002) zu einem Zweimannteam zusammen.
    Die beiden ergänzten sich glänzend, denn im Gegensatz zu dem intellektuell ausgerichteten Penzias, den vor allem große Zusammenhänge interessierten, war Wilson in Einzelheiten überaus präzise und von geradezu pedantischer Gründlichkeit.
    Mit den 1964 erstmals eingesetzten Satelliten eröffneten sich völlig neue Möglichkeiten für das Kommunikationswesen. Die daran mit den Projekten Telstar und Echo beteiligten Bell Laboratories errichteten daher eine lenkbare Radio-Horn-Antenne in Holmdel, New Jersey. Da die Qualität der Satellitenfunkverbindung nicht zuletzt von der selektiven Empfangsempfindlichkeit abhängt – das heißt, je weniger Nebengeräusche, desto besserer Empfang –, war die Perfektionierung dieser Antenne besonders wichtig.
    Obwohl Penzias und Wilson die Holmdel-Antenne mit einem Maser (Mikrowellenverstärkung durch induzierte Emission von Strahlung) ausgerüstet hatten, um die störenden Nebengeräusche weitestgehend auszufiltern, stießen die beiden auf ein schwaches, ständiges Hintergrundgeräusch, gleichgültig, wohin sie die Antenne auch ausrichteten. Ein pausenloses Hintergrundrauschen war ständig vorhanden. Da ihnen die Antenne genügend Verdruss bereitet hatte, beschlossen Penzias und Wilson, sie bis auf die letzte Schraube zu zerlegen. Sie trauten ihren Augen nicht, als sie im Horn ein turtelndes Taubenpärchen entdeckten. Das also musste des Rätsels Lösung sein. Das Taubenpärchen musste also einen Umzug über sich ergehen lassen. Die beiden verfrachteten die Vögel per Firmenpost in die hundert Kilometer entfernte Verwaltung von Bell in Whippany, New Jersey. Doch wenn sie geglaubt hatten, der Antennenärger habe nun ein Ende, täuschten sie sich.
    Zwei Tage später saßen die Brieftauben wieder in der Horn-Antenne. Erneut wurde das Liebespärchen, samt Taubendreck, entfernt. Doch der Erfolg war gleich Null. Das infame, gleichmäßige Hintergrundrauschen war unvermindert zu hören und kam aus allen Himmelsrichtungen.
    1964 beschäftigten sich kurioserweise drei Forschungsgruppen unabhängig und ohne voneinander zu wissen mit dem gleichen Problem und tappten alle gleichermaßen im Dunkeln. In Holmdel zermarterten sich Wilson und Penzias das Hirn wegen der rätselhaften Hintergrundstrahlung ihrer Horn-Antenne. Im kaum dreißig Minuten entfernten

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