Raumzeit - Provokation der Schoepfung

Hans Thirring (1888 –1976) wurde als Sohn eines Lehrers in Wien geboren. Die Vorfahren waren im Dreißigjährigen Krieg aus Thüringen eingewandert, daher der Name Thirring. Nach seinem Studium der Mathematik und Physik an der Universität Wien war er dort am Institut für theoretische Physik tätig. Nach seiner Promotion wurde er Professor und schließlich Vorstand dieses Instituts. Unter seinen Studienkollegen war der spätere Nobelpreisträger Erwin Schrödinger. 1927 übernahm er die Präsidentschaft der Österreichischen Gesellschaft für Psychische Forschung und befasste sich überraschenderweise auch mit Parapsychologie. Seine größte wissenschaftliche Leistung war allerdings die Beschreibung des Thirring- Lense- Effekts.
    Der österreichische Mathematiker Josef Lense (1890 –1985) wurde unter Physikern durch seine Gemeinschaftsarbeit mit Hans Thirring weltberühmt. Als Professor für angewandte Mathematik lehrte er an der Universität München. Lense erhielt international hohe Anerkennung und viele Ehrungen. Er war ein bescheidener, ungemein sympathischer Mann, der mit seinen spannenden Seminaren über die moderne Physik seine Zuhörer in den Bann zog. Zwei Monate vor seinem 95. Geburtstag starb er in München.
    Thirring und Lense hätten sich sicherlich außerordentlich gefreut über die erfolgreiche amerikanische Forschungsmission der Gravity-Probe-B-Sonde, die im April 2004 vom kalifornischen Luftwaffenstützpunkt Vandenberg gestartet war. Ihre vier Kreisel mit ihren Drehachsen wurden durch die Krümmung der RaumZeit leicht ins Torkeln gebracht. Durch die Stärke der Störung konnten die Wissenschaftler den Frame Dragging Effect nachweisen. Auch der mögliche Nachweis von Gravitationswellen macht inzwischen Fortschritte. Wissenschaftler vom California Institute of Technology und vom Massachusetts Institute of Technology betreiben das Laser Interferometer Gravitational Wave Observatory (LIGO), um Gravitationswellen nachzuweisen. Der Detektor besteht aus zwei Röhren von je vier Kilometern Länge und etwa einem Meter Durchmesser. Die ganze Anlage ist L-förmig angeordnet.
    Mit Hilfe von Laserlicht, das in die Vakuumtunnelröhre hineingestrahlt und von hochreflektierenden Spiegeln zurückgeworfen wird, vermessen die Wissenschaftler die beiden Lichtstrecken auf das Genaueste. Der Grundgedanke dabei ist, dass eine eventuell vorbeiwandernde Gravitationswelle den Weg, den das Licht in einer der Röhren zurücklegt, relativ zu dem anderen Lichtweg strecken würde und dass die Anlage diese Streckung registrieren könnte.
    Inzwischen gibt es die Gravitationswellen-Detektoranlage in doppelter Ausführung. Die eine in Livingston, Louisiana, und die andere in Hanford, Washington.
    Raum, Zeit und Gravitation sind sozusagen der Heilige Gral der Kosmologie und der Elementarphysik. Sie sind das Fundament unseres kosmischen Seins. Zugleich sind sie die größte Herausforderung für die Wissenschaft der 21. Jahrhunderts. Bis zu der Lösung des Rätsels Raum, Zeit und Gravitation sind sie eine faszinierende Provokation der Schöpfung.

14 Facetten der Wirklichkeit
Protokoll – Frühjahr 2009
    Als vor rund 15 Millionen Jahren ein äffisches Wesen den Mut hatte, von einem Baum in Zentralafrika herunterzuklettern, um sich im Überlebenskampf in der Savanne aufzurichten, war dies ein Vorstoß in eine neue Wirklichkeit. Neugierde und die Suche nach Erkenntnis waren die Triebfeder in der Evolution zum modernen Menschen. Mit dem reflektierenden Bewusstsein stellten sich die Urfragen: Wie? Wieso? Weshalb? Warum?
    »Wir sind hier, um herauszufinden, weshalb wir hier sind«, wäre ein Motiv, um die »Wahrheit« zu entdecken. Wissenschaft ist eine Expedition ins Unbekannte. Sie führte uns vom Baum zum Mond, den Planeten und zu den Sternen. Sie führte uns vom Makromolekül ins Innere der Atomkerne.
    Wie und warum ist das Leben auf der Erde entstanden? Bestehen Quarks und Elektronen aus noch kleineren Teilchen? Welcher Vorgang führte zur Geburt unseres Universums? Und was vor allem sind Raum, Zeit und Gravitation? Stoßen wir bei diesen Fragen an die Grenzen des menschlichen Erkenntnisvermögens? Oder lassen sich diese Rätsel durch die wissenschaftliche Wahrheitssuche lösen?
    Wir werden immer weiter mit den unterschiedlichsten Facetten der Wirklichkeit konfrontiert, die wir mehr oder weniger subjektiv durch unsere Wahrnehmung aufnehmen und einzuordnen versuchen.
    Ausschlaggebend bei der Verarbeitung von Sinneseindrücken ist