Rausfliegen mit Erfolg

Informationsmangel, bewusst oder unbewusst, nährt die Gerüchteküche und lässt den Informationsfluss außer Kontrolle geraten.
    Wenn Sie sich nun kurz vorstellen, Sie würden morgen von Ihrem Chef gefeuert, löst das eine persönliche Krise bei Ihnen aus, empfinden Sie es gar als Skandal? Ja??
    Und, bewahren Sie einen dafür geeigneten Krisenplan in Ihrer Schreibtischlade auf? Nein??
    Sollten Sie aber.
    Weil Sie sicherlich im emotionalen Chaos versinken. Sie werden in diesem Moment nicht wissen, woran Sie zuerst denken, was Sie zuerst tun sollen, was Sie nicht vergessen dürfen.
    Sie können für diesen Fall das Drehbuch natürlich gänzlich Ihrem Chef und seinen Begleitern überlassen. Er hat sich ja gut vorbereitet, im Vorfeld mit der Personalabteilung verständigt, von der Zentrale das OK geholt, mit dem Betriebsrat gesprochen und den Aufsichtsrat informiert. Er bestimmt das Wann, Wo und Wie. Er hat den Überraschungseffekt.
    Für Sie bleibt immer noch die Arschkarte.
    Ach, Sie haben die nötige Routine, weil Sie selbst schon oft Mitarbeiter freigesetzt haben?
    Ich darf Sie kurz beUNruhigen: Die gegenüberliegende Seite des Verhandlungstisches fühlt sich anders an, ganz anders. Nicht jeder „Rausschmeißer“ ist automatisch mit dem Rausfliegen vertraut.
    Lassen Sie uns also eine Checklist erstellen.
    Eine komplette. Das ist wie bei einem Erste-Hilfe-Kasten. Auch wenn man inniglich hofft, ihn nie öffnen zu müssen: Wenn es dann soweit ist, sollte wirklich alles Nötige drinnen sein.
    Beginnen wir mit den Unterlagen für Ihre Verhandlung .
    Folgende Unterlagen sollten Sie griffbereit in Ihrem Büro verstauen:
Aktueller Dienstvertrag und alle sonstigen Vereinbarungen, die Sie mit Ihrem Arbeitgeber schriftlich festgehalten haben
Gehaltszettel
Idealerweise enthält er auch Ihre laufenden Sachbezüge sowie die Anzahl der verbleibenden Urlaubstage.
Bonusabrechnungen der letzten drei Jahre
Eine Aufstellung sonstiger finanzieller Zuwendungen Ihres Arbeitgebers aus den letzten drei Jahren, von Stock Options über Sonderprämien bis zu den Weihnachtsgutscheinen für den Personalshop
    Diese Unterlagen enthalten in der Regel alle Daten, die Sie als Basis für die Verhandlung einer freiwilligen Ausgleichszahlung des Dienstgebers für den Verlust Ihres Arbeitsplatzes benötigen. Das ist an Ihrem letzten Arbeitstag übrigens die einzige Kennzahl, die Sie noch interessieren sollte.
    Wenn Sie je im Verkauf gearbeitet haben, dann wissen Sie:
    Je klarer die Unterlagen aufbereitet sind, desto besser können Sie sich auf die Verhandlung selbst konzentrieren. Unnötiges Blättern und Suchen von Informationen lenkt Ihre Konzentration vom Gesprächspartner ab. Sie übersehen oder überhören vielleicht den geeigneten Augenblick, um Ihre Forderung überzeugend zu formulieren. Idealerweise verfügen Sie daher über einen „One-Pager“, der all die Daten bereits übersichtlich zusammenfasst.
    Ach ja, vergessen Sie nie den Taschenrechner . Es wird zumeist um jeden Prozentpunkt gefeilscht. Dieser Gedanke mag Sie irritieren, weil in Ihrem Dienstvertrag alle Kündigungsformalitäten exakt geregelt sind. Glauben Sie mir: Es gibt für Sie immer einen Spielraum nach oben. Das erste Angebot in einer Verhandlung ist nie das letzte. Es besteht ein Unterschied zwischen dem kommunizierten Preis und dem Preis, auf den man sich letztendlich einlassen würde. Dies gilt für Käufer wie Verkäufer. Wenn sich Ihr Boss im Sinne seines Images an einer einvernehmlichen Auflösung Ihres Dienstverhältnisses interessiert zeigt, sollte er diese nicht um den Preis einer einfachen Kündigung bekommen, auch nicht um den „Pappenstiel“ eines freiwilligen Monatsgehalts. Selbst wenn er sich auf den ersten Blick kompromisslos gibt, nutzen Sie die Chance, zu verhandeln. Womit wir explizit nochmals zur oben zitierten Kennzahl kommen: den Preis für Ihren „Rausflug“. Natürlich wollen Sie sich so teuer wie möglich verkaufen, aber wissen Sie eigentlich, welchen Preis Sie exakt erzielen wollen? Haben Sie für diesen Fall ein Forderungspaket geschnürt? Die minutiöse Vorbereitung auf diese Verhandlung ist unabdingbar. Sie müssen sich bereits im Vorfeld überlegen, welchen Preis Sie anstreben, welchen Preis Sie nennen und welchen Sie als kleinsten gemeinsamen Nenner akzeptieren würden. Machen Sie zuerst