Rausch der Unterwerfung
Erregung, die Miguels Seile so mühelos in ihr entfachten. Wie schon am Mittag, als sie ihr Wasser aus einem Trinknapf geschlürft hatte, fand sie es eher lustig. Trotzdem setzte sie sich gehorsam auf die Decke und versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken, als er über ihren Kopf strich und „Brav“ murmelte. Sie wusste, dass er sie neckte.
Dann hatte er ihr einen Stock in die Hand gedrückt und eine Bratwurst an sein Ende gespießt, die Anne seither nicht mehr aus den Augen gelassen hatte, auch wenn sie sich über die archaische Zubereitungsart wunderte.
Es gab durchaus einen Grill in Miguels wildem Garten, Anne hatte das gemauerte Häuschen während ihres Rundgangs am Vormittag gesehen. Aber das offene Feuer hatte auch seinen Reiz, das musste sie zugeben, und das Ergebnis ihrer geduldigen Bemühungen war mehr als gelungen. Nur dass sie allein auf ihrer Decke saß, gefiel ihr nicht. Sie wandte sich um.
Miguel hatte es sich ein ganzes Stück hinter ihr auf einer Bank bequem gemacht und las in seinem Notizbuch, dem er hin und wieder kleine Eintragungen hinzufügte. Allmählich begann Anne sich zu fragen, ob er selbst nichts essen wollte und warum er ihr so demonstrativ jede Aufmerksamkeit entzog. Erst als sie sich leise räusperte, blickte er zu ihr auf.
„Fertig?“
Sie nickte.
„Ja, Herr! Riecht lecker. Ist nur noch zu heiß.“
Wie zum Beweis pustete sie noch einmal auf die Wurst an ihrem Stock und versuchte dann vorsichtig, von ihr abzubeißen.
„Moment!“
Er stand auf, griff nach einem der bereitstehenden Teller und schnappte ihr die Grillwurst buchstäblich vor der Nase weg.
„Wer hat gesagt, dass die für dich ist?“
Eine Zeit lang blickte Anne verdutzt auf die leere Stockspitze vor ihren Augen, dann stieß sie ein kurzes, ungläubiges Lachen aus und starrte ihm hinterher.
Miguel machte es sich wieder auf der Bank gemütlich und begann zu essen, offensichtlich hatte er auch weiter vor, sie mit Missachtung zu strafen.
„Lasst es Euch schmecken, Herr!“, knirschte sie leise. Es war ihr einfach unmöglich, den mitschwingenden Frust aus ihrer Stimme herauszuhalten.
„Wenn du auch etwas essen möchtest … da sind noch mehr“, gab er gleichgültig zurück und zeigte auf die angebrochene Packung.
Wütend spießte Anne eine neue Wurst auf ihren Stock und hielt sie über die Glut. Wenn er ihr wenigstens Gesellschaft leisten und sich mit ihr unterhalten würde, hätte es ihr nichts ausgemacht. Die Lagerfeuerstimmung war perfekt. Es war noch nicht dunkel, aber es dämmerte bereits. Der wolkenlose Himmel über ihr spielte mit Purpur und Dunkelblau, und eine Grillenarmee untermalte das Ganze mit schwirrendem Gesang. Doch das alles war nur halb so schön, wenn man allein am Feuer saß und einer Wurstpelle beim Bräunen zusah.
Als sie hörte, wie Miguel schließlich aufstand und ins Haus ging, seufzte sie missmutig und fühlte sich endgültig ignoriert. Der Nachmittag war doch gut verlaufen, geradezu harmonisch. Was machte sie jetzt schon wieder falsch?
Die Frage war jedoch im selben Moment vergessen, als Miguel zu ihr zurückkehrte. Sie vernahm das dumpfe Geräusch, mit dem seine Sporttasche zu Boden fiel. Augenblicklich war sie wie elektrisiert. Der Tag war noch nicht vorbei und Miguels Absichten eindeutig, denn er hatte auch den Koffer mit der Fotoausrüstung mitgebracht.
Er nahm ihr den Stock mit der halbgaren Grillwurst aus der Hand und lehnte ihn in die knorrige Astgabel eines Olivenbaums.
„Es wird Zeit, dass du für deine Kost und Logis hier was tust“, kommentierte er ihren Blick.
Anne hörte das schon vertraute leise Knarzen, mit dem Miguel ein Seil aufzog, und genauso vertraut war auch das Kribbeln, das sich unwillkürlich in ihrem Bauch ausbreitete. Zwar wurde dieses Gefühl von einiger Unruhe getrübt, die sich in ihrer Kehle festsetzte, aber der Rest ihres Körpers ließ sich von Miguels distanziertem Verhalten nicht beeindrucken, auch nicht, als er sie wortlos am Halsband packte und auf die Beine zerrte.
„Hör zu!“ Er hob ihren Kopf in die Höhe. „Betthupferl war gestern. Heute wird es ernst. Und so, wie der Tag bisher gelaufen ist, bleibt mir nichts anderes übrig, als dich ins Wasser zu schmeißen und zu hoffen, dass du schwimmst.“
Ohne eine Antwort von ihr abzuwarten, ließ er sie los und griff das Seil mit beiden Händen. Er wirkte entschlossen und schien feste Vorstellungen vom Verlauf der Session zu haben … und Erwartungen an sie.
Gespannt sah Anne dabei zu,
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