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Rausfliegen mit Erfolg

Rausfliegen mit Erfolg

Titel: Rausfliegen mit Erfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Nentwich
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in Ihren Arbeitgeber ebenfalls das Weite zu suchen, müssen Sie irgendwann wieder zum beruflichen Alltag übergehen. Bis dahin vergeht je nach persönlichem Nervenkostüm mehr oder weniger Zeit.
    Was sofort nach einer Kündigung einsetzt, sind unterschiedliche Reaktionsmuster der im Job Verbliebenen. Deren Intensität geht meist einher mit dem Ausmaß einer Kündigungswelle, kann aber auch schon durch ein tollpatschiges Prozedere bei der Trennung von Einzelpersonen losgetreten werden, wenn dieser einen Kündigung besonderer Symbolcharakter zukommt. Auf nachstehende Verhaltensweisen der Kollegen können sich die Kündiger gefasst machen:
Emotionen pur
Die gängigsten Gefühle, vorausgesetzt, man hatte ein kollegiales und kein konfliktbeladenes Verhältnis zueinander, sind Schock, Wut und Trauer. Nach anfänglichem Schock, dass „die Bombe“ in unmittelbarer Nähe eingeschlagen hat, setzt eine Solidarisierung mit den Betroffenen ein. Aufgeheizt von Arbeitnehmervertretern wendet sich die Stimmung gegen die unternehmerischen Entscheider. Je nach Stellung im Unternehmen und Persönlichkeitsprofil teilt der Einzelne seine Meinung mit anderen. Die Mutigen und Abgesicherten verleihen ihrem Unmut in Form offener Kritik Ausdruck. Die Mehrzahl übt sich aus Angst um den eigenen Job im Kritisieren hinter vorgehaltener Hand. Je näher man einander gestanden hat, umso intensiver ist die gelebte Trauer, die sich in demonstrativer Lustlosigkeit und Dienst nach Vorschrift niederschlägt. Als Gradmesser lässt sich beispielsweise die Teilnahme an freiwilligen Firmenveranstaltungen heranziehen. Die schlechte Laune müssen oft jene ausbaden, die in einer neu geschaffenen Organisation die Führung übernehmen. Wenn Sie in einer Phase der organisatorischen Unruhe an Bord eines Unternehmens kommen, müssen Sie unter Umständen den Rausschmiss Ihres Vorgängers büßen, obwohl Sie selbst am wenigsten dafür können. Man zeigt Ihnen, dass Sie nicht willkommen sind. Man misst Ihre Worte und Taten am alten Chef, dessen schlechte Angewohnheiten man erstaunlich schnell vergessen hat. Man lobt die alte Abteilung in derselben Intensität, wie man sie zuvor kritisiert hat. Je stärker Sie diese Emotionen unterdrücken, je schneller Sie bemüht sind, zum Tagesgeschäft überzugehen, je mehr Sie die Hinterbliebenen in die Pflicht nehmen, desto größer wird der Widerstand. Sie haben ein Problem, an dem Sie sich nicht vorbeidrücken können.
Abwarten und ja nicht auffallen
Oft präsentiert sich ein dezimiertes Team als Kaninchengruppe vor der Schlange. Keiner bewegt sich mehr aus Angst, auch nur irgendeinen Grund für Aufmerksamkeit zu liefern. Als gefährdete Spezies, zu der man als Arbeitnehmer gehört, weiß man schließlich nie, ob die Jagd nach Effizienz und Kostenreduktion schon vorbei ist. Deshalb ist Deckung und Tarnung angesagt. Gegangen wird prinzipiell unter dem Teppich. Es ist bedrückend still in den „heiligen Hallen“. Die Gruppenbildung und -auflösung passiert in einer Geschwindigkeit wie bei Internatsschülern nach der offiziellen Bettruhe. Alle Tätigkeiten werden entweder genau nach Vorschrift oder nur nach separater schriftlicher Aufforderung erledigt. Der Briefkasten für das betriebliche Vorschlagswesen weist nicht einmal mehr Fingerabdrücke auf. Die sonst zahlreichen kreativen Wort- und Schriftmeldungen, um das unternehmerische System zu kritisieren, scheinen im Vorfeld von einem imaginären Spam-Filter gefressen zu werden. Jedes Meeting gestaltet sich zur peinlichen Schweigenummer mit an der Wand festgeklebten Blicken, um nur ja keinerlei Augenkontakt zu riskieren. Sogar die sonst allseits beliebten Aktivitäten, wie E-Mail-Lesen oder Blackberryspielen, werden aus Angst, einen Ton von sich zu geben, vermieden.
Dies ist aber nicht die einzige Alternative. Ein ebenso ausgeprägtes Phänomen ist die geschäftige Unproduktivität. Wie von Geisterhand beschleunigt die Belegschaft ihren Arbeitsrhythmus. Bürowege werden im Laufschritt erledigt, Drucker und Kopierer arbeiten unentwegt, Tonnen von Unterlagen werden verschoben. Alle sind rund um die Uhr anwesend. Keiner kommt zu spät, keiner ist krank, keiner nimmt sich frei, und schon gar keiner nimmt sich irgendetwas heraus. Alle wirken emsig und hoch beschäftigt. „ So gesehen “, freut sich der oberflächliche Unternehmer, „

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