Rausfliegen mit Erfolg

unbequemen im Wege befindlichen Mitarbeiter zu entfernen, folgt oft die penible Recherche nach möglichen Kündigungsgründen. Je offensichtlicher Sie gegen Unternehmensrichtlinien verstoßen haben, desto leichter machen Sie es Ihrem Boss, Ihnen einen gehörigen Prügel vor die Füße zu werfen. Während Sie stolpern und letztendlich aus dem Unternehmen fliegen, erntet Ihr Vorgesetzter Verständnis für seine Entscheidung und Bewunderung für sein kompromissloses Vorgehen gegen „Unrecht der Firma gegenüber“.
Negative Vorbildwirkung kann ins Auge gehen.
Als Führungskraft mit Personalverantwortung sind Sie doppelt gefordert. Sie stehen für das Verhalten Ihres Teams ebenso gerade wie für Ihr eigenes. Wenn Sie als Vorgesetzter das Recht für sich beanspruchen, es mit der Auslegung von Vorschriften nicht so genau zu nehmen, wird das in Ihrem Team mit Sicherheit registriert, höchstwahrscheinlich diskutiert und in der schlimmsten Steigerungsstufe auch imitiert. Es mag sein, dass Sie im Nichteinhalten von Richtlinien über Routine und Geschick verfügen, ganz nach dem Motto „Du sollst dich nicht erwischen lassen“. Aber sind Sie sicher, dass Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese Gratwanderung auch beherrschen? Es besteht durchaus die Gefahr, dass erwischte und zur Rechenschaft gezogene Teammitglieder zur Milderung der eigenen Strafe das Vorbild für ihr Handeln preisgeben. Und schon haben Sie einen schmutzigen Fingerzeig auf Ihrer weißen Weste.
Erfolg ist keine Charaktereigenschaft.
Auch wenn es Ihnen als erfolgsverwöhnter Manager schwerfällt. Denken Sie für einen kurzen Moment an die Möglichkeit, dass Sie es vermasseln könnten. Dass einmal die Aufgabe schneller wächst als Sie. Dass die Erfolgsleiter, auf der Sie sich so wendig nach oben bewegen, zu wackeln beginnt. Und dass Sie einen Chef haben, der Ihnen jedes Mal, wenn sich jemand über Ihr Verhalten beschwert, denselben Sager serviert: „Du weißt, ich stehe voll hinter dir, solange du Erfolg hast.“ Kommt Ihnen da nicht der Gedanke, dass es ganz gut wäre, eine etwas breitere Akzeptanz im Unternehmen zu genießen?
Erfolg schützt vor Bestrafung nicht.
Es gibt eine Gruppe an Interessenvertretern, denen es ziemlich egal ist, wie erfolgreich Ihre Karriere gerade verläuft und wie wertvoll sich Ihr Beitrag für das Unternehmen gestaltet. Deren Funktion besteht schlicht und einfach darin, Ihr Handeln an internen Richtlinien bzw. gesetzlichen Rahmenbedingungen zu messen. Und sie haben die unangenehme Eigenschaft, sehr präzise vorzugehen und ausnehmend exakt zu dokumentieren. Es streiten sich die Betroffenen, welche Prüfung die härtere ist, die der Innenrevision oder jene des Finanzamtes. Einigkeit herrscht darüber, dass das Ausfassen eines Vermerks in der Personalakte durchaus bremsende Wirkung auf die Karrieregeschwindigkeit haben kann. Da nützt auch der Hinweis nichts, dass es die anderen genauso machen wie Sie. Das Leben kann manchmal ungerecht sein. Erwischt ist erwischt.
    Wenn es Sie also wieder mal so richtig juckt, dem System eins auszuwischen und das Ego durch das Biegen und Brechen von Regeln zu stärken, dann gibt es eine Überlegung, die Sie anstellen könnten. Stellen Sie sich einfach vor, Sie werden erwischt. Und es ergeht nicht Gnade vor Recht. Sie fassen jene Konsequenz aus, die das System für eine derartige Verfehlung vorsieht. Nicht mehr und nicht weniger.
    Denken Sie, es lohnt sich?
    5. Gebot: Du sollst dich vorbereiten
    Sicherlich haben Sie in Ihrer langen Karriere schon mehrfach an Krisenplänen für die Schublade gearbeitet. Diese werden an einer genau definierten Stelle im Unternehmen zentral abgelegt, um im Bedarfsfall schnell zur Hand zu sein. Mit diesen Plänen bekommen konsequente Unternehmen das entstehende Chaos systematisch in den Griff.
    Brauchbare Krisenpläne enthalten im Wesentlichen drei Elemente:
Definition der notwendigen Strukturen, von der Kompetenzverteilung im Management bis zur Organisation der Ressourcen für den Ernstfall.
Ablaufpläne zur Lokalisierung, Evaluierung und Lösung des Problems.
Klärung der Kommunikationswege nach innen und außen, denn eine Krise, ein Skandal, ist stets begleitet von der besonderen Aufmerksamkeit der Zuseher, natürlich bereitwillig versorgt von den Medien. Wenn das Unternehmen sich nicht aktiv um Transparenz bemüht, tun es andere.