Ravanas Rueckkehr
meiner Mom sein.« Mit nachdenklicher Miene überflog sie Brief um Brief und steckte jeden davon anschließend wieder in den Umschlag und zurück in den Stapel. »Sieht aus, als wäre es Lloyds Idee gewesen, die Sammlung auszustellen. Und jedes Mal, wenn er davon schreibt, geht er auch ausgiebig auf die Ravanastatuette ein.«
»Okay, und das ist genau der Teil der Geschichte, den ich immer noch nicht verstehe«, sagte Willow. »Was hat er davon, sie öffentlich zu präsentieren, wenn er sie benutzen will, um Ravana zurückzuholen?«
Buffy las eine Weile schweigend weiter. »Hör dir das an: >Die Sammlung deines Großvaters ist so umfassend, dass ich überzeugt bin, er wird etwas so vergleichsweise Unwichtiges wie die hinduistischen Kunstgegenstände nicht vermissen, trotz des Wertes und der großen Bedeutung der Ravanastatuette. Wenn wir erst einmal dort sind, verspreche ich dir.. .< Oh, äh ... oh.« Sie verzog das Gesicht. »Er verspricht, er wird an ihren Zehen lutschen.«
»Hmm. Klingt doch eigentlich ganz romantisch.«
»Nicht, wenn du sie gesehen hättest, Willow, glaub mir.« Sie las den Abschnitt noch einmal in Ruhe. »Nach der Art, wie Lloyd ihn erwähnt, muss Benson Lovecraft noch am Leben sein. >Ich bin überzeugt, er wird es nicht vermissen. < Erinnerst du dich, was Giles über Lovecraft erzählt hat? Dass er, wenn er noch lebt, weit über hundert Jahre alt sein muss?«
»Vielleicht hat er ihn nur im übertragenen Sinn erwähnt«, überlegte Willow. »Du weißt schon, wie Leute eben über Tote reden, so wie: >ich bin überzeugt, das würde Großvater gefallen<, so in der Art. Was meinst du?«
Buffy schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Ich denke, der Kerl lebt noch, und er lebt auf dieser Insel.«
»Allzu lebendig kann er in dem Alter wohl nicht mehr sein. Ich meine, vermutlich hängt er an allem möglichen Zeug dran, Tropf, künstliche Lunge, wer weiß?«
»Sollte man annehmen.« Die Stirn in tiefe Falten gelegt, las Buffy einen weiteren Brief. »Wer ist dieser Lloyd? Wer auch immer er ist, ich kann mir einfach nicht vorstellen, was er in jemandem wie Phyllis Lovecraft sehen könnte.« Und während sie sprach, wurden ihre Augen immer größer, und sie starrte Willow mit offenem Mund an.
»Ich schätze, in dir flammt gerade eine Erkenntnis auf.«
»Er sieht gar nichts in ihr«, sagte Buffy atemlos. »In Phyllis Lovecraft gibt es nichts zu sehen. Das ist nicht böse gemeint, Will, aber sie ... na ja, die arme Frau ist hässlicher als ein ganzer Haufen Warzen. Und ich glaube, irgendwas stimmt nicht mit ihr, weißt du, als hätte sie irgendwie nicht alle Löcher im Käse, wenn du verstehst, was ich meine. Lloyd benutzt sie nur, um an die Ravanastatuette zu kommen! Er, er... ich weiß auch nicht, vielleicht wusste er, dass Benson Lovecraft sie hat, aber er hatte keine Chance, sie in seinen Besitz zu bringen. Bis er herausgefunden hat, dass Benson Lovecraft eine Enkeltochter hat, die nicht besonders hell im Schädel ist und vielleicht einsam und auf der Suche nach Liebe ...«
»Die Art schmalziger Liebe, von der sie in diesen Büchern liest.«
»Genau!«, stimmte Buffy voller Enthusiasmus zu, während sie den Brief wieder in den Stapel zurückschob. »Lloyd will Ravana rufen, aber kann nicht einfach zu Phyllis gehen und ihr das sagen. Also erzählt er ihr stattdessen, all diese hinduistischen Kunstgegenstände sollten ausgestellt werden, damit die Menschen sie sehen und bewundern können.«
»Aber warum wollte er sie ausgerechnet hierher bringen? Nach Sunnydale? Ich meine, es gibt größere Museen in größeren Städten.«
»Wenn du einen alten Dämon wiedererwecken wolltest, würdest du das nicht auch an dem Ort machen, an dem die Erfolgsaussichten am größten sind?«
Willow dachte einen Augenblick darüber nach, und die Erkenntnis legte sich wie ein Schatten über ihre Miene. »Der Höllenschlund!«
Buffy nickte. »Dieser Ort ist das übernatürliche dämonische Äquivalent zu Lourdes.
Deshalb wollte er es hier tun.«
»Okay, also ... wenn sie nun hier sind, warum ist die Frau dann immer noch so wild darauf, das Zeug in der Galerie unterzubringen? Du hast doch gesagt, sie würde deine Mom immer noch belästigen, richtig?«
»Ich ... keine Ahnung«, entgegnete Buffy achselzuckend, während sie das unordentliche Bett betrachtete. »Ich frage mich, ob sie Lloyd das blaue Auge zu verdanken hat, mit dem sie bei uns vor der Tür aufgetaucht ist.«
»So viel zur Romantik«, stellte
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