Rausch der Unterwerfung
hantierte, dann wurde es wieder still, nur das leise Klappern von Besteck war zu hören. Offenbar ließ er sich das Ergebnis von Josephas Kochkünsten schmecken. Anne runzelte die Stirn. Und sie? Sollte sie etwa unter dem Tisch verhungern?
„Komm da raus!“
Erleichtert kam sie der Aufforderung nach. Ihre Beine, vor allem die Knie, fühlten sich an wie Gummi und peinigten sie mit Kribbeln und Stechen, während sie mühsam unter dem Tisch hervorkroch.
„Steh auf und lauf ein wenig umher, und zwar so, wie du es gelernt hast.“
Etwas wackelig stellte sie sich auf ihre Füße und hob den Blick. Miguel saß auf einem der Lederhocker, hatte sich jedoch zu ihr umgewandt. In der einen Hand hielt er einen üppig gefüllten Teller und in der anderen eine Gabel, mit der er gerade auffordernd zur Treppe deutete.
Anne wandte sich um und konzentrierte sich, Kopf hoch, Blick gesenkt, Rücken gerade. Sie ging los. An der Treppe machte sie kehrt und lief zum Tisch zurück.
„Verschränk deine Hände auf dem Rücken, Schultern zurück. Und noch mal.“
Anne tat wie geheißen und machte sich ein zweites Mal auf den Weg. Sie wusste, dass Miguel sie beobachtete, und gab sich Mühe, ihre Bewegungen elegant und ihre Haltung stolz wirken zu lassen.
Er schien zufrieden, denn nachdem sie zum Tisch zurückgekehrt war, nickte er und sagte: „Jetzt knie dich wieder hin und schieb deine Hände unter die Beine.“
Als Anne wie vorgegeben auf dem Teppich saß, kam er mitsamt dem Teller zu ihr und setzte sich auf den Tisch. Etwas vorgebeugt, die Arme auf die Knie gestützt, begann er, in dem Essen herumzustochern, während Anne inständig zu hoffen begann, ihr Magen würde keine hörbaren Laute von sich geben. Dabei war sie nicht einmal übermäßig hungrig, nur der leckere Geruch hatte ihr Appetit gemacht und ihr die vergangene Stunde mit seiner verlockenden Aussicht versüßt.
Endlich hielt Miguel ihr die Gabel entgegen, und Anne zögerte keine Sekunde, das Angebot anzunehmen.
Sie kaute mit geschlossenen Augen und gab dabei unwillkürlich ein leise „Mmmh“ von sich.
Miguel lachte. „Glaub mir, wenn ich nicht so überzeugter Single wäre und Josepha ein klein wenig jünger, würde ich sie glatt heiraten. Sie ist einfach vollkommen.“
Anne nickte, während sie kaute, auch wenn sie Zweifel hatte, dass Miguel das ernst meinte. In der Tat schmeckte das Gericht, das aus kleinen Fleischstückchen, Gemüse und kurzen dünnen Nudeln bestand, genau so gut, wie es roch. Am liebsten hätte sie ihm ihren offenen Mund verlangend entgegengestreckt, nachdem sie die erste Portion hinuntergeschluckt hatte, doch sie unterließ es lieber und schaute ihn nur an. Lächelnd hielt er ihr die volle Gabel ein zweites Mal entgegen.
Nach der dritten Portion stellte er den Teller auf den Tisch und ging in die Küche. Mit einer flachen Schale aus dunkelbrauner Keramik kehrte er zurück und setzte sie vor Anne auf dem Teppich ab.
„Trink!“
Er nahm wieder auf dem Tisch Platz und schob sich selbst eine volle Gabel in den Mund, während er Anne erwartungsvoll ansah.
Als sie sich zu dem Trinknapf niederbeugte, um mit spitzem Mund Wasser aufzuschlürfen, musste sie innerlich kichern. Wie Miguel wohl reagiert hätte, wüsste er, dass sie schon wieder Spaß hatte? Doch sie fragte sich gleichzeitig, ob ihm das wirklich nicht bewusst war. Alles, was sie taten, diente einem gegenseitigen Zweck. Natürlich wollte er, dass sie ihre Zeit bei ihm genoss, er wollte nur nicht, dass sie es allzu offen zeigte.
Als Teller und Wassernapf schließlich geleert waren, schickte er sie in die Küche, um das Geschirr in die Spülmaschine zu stellen und ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen.
„Wie fühlst du dich?“, fragte Miguel, als sie wieder vor ihm auf dem Teppich kniete.
„Satt und zufrieden, Herr.“
„Gut.“ Er nahm einen tiefen Zug aus seiner Flasche und schaute sie prüfend an. „Dann hoffe ich mal, dass du jetzt anfängst, mir nützlich zu sein. Bis jetzt sind wir noch kein Stück weiter. Und du kannst davon ausgehen, dass ich darüber nicht allzu glücklich bin.“
Anne überlegte kurz und beugte dann devot ihren Kopf.
„Ich will alles tun, um Euch glücklich zu machen, Herr! Was verlangt Ihr?“
Als sie keine Antwort erhielt, hob sie vorsichtig ihren Blick und begegnete seinem amüsierten Grinsen.
„Was hast du denn anzubieten?“, fragte er zurück, und in seinen Augen blitzte es.
„Ich könnte …“ Ihr Blick wanderte seinen Körper
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