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Raus aus dem Har(t)z IV!

Raus aus dem Har(t)z IV!

Titel: Raus aus dem Har(t)z IV! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Meier
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Deutschland sich über Nacht wieder vergrößert? Heute wundert Einen ja gar nichts mehr. Aber warum sich darüber aufregen, immerhin singen da ja auch Kandidaten um den Titel ‚Deutscher Superstar‘ die so merkwürdige Namen wie ‚Ahmed‘, ‚Mehrzad‘ oder ‚Ricardo‘ hatten. Namen, bei denen der Ursprung leicht zu erraten war und die mit Deutschland so wenig am Hut hatten, wie ich mit Südsambia. Gab es unter achtzig Millionen Einwohnern tatsächlich nicht genügend Deutsche, die sich da zum Affen machen konnten oder waren die Deutschen nur nicht dumm genug, um sich dafür hinreißen zu lassen und überließen das Feld bereitwillig den Anderen? Jetzt lief wieder ein Einspieler, in dem die ach so traurige Geschichte des Kandidaten vorgestellt wurde und bei dem alle Kraft darauf lag, soweit und heftig wie möglich auf die Tränendrüsen beim Zuschauer zu drücken. Schlechte Kindheit,  Vater Alkoholiker und Mutter ist abgehauen. Jetzt singt er, um darüber hinweg zu kommen. Toll! Singe ich etwa? Ist es heute ein zwingendes ‚Muss‘ eine schlechte Kindheit gehabt zu haben, um erfolgreich zu sein? Ist das gerade angesagt und chic oder gibt es auch noch Menschen, die mit dem Leben so klarkommen, wie es ist? Die es einfach nehmen, wie es kommt und trotzdem nicht tot umfallen. Mein Blutdruck stieg bei diesem Schwachsinn im Fernsehen und bei meinen Gedanken daran, die mich wie ein heftiger Blitz durchzuckten. Ich war in geistiger Hochform, wie ich an meinen geistigen Aggressionen leicht feststellte und musste mich wieder beruhigen. Was war nur los mit mir an diesem Tag, dass ich von einem Extrem ins andere kam? Die Aufregung darüber, dass unser Projekt jetzt anfing und die Unsicherheit, ob der erste Schritt, der gegangen wurde auch erfolgreich sein wird? Oder war es die Nervosität darüber, was heute Morgen plötzlich mit mir und Michael geschehen ist? Ich war einfach nur aufgewühlt! Mit einer heftigen Bewegung schmiss ich das Kissen, in das ich inzwischen mehr und mehr hineingeboxt habe, anstatt mit ihm zu kuscheln, von der Couch und stand auf. Fernseher aus, Mantel angezogen und nur noch raus. Spazieren gehen und wieder den Kopf frei bekommen. Ablenken und die Nerven wieder auf das Niveau herunter fahren, dass weitläufig als ‚normal‘ bezeichnet wird. Obwohl mir der Glauben an ‚normale Menschen‘ eben erst bei diesem Casting- Fernsehen genommen wurde und ich nicht mehr sicher war, ob es so etwas wie ‚normal‘ noch gab.
    ***

 
    „ Ach, na das is ja ne Überraschung, wa! “ sagte Tobias als er mir die Tür öffnete. Wie in Trance bin ich bei meinem Spaziergang zielstrebig zu dem Haus gelaufen, in dem die Drei wohnten und habe in einem Moment geistiger Umnachtung tatsächlich an der Tür geklingelt. Dabei bin ich erst vor wenigen Stunden weg und wollte für mich allein sein. Aber es ging einfach nicht, zu viele Gedanken schossen durch meinen Kopf. „Ja, ich dachte, ich kann bei Euch den Nachmittag verbringen. Habe mich gelangweilt.“ log ich mit überzeugender Freundlichkeit. Ich konnte ja schlecht sagen, dass ich drauf und dran war mir einen Sprenggürtel umzuschnallen und im nächsten Fast Food Restaurant mit einer riesigen Explosion Amok zu laufen. „ Na das ist ja lieb, komm rein Mäuschen. “  Tobias mit seinen Verniedlichungsworten schaffte es immer wieder, dass man direkt alle angestauten Aggressionen draußen vor der Tür ließ und sich in der Wohnung willkommen fühlte. „ Guckt ma, wen ich mitgebracht habe! “ sagte er zu den anderen Beiden, die im Wohnzimmer auf der Couch saßen und sich ebenfalls dieser Bekloppten- Show im Fernsehen hingaben. Die beiden drehten sich zu mir um, da ich noch immer im Türrahmen zum Wohnzimmer stand. Doch auch wenn mich das strahlende und ehrliche Lächeln von Michael freudig stimmte und mit die gefühlte Last meiner angestauten Wut über alles Mögliche mit einem Ruck von der Schulter nahmen, entging mir nicht, wie Stefan mit einer flinken Handbewegung ein Hochglanzmagazin unter das Couchkissen schob, auf dessen Cover ich noch im Augenwinkel eine entblößte Frau erkennen konnte. „Habe ich Euch gerade dabei gestört wie Ihr Euch einen runter holt?“ shit , diese Worte flogen tatsächlich aus meinem Mund. Ich musste unbedingt etwas dagegen tun, das zu sagen, was mir gerade durch den Kopf geht nahm ich mir vor.  „ Boaah, wie bist Du denne druff! “ sagte Tobias und Stefan bekam einen hochroten Kopf. „Tschuldigung, war nur ein Scherz.“

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