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Raus aus dem Har(t)z IV!

Raus aus dem Har(t)z IV!

Titel: Raus aus dem Har(t)z IV! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Meier
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alle: „Na dann lassen wir uns mal überraschen, was die anderen Beiden jetzt hinbekommen. Wir haben ja die Arbeit getan und eingekauft. Fürs Verkaufen seid ihr zuständig, Jungs.“ Ich sagte den Tobias noch, dass er in jedem Fall im Ausland verkaufen und anbieten müsse, da ich es für kritisch hielt, das Buch in Deutschland anzubieten. Die in meinen Augen geradezu absurde Gesetzeslage darüber, dass dieses Buch als ‚verboten‘ galt –wobei ich mich immer wieder fragte, wie das zur Meinungsfreiheit passen würde, traut man etwa den Menschen nicht zu, dass sie sich eine eigene Meinung bilden könnten- würden es erforderlich machen, im Ausland zu verkaufen. Wobei ich davon ausging, dass auch außerhalb der Grenzen das Interesse hoch an diesem Stück Geschichte sein müsste. Und wenn die Beiden so gut unterwegs waren auf der Datenautobahn wie sie immer behaupteten, so nannten sie es ja immer scherzhaft das Internet, dann würde dies sicher kein großes Problem bedeuten. Es war ja unterm Strich nicht mehr als ein Stück Geschichte. Aber das war es aber eben auch: Ein Buch, dass der spätere Massenmörder während seiner Haft diktierte, da er selbst nicht gut schreiben konnte und dass dann nach dem Krieg auf Grund des Gedankengutes, das darin in Worte gefasst war, verboten wurde. Andere Länder gehen mit ihrer eigenen Geschichte ja nicht ganz so verklemmt um, wie wir Deutschen, die bei jedem Anflug einer Faschismuskeule sofort in Deckung gehen und nachgeben. Aber das war Politik und dafür stand mir am wenigsten der Nerv. Ich sagte Tobias, auf was er achte müsse, wenn er sich daran macht das Buch zu beschreiben und zu fotografieren. Gab ihm die Fakten, die aus mir nur so heraus sprudelten. Weniger, weil dieses Themengebiet mein Interessengebiet war, sondern dem Umstand geschuldet, dass ich durch meine frühere Arbeit mit sehr vielen Sachen aus dieser Zeit in Verbindung gekommen bin und daher wusste, auf was besonders geachtet wurde.
     
    Ich ließ die Drei nach meinem gefühlten zehnten Kaffee mit dem Buch zurück und machte mich auf dem Heimweg.  Sie wollten mich erst gar nicht so früh gehen lassen, sahen mich jetzt als festen Bestandteil ihrer Gruppe an und schienen enttäuscht zu sein, als ich sagte, ich müsse los. Doch ich konnte ein Unwohlsein als glaubhafte Ausrede einwerfen und schließlich entließ man mich doch. Unwohl fühlte ich mich tatsächlich, als ich nach Hause ging. Doch dabei spielte weniger dieses Buch eine Rolle, das jetzt gerade vermutlich fotografiert und anschließend auf eine Handelsplattform ins Netz gestellt werden würde, sondern vielmehr der Umstand, dass ich Michael einen Kuss aufgedrückt hatte, als ich mich mit diesem Verkäufer immer tiefer in eine Diskussion verwickelte. Ging ich zu weit? Begab ich mich in die Gefahr, eine gerade erst entstandene Freundschaft leichtfertig für einen meiner egozentrischen Trips aufs Spiel zu setzen? Ich musste daran denken, wie gut es sich anfühlte, diese weichen Lippen auf meinen zu spüren und auch wenn es unsensibel war, wie ich den Kuss erreichte, so wurde das doch ausgeglichen durch die Sanftheit, mit der er den Kuss erwiderte. Erst jetzt fiel mir auf, dass er sich in diesem Moment nicht gegen meine Attacke zur Wehr gesetzt hatte, sondern sie über sich ergehen ließ, ja, sogar erwiderte. War da etwa auch ein Gefühl auf seiner Seite vorhanden?
    ***

Kapitel V

 
     
    Ich hatte noch nicht meine Haustür aufgeschlossen, da klingelte schon mein Telefon. Immer noch in Gedanken und Träumereien, die den Kuss, den ich Michael aufdrücke in meiner Phantasie verlängerten und zu einem romantischen Ereignis hochstilisierten, warf mich dieses klingeln wieder in die Realität zurück. Warum konnte man mir nicht diese Momente des Träumens gönnen? Ich hätte den ganzen Tag in dieser Phantasie hängen bleiben können und wäre vermutlich mit diesem Bild im Kopf eingeschlafen, wobei ich dann im Traum auf einer einsamen Südseeinsel gelandet und mit diesem Mann allein wäre. Nur ich und Michael. Sein sonnengebräunter kräftigen Körper, der aus den blauen Fluten des warmen Ozeans heraus kommt und mich, die am Strand gewartet hat, in die Arme schließt. Im Hintergrund die Sonne, die in einem feuerroten Ball im Meer zu versinken droht und wir hätten uns innig geküsst. Ich hätte seine warmen, weichen Lippen auf meinen sehnsüchtig auf den Kuss wartenden Lippen spüren können und den Moment einfach nur genießen. Aber nein, das wir mir nicht

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