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Rausfliegen mit Erfolg

Rausfliegen mit Erfolg

Titel: Rausfliegen mit Erfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Nentwich
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bitte, die Botschaft ist ja doch angekommen, also weiter im Text?
Weit gefehlt, denn der oben zitierte Spruch geht schließlich weiter: „Verstanden ist nicht einverstanden …“ Die Tatsache, dass man den zur Kenntnis gebrachten Rauswurf auch zur Kenntnis genommen hat, bedeutet noch lange nicht, dass er akzeptiert wurde. Die Frage, inwieweit das Vorgehen des Arbeitgebers gerechtfertigt ist, durchläuft die Gedanken parallel mit der Frage nach dem WARUM. Letztere zu beantworten ist angesichts der unzähligen Variablen extrem komplex und belastet den menschlichen Arbeitsspeicher enorm. Und nachdem wir unsere emotionale Spontaneität mit der Kindheit verloren haben, agieren wir gemäß der Vernunftparole: erst denken, dann sprechen. Damit spielt sich das gesamte Programm im Kopf des Betroffenen ab, ohne dass dieser auch nur den geringsten Ton von sich gibt. Und wenn doch, dann füllt sich der Raum mit abgehakten, teils unzusammenhängenden Phrasen, ausgelöst von einem „Gedankenstaccato“.

Liebe Führungskräfte und Personalverantwortliche, tun Sie sich und den Betroffenen einen Gefallen: Liefern Sie einen guten, nachvollziehbaren und halbwegs akzeptablen Grund für Ihre Entscheidung und kommunizieren Sie diesen am besten vor Ihrer (Ver-)kündigung. Sie schaffen damit eine signifikant bessere Gesprächsbasis für die weitere Kommunikation.
Nackte Angst:
„ Was nun? Was mache ich jetzt bloß? Ich muss jetzt unbedingt klaren Kopf behalten, sonst überlebe ich die Fahrt zum Flughafen nicht. Wie sag ich es meiner Frau? Wie kann ich meine Familie versorgen – Wie geht’s jetzt weiter? Wie kann ich meine Verpflichtungen erfüllen? Wovon werde ich leben? Ich muss so schnell wie möglich wieder einen Job finden. In meinem Alter wird es schwer, etwas zu finden. Bekomme ich je wieder einen Job? Ich hab ’ Angst vor der Zukunft. “
Es ist der Verlust, der aus Selbstverständlichkeiten etwas Bedeutsames macht. Erst der Verlust selbst hat zur Folge, dass man den wahren Wert der scheinbaren Selbstverständlichkeit für sich erkennt. Ein Arbeitsplatz, wie unbequem er auch sein mag, ist mehr als ein Job. Er bildet oft eine Existenzgrundlage. Er versorgt in vielen Fällen eine Familie. Und so verwandelt ein Rauswurf auch einen vielbeschäftigten Top-Manager mit dem größten Ego und dazu passendem Salär mit einem Schlag in einen Familienvater, dessen Gedanken ausschließlich um Frau und Kinder kreisen. Eine Verwandlung, die das Trennungsgespräch durchaus beeinflussen kann.
Freiheit:
„ Endlich frei! Gott sei Dank! Eine unglaubliche Last ist mit einem Mal von mir abgefallen. Ich brauche tatsächlich morgen nicht mehr zu kommen. Jetzt fahr ich mal wieder auf Urlaub. Ihr könnt mich echt … “
Es gibt Trennungsgespräche, von denen Arbeitgeber träumen wie von einem Gewinn in der Klassenlotterie. Das sind jene, die gut anfangen und auch gut ausgehen, weil sie mit der Kündigung eines Mitarbeiters etwas Gutes tun. Sie schenken ihm seine Freiheit wieder. Dieser Mitarbeiter hat die Kündigung bereits vor dem Gespräch verdaut, weil diese nämlich schon vor längerer Zeit in seinem Innersten stattgefunden hat. Mit seiner inneren Kündigung saß er sich selbst im Weg. Er war zutiefst unglücklich, konnte sich aber nicht aufraffen, den letzten Schritt zu tun, entweder weil der Leidensdruck noch nicht hoch genug war oder weil das freiwillige Verlassen seines Arbeitsplatzes mit der persönlichen finanziellen Situation unvereinbar schien. Als Chef tun Sie einem solchen Mitarbeiter einen wirklichen Gefallen. Nicht selten wird ein derartiger Rausflieger zum Überflieger, findet schnellst seine Motivation und einen neuen, wesentlich ausfüllenderen Job. Doch Vorsicht, es gibt gewiefte Arbeitgeber, die einem Mitarbeiter, um ihn los zu werden, schon die Motivation absprechen, während dieser noch engagiert bei der Arbeit ist. Wir haben die verschriebene Amtsmüdigkeit als vorgeschobenen Kündigungsgrund bereits kennengelernt. Seien Sie vorsichtig: Die Wahrscheinlichkeit, einem Mitarbeiter mit seiner Kündigung wirklich einen Gefallen zu tun, ist meist genau so hoch, wie die des eingangs zitierten Lottogewinns.
    Wenn Sie sich während des Lesens all dieser Gedanken auch nur ansatzweise in die Personen hineinversetzen, verstehen Sie sehr schnell, dass Rausflieger den Kopf voller Gedanken haben können

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