Rausch der Unterwerfung
hatte diese Reise mit völlig falschen Vorstellungen angetreten. Ein fremder Mann hatte ihr die Einführung in eine Welt versprochen, deren Geheimnisse sie ergründen wollte. Sie wusste um seine Neigungen, und um das, was er von ihr erwartete. Doch erst hier hatte sie erfahren, dass sie im Grunde das war, was er Arbeit nannte. Was für sie Freizeit und heimliche Passion war, war für ihn Job, wenn auch sicherlich ein angenehmer.
An ihre ständige Nacktheit in seiner Gegenwart hatte sie sich mittlerweile gewöhnt. Bei der herrschenden Hitze empfand sie es sogar als recht komfortabel. Ihre Sachen, mit denen sie angereist war, waren verschwunden. Vermutlich hatte Josepha sie weggeräumt. Aber auch die Strümpfe, die Miguel ihr am Abend nach der Session abgestreift hatte, waren unauffindbar, ihre Haarspange ebenso. Annes Handtasche hing an einem Garderobenhaken neben der Eingangstür, doch sie hatte sie, seit sie das Haus betreten hatte, nicht mehr angerührt.
Sie bestand faktisch nur noch aus sich selbst und dem, was Miguel aus ihr machte.
Als sie zum letzten Seil griff, stand er auf und begann, die Ausrüstung im Schrank zu verstauen. Sie zog die Schlaufe fest, erhob sich vom Boden und brachte ihm das Bündel, das er zu den anderen in den Schrank legte, dann griff er nach einem naturfarbenen Seil, schloss den Schrank und wandte sich zu ihr um.
„Deine Hände.“
Er umwickelte ihre Handgelenke mit zwei Windungen, band einen Steg und zog die Arme über ihren Kopf, sodass ihre Ellenbogen in die Höhe ragten. Wenig später waren ihre Hände an Schlingen oberhalb und unterhalb ihrer Brüste fixiert.
Miguel führte sie zurück zum Tisch und hängte eins der Bilder von der Wand ab, dann schob er Anne in die entstandene Lücke und machte das Seilende am Bilderhaken fest.
„So stehen bleiben, nicht rühren.“
Er ging wieder zum Schrank und kehrte mit einem kleinen Diaprojektor zurück, den er auf dem Tisch aufbaute. Dann schloss er die Jalousien vor den Fenstern, was den Raum in nahezu vollkommene Dunkelheit tauchte, setzte sich auf den Teppich und schaltete den Projektor ein.
Anne schloss geblendet die Augen, als der grelle Lichtkegel sie traf, und wandte den Kopf zur Seite.
„Ich sagte, nicht rühren“, hörte sie Miguel ungehalten grollen, weshalb sie ihren Kopf schnell wieder gerade rückte, ihre Augen jedoch weiterhin geschlossen hielt.
Der Diaprojektor begann mit rhythmischen, schnalzenden Geräuschen seine Tätigkeit. Durch die geschlossenen Augenlider hindurch nahm Anne ein wechselndes Farbspiel wahr, das von kurzen Momenten der Dunkelheit unterbrochen wurde.
Hin und wieder stoppte der Rhythmus, und sie konnte förmlich spüren, wie Miguels Augen über ihren Körper wanderten und ihn in das einbetteten, was auch immer die Wand hinter ihr zeigte. Er gab jedoch, bis Anne schließlich nur noch von weißem Licht angestrahlt wurde, kein einziges Wort mehr von sich.
Der Lichtstrahl erlosch. Anne schlug die Augen auf, als die Jalousien sich hoben. Miguel kam zu ihr und band sie vom Wandhaken los.
„Du hast dich gut versteckt, meine Schöne“, sagte er dabei leise. „Aber … ich hab dich!“
Fragend schaute sie ihn an, er lächelte jedoch nur, schob sie ein Stück zur Seite und hängte das Bild wieder auf. Dann löste er ihre Bondage, band das Seil zusammen und legte es zurück in den Schrank.
„So“, sagte er und rieb die Hände aneinander. „Dann woll’n wir mal.“
Zu Annes Erstaunen ging er jedoch an ihr vorbei in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Eine Packung eingeschweißter Grillwürste landete kurz darauf auf dem Tresen.
„Hunger?“
„Ja, Herr“, sagte sie und grinste. Warum tat er eigentlich nie das, was sie erwartete?
Kapitel 4
Das Feuer prasselte leise vor sich hin, während Anne vorsichtig auf die Grillwurst blies, die sie wie in Kindertagen an einem Stock über die Glut gehalten hatte, bis sie braungebrutzelt war.
Miguel hatte auf einem der Kieskreise im Garten ein kleines Lagerfeuer entfacht und vor Anne eine zusammengefaltete Decke auf den Kies geworfen.
„Sitz!“
Bei der Anweisung hatten seine Augen schelmisch gefunkelt. Sie hatte ihm einmal in einem Chat-Gespräch erzählt, dass sie mit Pet-Spielen nicht allzu viel am Hut hatte. Vor ihrem Herrn ein Hündchen zu mimen, kam ihr einfach zu albern vor. Auch wenn das Ganze einen unterwürfigen Aspekt hatte, fehlten ihr doch die physische Stimulanz, der körperliche Zwang und die damit verbundene
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