Rausfliegen mit Erfolg
Fragebogen an ehemalige Klientinnen und Klienten auszusenden, um deren Erlebnisse im Zuge ihres Jobverlusts aus ihrer Sicht wiederzugeben. Die persönlichen Stellungnahmen wurden mir dann anonymisiert übermittelt. Die meisten Auskunftspersonen hatten aufgrund des professionellen Coachings durch das DBM-Beraterteam wieder einen Job gefunden und konnten ihre Freisetzung mit dem nötigen Abstand beschreiben. Sie blickten von einer gesicherten Gegenwart aus zurück auf einen unerfreulichen Punkt in ihrer beruflichen Vergangenheit. Für andere lag der Rauswurf erst kurz zurück. Sie waren gerade dabei, den Vorfall zu verarbeiten und dementsprechend gedanklich noch stark in die jüngsten Geschehnisse involviert. Die Schilderungen beider Gruppen waren in ihrer Detailliertheit und Eindrücklichkeit identisch. Sie erzählten, als ob es gestern gewesen wäre. Den Einzelheiten ihrer Ausführungen war zu entnehmen, dass der eigene Rauswurf ein tiefgreifendes, unvergessliches Erlebnis bleibt.
Alles in allem ist die Stichprobe meiner Recherche, bestehend aus persönlichen und schriftlichen Interviews, im statistischen Sinne weder zufällig noch repräsentativ. Aber ich habe genügend Inhalte gesammelt, um diesem Thema ein separates Kapitel zu widmen. Die Auskunftspersonen stammen aus den unterschiedlichsten Branchen, Management-Ebenen und Funktionen. Nachstehend finden Sie eine unwissenschaftliche, aber wahrheitsgemäÃe Zusammenfassung meiner Rechercheergebnisse über die Umstände vieler Freisetzungen von Dienstnehmern, verbunden mit Gedanken über Sinn und Unsinn der gesetzten Handlungen.
Montag ist FEUERtag
Montags beginnen wir mit Vorliebe neue Projekte.
Wir nehmen die Kraft vom Wochenende und tragen sie in die neue Woche. Ein Neuanfang voller Tatendrang. Montag ist erfahrungsgemäà der Tag mit den wenigsten Krankenständen und den meisten Leuten in der Betriebskantine. Volles Haus also.
Unsere Arbeitgeber denken ähnlich.
Oft beginnt ein Dienstverhältnis an einem Montag, auch wenn sich der Monatsanfang in der Wochenmitte versteckt. Sehr zum Missfallen der Personalabteilung, die Mühe hat, die angefangenen Monate korrekt ins System einzupflegen. Und Dienstverhältnisse enden am Montag. Ich spreche von jenen mit einem für Angestellte überraschenden Ende.
In sieben von zehn Fällen gestaltete sich für meine Gesprächspartner eben dieser Montag zum FEUERtag. Und immer vormittags, je nachdem wann der Chef zu arbeiten begann. Die Zeitspanne startete um 7.30, dem Frühaufstehertermin speziell für Manager in der Produktion, und endete vier Stunden später, gerade rechtzeitig vor dem Mittagessen mit aufgelegtem Kantinentratsch. Die Steigerungsstufen von âMontagâ lauteten âMontag nach dem Urlaubâ und âMontag nach den Weihnachtsferienâ.
Warum Montag?.
Warum volles Haus? Warum eine Woche mit Schrecken beginnen lassen? Gibt es nicht einen besseren als den Montag, um ein Trennungsgespräch zu führen. Wie viel Zeit braucht ein Betroffener nach dieser Erstinformation?
Das vordergründige Argument unter Personalverantwortlichen, man wolle den Freizusetzenden das Wochenende nicht verderben, scheint äuÃerst fadenscheinig. Einleuchtender präsentiert sich da schon die unverblümte Begründung, man selbst müsse sich auf das schwierige Gespräch ja in Ruhe vorbereiten. Und die herausfordernden Dinge packt man eben am besten gleich am Montag an. Erstens kommt man ausgeruht und gestärkt vom Wochenende mental frisch ins Büro. Zweitens hat man die Unannehmlichkeit dann schnell hinter sich und kann sich den Rest der Woche wieder konstruktiven Aufgaben zuwenden.
Eine zusätzliche Dimension für den âRauswurf-Montagâ ist die Wahl jenes Wochenbeginns, an dem der erkorene Rausflieger nach längerer Abwesenheit wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehrt. Gut ausgeruht und nichtsahnend. Warum schickt man einen Mitarbeiter zuerst in den Urlaub, um ihn danach zu kündigen und kurzfristig mit der unmittelbaren Dienstfreistellung wieder in den (Langzeit-)Urlaub zu schicken? Glaubt der Arbeitgeber, dass sich der Betroffene nach dem Motto âVerweile Augenblick, du bist so schönâdanach sehnt, seinen Urlaub zu verlängern und daher seiner Kündigung bereitwillig zustimmt? Nein, eher nicht. Orientiert man sich an den Schilderungen der Betroffenen, so nutzt das Unternehmen die
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