Rausch der Sinne
ist!” Kerrys erleichterter Ausruf riss Charlotte aus ihren Gedanken. “Vielen Dank, dass Sie gewartet haben.”
“Gern geschehen. Wenn Sie möchten, fahren wir Sie nach Hause”, bot Alexandre an.
Die Sekretärin schüttelte den Kopf. “Das ist sehr freundlich, aber ich denke, ich gehe zu Fuß.”
“Sicher?”, fragte Charlotte besorgt.
Kerry nickte. “Etwas frische Luft wird mir guttun.”
Sie trennten sich im Erdgeschoss, beide Frauen tief in Gedanken über das, was sie gesehen hatten.
Als Charlotte und Alexandre nach Hause kamen, befand sich die gesamte Familie in Aufruhr. Die Nachricht von Spencers Tod war schon bis Napa vorgedrungen. Lilah war mit den Nerven am Ende.
Charlotte half Megan und Paige, die ältere Frau zu beruhigen. Irgendwann schlief sie glücklicherweise ein. Statt ins Cottage zu gehen, blieb Charlotte bei Alexandre im Gästezimmer.
Niemand sagte etwas dazu, und wenn jemand es getan hätte, wäre es egal gewesen. Dies war keine Nacht zum Alleinsein, vor allem, wenn der Mann, den sie liebte, sie nur zu gern in den Armen hielt.
Am nächsten Morgen fuhren sie im Caddy zu ihrem Cottage, um zu duschen und sich umzuziehen, bevor sie wieder ins Haupthaus zurückkehrten und die anderen im Frühstückraum trafen.
Lilah wirkte ruhiger, aber Paige und Trace hatten dunkle Ringe unter den Augen. Walker, der am vergangenen Abend erst spät gekommen war, stand unter Schock. Megan sah etwas besser aus – sie hatte die Nacht in ihrem eigenen Haus verbracht und war heute Morgen mit Simon zurückgekehrt. Charlotte hatte das Gefühl, dass Megan nur gekommen war, weil Paige ganz offensichtlich Unterstützung brauchte.
Lilah entschuldigte sich und setzte sich in die Bibliothek. Die anderen blickten sich wortlos an.
Es war Walker, der das Schweigen brach. “Tut mir leid, dass du das alles durchmachen musstest, Charlotte.”
“Ich war nicht allein”, erwiderte sie leise, froh darüber, dass Walker und Alexandre sich verstanden. Sie hatte sie am vergangenen Abend miteinander bekannt gemacht. Walker hatte sich zwar über die Verlobung gewundert, aber keine negativen Bemerkungen von sich gegeben. Es war ihr sehr wichtig, dass sich die beiden wichtigsten Menschen in ihrem Leben akzeptierten.
“Was für ein Durcheinander”, murmelte Trace. “Und es wird nur noch schlimmer werden. Niemand kennt sein Testament.”
“Dein Vater ist noch nicht einmal beerdigt, und du machst dir schon Gedanken um sein Testament?”, sagte Walker scharf.
Trace’ Augen funkelten vor Wut. “Wir müssen uns Gedanken machen. Es steht nicht nur das Weingut auf dem Spiel, sondern auch Ashton-Lattimer. Glaubst du, die anderen werden sich zurückhalten, jetzt, wo Spencer tot ist?”
Es wurde still am Tisch, als Trace die weiteren Familien von Spencer erwähnte. In der Ferne ertönte die Türglocke. Einen Moment später betrat die Haushälterin den Frühstücksraum und beugte sich zu Charlotte hinunter, die zufällig der Tür am nächsten saß.
“Mercedes Ashton und Jillian Ashton-Bennedict warten im Foyer”, sagte Irene so leise, dass es die anderen nicht hören konnten.
“Danke. Paige, Megan”, erwiderte Charlotte dankbar für Irenes Diskretion. “Wir haben Besuch.”
Als die Männer aufblickten, zwang sie sich zu einem Lächeln. “Nur die Frauen.” Sie küsste Alexandre auf die Wange und verließ mit den anderen das Zimmer. “Es sind Mercedes und Jillian.”
Ein Leuchten ging über Megans Gesicht, Paige blieb zurückhaltend. Als sie das Foyer erreichten, kam Jillian ihnen sofort entgegen, anmutig wie immer. “Wir haben gehört, was passiert ist – wir sind nur gekommen, um euch zu sagen, falls ihr etwas braucht …”
“Danke, dass ihr gekommen seid”, sagte Megan. “Das Ganze wird ein großes Durcheinander geben, aber zumindest die Frauen sind bereit, miteinander zu sprechen.”
Mercedes, immer etwas reserviert, nickte. “Ich mache mir Gedanken …”
Bevor sie den Satz beenden konnte, schrie eine schrille Stimme: “Raus!”
Charlotte wirbelte herum und blickte auf Lilah. Das normalerweise kühle, ausdruckslose Gesicht der rothaarigen Frau war vor Wut dunkelrot angelaufen. In der Hand hielt sie ein Kristallglas. Es sah aus, als wollte sie damit werfen. “Raus aus meinem Haus!”
“Mrs. Ashton”, begann Jillian mit sanfter Stimme.
“Er ist noch nicht einmal unter der Erde, und schon stürzen Sie sich auf uns wie Aasgeier auf ihre Beute”, schrie Lilah. “Raus! Raus! Verschwinden
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