Rausch der Unterwerfung
Verrenkungen machen …“ Kichernd ließ sie den Satz ins Leere laufen. „Elfenbein und Ebenholz habe ich leider nur kurz kennengelernt, das war vor meiner Zeit, aber ich habe die fertige Arbeit gesehen. Ein beeindruckendes Paar, die eine blond, mit einem Engelsgesicht, die andere dunkelhäutig, fast schwarz, und stolz wie eine Wüstenprinzessin. Du kannst dir nicht vorstellen, was Miguel mit den beiden gemacht hat.“ Sie unterbrach sich erneut und fächerte sich mit der Rechten demonstrativ Luft ins Gesicht. „Na ja, und Josepha hast du sicher selbst schon kennengelernt.“
Entgeistert schaute Anne die Blonde an. „Die Haushälterin?“
Carolin lächelte. „Sie war die allererste, vor etwa fünf Jahren. Sie ist Orange, la naranja, die Apfelsine.“
Anne schüttelte ungläubig den Kopf.
„Wundert dich das wirklich?“, fragte Carolin an ihrer Seite. „Du solltest doch mittlerweile festgestellt haben, dass Schönheit für Miguel keine natürliche Gabe ist, sondern ein Produkt seiner Arbeit. Er hat dieses Talent … etwas in dir zu sehen, was du selbst vorher kaum wahrgenommen hast. Und er lag bisher nur ein Mal daneben.“
„Er hat sich schon einmal geirrt?“, fragte Anne erstaunt.
„Ja. Bei Schwarz, der Spinne.“
„Was ist passiert?“
Carolin winkte ab. „Nichts, was nicht so oder so passiert wäre. Ich bin nur froh, dass sie nicht alles ruiniert hat, sonst wären wir beide jetzt nicht hier.“ Sie blickte Anne an, nahm ihre Hand und drückte sie. „Spiel ihm nie etwas vor. Sei einfach du selbst. Er will nur deine Seele, Schätzchen. Schenk sie ihm.“
Anne lachte. „Ich fürchte, er hat sie schon.“
„Möchtest du schwimmen?“
„Na, klar! Wenn wir dürfen.“
Carolin zwinkerte ihr zu. „Ich mach das schon.“
Ohne ihre Hand loszulassen, ging sie mit Anne auf die Terrasse zurück. Als sie vor Jean-Pierre stand, knickste sie wieder.
„Verzeihung, aber Rot braucht eine kleine Erfrischung. Die Hitze macht ihr zu schaffen.“
Jean-Pierre lachte dröhnend und sagte. „Isch glaube, die Damen möschten uns damit sagen, dass sie im Pool herumplanschen wollen. Isch habe nischts dagegen.“
„Vielen Dank, mein Herr.“ Carolin knickste noch einmal.
„Meinetwegen“, sagte Miguel.
Anne konnte sich nicht überwinden, ebenfalls einen Knicks zu machen, auch wenn sie es eigentlich gern getan hätte. Also sagte sie nur: „Danke, Herr“ und folgte Carolin zum Pool.
„Wow, du bist wirklich Feuer“, sagte ihre neue Freundin begeistert, als sie sich ausgezogen hatten. Wie selbstverständlich griff sie nach Annes Brüsten und hob sie ein wenig an. „Ein Wunder, dass die noch nicht abgefackelt sind.“
„Dann sollte ich sie mal löschen, bevor ein Unglück passiert“, lachte Anne und sprang in den Pool.
Ein paar Bahnen schwammen sie schweigend. Anne genoss es, nackt zu schwimmen, das Halsband und die Bondage-Korsage behinderten sie dabei kaum. Vor allem war es ein schönes Gefühl, sich ganz natürlich geben zu können. Hier musste sie nicht mit schrägen Blicken oder verwundertem Stirnrunzeln rechnen. Im SM-Club hatte sie ähnlich empfunden, nur nicht so intensiv, was sie Gundas Schwärmerei und der beunruhigenden Begegnung mit Isabell zuschrieb. Carolin war aus demselben Holz wie sie, und Jean-Pierre war ohnehin eine Nummer für sich. Das Grundstück, der Garten samt Haus und Pool, erschienen wie eine in sich geschlossene, eigene Welt, die Anne die gleiche Sicherheit vermittelte wie Miguels Finca.
„Wie lange bist du schon hier?“, fragte sie nach der nächsten Wende.
„Seit gut einem Jahr“, gab Carolin zurück. „Ich habe Miguel auf einer Vernissage kennengelernt. Er lud mich ein, ich kam her … und blieb.“
„Und dein …“ Anne überlegte, Freund, Herr, Top … sie wusste nicht genau, wie sie es formulieren sollte.
„Jean-Pierre ist mein Mann“, sagte Carolin und zwinkerte verschmitzt. „Wir haben vor vier Monaten geheiratet. Das Bild, das du gesehen hast, war Miguels Hochzeitsgeschenk.“
„Oh, wow. Herzlichen Glückwunsch nachträglich.“
„Danke.“
„Und was macht er? Ich meine beruflich.“
„Er schreibt Drehbücher für das belgische Fernsehen.“
„Ich dachte, er wäre Franzose.“
„Belgier. Aber die sind auch nicht viel besser.“ Carolin lachte. „Er ist so ein Schwein, und ich steh auch noch drauf. Manchmal möchte ich gar nicht darüber nachdenken.“
Anne lachte ebenfalls, unterließ es jedoch, sich irgendetwas vorzustellen.
„Und
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