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Rausfliegen mit Erfolg

Rausfliegen mit Erfolg

Titel: Rausfliegen mit Erfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Nentwich
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Produkte mit tollen Reimen und bunten Farben anzupreisen. Ohne jedoch auf den Gesamtauftritt zu achten. Heute genießen Verbraucher als wertvolle Geschäftspartner uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Man bietet umfassenden Konsumenten-Service, vor und nach dem Kauf, beeilt sich, im Sinne von CSR sein Engagement in der Öffentlichkeit, von der nachhaltigen Produktion und Warenverteilung bis hin zu Sponsoring und Charity-Aktivitäten, zu dokumentieren. Man misst einem kritischen Blog im Internet ebenso viel Bedeutung bei, wie der Evaluierung des Sortiments durch einen Konsumentenverein. Man bemüht sich, in jeder Hinsicht um einen offenen, konstruktiven, aktiven Dialog. Warum das Ganze? Nach und nach realisierte man, das die negative Meinung eines einzelnen Konsumenten im Zeitalter der Vernetzung mehr Schaden anrichtet als klassische Produktwerbung jemals gutmachen kann.
    Was im Bereich der Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen also „State-of-the-art“ ist, dürfte sich bei Personalstrategen noch nicht wirklich herumgesprochen haben. Unternehmen sind nach wie vor bestrebt, die Diskussion über das unerfreuliche Ereignis einer Freisetzung von Personal wegzuwischen. Obwohl man eigentlich wissen sollte, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Konsumenten an Wertigkeit für das Unternehmen um nichts nachstehen, werden ihre Bedürfnisse nach Information und Aufklärung in einer derartigen Situation geflissentlich ignoriert. Die offiziellen Stellungnahmen werden so kurz und oberflächlich wie möglich gestaltet. Sie geben somit jede Menge Raum für individuelle Interpretation. Sie öffnen Tür und Tor für Tratsch und Klatsch in der Gerüchteküche. Sie schaffen genau das, was Sie vermeiden wollen, nämlich Unruhe in der gesamten Organisation. Und diese Dynamik lässt dann die Aktiven, Guten ihr eigenes Schicksal in die Hand nehmen. Sie verlassen das Unternehmen. Was bleibt, ist die Gruppe der Unbeweglichen.
    Hoffnungslos idealistische Führungskräfte glauben nun, dass sie mit einer Verschwiegenheitsklausel in der Einvernehmlichen Auflösung eines Dienstverhältnisses dem Betroffenen ein Schweigegelübde auferlegen und damit gleichzeitig jegliche Kommunikation zu diesem Thema unterbinden können. Wie naiv ist das denn?
    Was macht denn ein Journalist für gewöhnlich, wenn er im Zuge seiner Recherchen für seine Geschichte keinen Input von den direkt Involvierten bekommt? Da gibt es in der Regel zwei Möglichkeiten:
Man geht „zum Nachbarn“.
Oder zu Freunden, Bekannten oder in unserem Fall eben zu Kollegen. Denn vielleicht haben sie etwas gehört oder gesehen. Die Nichtbeteiligten können dummerweise nicht die Wahrheit erzählen, denn sie waren ja nicht direkt involviert. Aber sie können ihre Meinung über die Situation äußern. Sie können pauschalieren, generalisieren, kritisieren. Und sie können es weitererzählen. Nicht den Kolleginnen und Kollegen, sondern zu Hause im Kreise der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis. Der Stein wird ins Wasser geworfen und die Geschichte zieht Kreise. Jeder Kreis ist größer als der vorhergehende. Dafür wird der Wahrheitsgehalt erfahrungsgemäß umso kleiner, je weiter die Geschichte von ihrem Ursprung entfernt ist. Eigene Sichtweisen werden eingebracht, Tatsachen werden vertauscht, Annahmen verschoben. Wie beim Stille-Post-Spielen. Und irgendwann trifft die Geschichte auf eine Person, die sie besonders wichtig nimmt und die Medien involviert. Die klassische Zeitung ist hier noch das geringste Übel. Stellen Sie sich vor, Sie besuchen als Unternehmensrepräsentant eine Berufsmesse und werden dann im Rahmen einer Info-Veranstaltung von Studenten mit einer aufgeblähten Geschichte zum Thema „mieser, illoyaler Arbeitgeber“ konfrontiert. Nicht dass Sie sich als rhetorisch geschulter Manager fürchten müssten, aber die Mithörerinnen und Mithörer – sprich Ihre Talente von morgen – gehen vielleicht doch lieber zu den Anbietern, die im Ranking von „Great Place to Work“ besser abgeschnitten haben.
Man macht sich selbst seinen Reim.
Wenn so rein gar nichts raus dringt, dann gibt man sich der reinen Spekulation hin. Journalisten haben diesbezüglich leichtes Spiel. Statt dem Punkt hinter dem Satz steht das Fragezeichen. Die Aussage bleibt unverändert. Und damit die Wirkung auf die breite Öffentlichkeit. Vergessen Sie

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