Rausfliegen mit Erfolg
beim FuÃball ist das so. Auch Ihr Boss fühlt sich in den eigenen vier Bürowänden am stärksten, wenn es um die Freisetzung von Mitarbeitern geht. Das ist seine Schaltzentrale, in der er alle Fäden in der Hand hat. Die Türe ist schalldicht gepolstert und wird von der Sekretärin auch entsprechend bewacht, wenn keine Störung gewünscht ist. Ihr Boss kennt die Bedeutung jedes einzelnen Stuhls am Konferenztisch, weià um den Lichteinfall zu jeder Tageszeit und genieÃt den vollen Wohlfühlfaktor in seinem für ihn individuell gestalteten, heimlichen Wohnzimmer. Deswegen finden dort auch die meisten Personalgespräche statt.
Allerdings erledigt nicht jeder gerne unangenehme Dinge im eigenen Wohnzimmer. Man verlässt dazu schon mal gerne die vertraute, mit vielen schönen Erinnerungen behaftete Umgebung und begibt sich nach drauÃen. Meist befindet sich ja ein Konferenzraum in unmittelbarer Nähe. Viele Firmen verfügen über mindestens einen Raum in der Chef-Etage, der für vertrauliche Gespräche gebaut ist. Wenn Sie normalerweise nicht zum elitären Kreis gehören, der dort an Meetings teilnimmt, ist die Wahrscheinlichkeit durchaus groÃ, dass Sie zu einem Gespräch geladen sind, das keinen guten Ausgang hat.
Es gibt auch bedachte Chefs, die befinden, dass ein Trennungsgespräch aus Fairnessgründen an einem neutralen Ort stattfinden sollte. Leider verhalten sie sich bei der Umsetzung dieses redlichen Gedankens dann etwas tollpatschig und entscheiden sich für eher merkwürdige Orte. Da mietet man beispielsweise für eine Stunde einen Konferenzraum in einem Hotel, auch wenn dieser eigentlich für 40 Personen konzipiert ist. Oder man wählt in unserer wegzeitoptimierten Welt den Flughafen, wo man sich in einer Nische der Business-Lounge ungestört glaubt, dummerweise aber einen Kunden trifft.
Es kann noch unfassbarer ablaufen.
Ruhe- und mutlose Vorgesetzte tragen die Intention der Freisetzung oft einige Zeit mit sich herum, um dann situativ den geeigneten Zeitpunkt zu wählen. Diese Vorgehensweise treibt besondere Blüten. So übertreibe ich keineswegs, wenn ich Ihnen von Trennungsgesprächen auf der Herrentoilette vor der Aufsichtsratssitzung, auf einem Balkon im Smoking bei Minusgraden anlässlich der Firmenweihnachtsfeier oder der klassischen Zigarette vor dem Firmengebäude berichte. Derartige Blitzbesprechungen beginnen mit den unverfänglichen Worten: âHast du kurz Zeit?â oder âGut, dass wir uns hier kurz alleine unterhalten könnenâ. Die von Herzen kommendste Einleitung lautete: âEigentlich trage ich das nun schon länger mit mir herum, ich bin froh, es jetzt los zu werden.â
Sollte die Wahl auf einen geschlossenen Raum mit Sitzgelegenheiten fallen, beginnt das klassische Sesselrücken. Sie kennen sicher das Ritual aus Verhandlungen aller Art. Wenn Sie einen Raum betreten und Ihre Verhandlungspartner haben bereits Platz genommen, haben Sie die Möglichkeit, durch die Wahl eines der noch freien Stühle ein Signal über Ihre grundsätzliche Haltung zu Ihrem Gegenüber auszudrücken. Kooperation oder Konfrontation stehen zur Auswahl. Vorausgesetzt, Sie dürfen wirklich frei entscheiden.
Bei Rekrutierungsgesprächen fragen Sie noch artig: âWo darf ich Platz nehmen?â Bei der Kündigung wird Ihnen der Platz zugewiesen. In den meisten Fällen bedarf es für den zur Besprechung gerufenen Mitarbeiter geringer Kreativität, um die Aufstellung zu interpretieren. Wenn man beim Betreten des Raumes den Eindruck hat, einer improvisierten Gerichtsverhandlung beizuwohnen, weil man gleichzeitig dem Boss und dem Personalchef gegenüber sitzt, während sich der Betriebsrat mit ernster Miene in einer Ecke des Raumes herumdrückt, dann ist der Gedanke durchaus naheliegend, dass es sich nicht um einen konstruktiven Gedankenaustausch über Ihre nächsten Karriereschritte handelt.
Viele Betroffene berichten allerdings von Terminen bei ihrem Boss, bei denen die Erwartung, mit der sie in das Gespräch hinein gegangen sind, so gar nichts mit der gewonnenen Erkenntnis danach zu tun hatte. Und angesichts einer versteckten Agenda ist die Platzwahl durchaus irreführend. Wenn Sie normalerweise mit Ihrem Vorgesetzten konferieren, dürfen Sie sich zwar einen Platz aussuchen, kennen aber genau alle Nein-das-ist-meiner-Stühle, die er einzunehmen pflegt. Je nach Lust,
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