Ravanas Rueckkehr
legte.
»Warte«, sagte Willow neben ihr, während sie nachdenklich das Gepäck betrachtete. »
Mir ist nur gerade aufgegangen, dass wir, äh ... na ja, wir schleichen hier rum, weißt du, stöbern in den Sachen anderer Leute, die wir nicht einmal kennen. Niemand hat uns eingeladen, und ich fühle mich irgendwie ... schuldig.«
»Ach so.« Buffy ließ sich mit überkreuzten Beinen zu Boden sacken. »Aber wir wissen beide, dass wir nicht zu den Leuten gehören, die so etwas einfach so machen, richtig? Ich meine, nicht, solange es nicht unbedingt nötig ist. Aber das hier ist nötig, denn wenn wir die Statuette nicht finden und zerstören, dann werden sich noch mehr Leute gegenseitig das antun, was wir einander anzutun versucht haben, nur dass die mehr Erfolg haben werden. Und es werden noch mehr Leute verspeist werden. Und Ravana wird die ganze Welt in seine eigene pervertierte, bösartige Spielwiese verwandeln.«
Willow staute Buffy eine Weile unentschlossen an. Dann ließ sie sich ebenfalls auf dem Boden nieder, schnappte sich eine Reisetasche und sagte: »Nimm du den, ich nehme diesen.«
Zwei der Koffer waren leer. In zwei anderen entdeckten sie Schuhe, stapelweise Straßenkarten, massenweise Atemfrischbonbons aller möglicher Marken und Geschmacksrichtungen, einige Tücher und Handschuhe.
»Oh, sieh mal«, sagte Willow, »noch mehr Liebesschnulzen mit einem Ersatzgigolo auf dem Deckblatt. Sie scheint ziemlich viel zu lesen.«
Buffy schüttelte den Kopf. »Solche Bücher zählen nicht.« Dann entdeckte sie einen Stapel geöffneter Kuverts, die mit einem Gummiband zusammengehalten wurden. Sie blätterte sie durch und sah, dass jedes einzelne von ihnen einen Poststempel in der rechten oberen Ecke trug. Alle waren adressiert an Phyllis Lovecraft, postlagernd in Mossrock, Washington. Erneut blätterte Buffy die Umschläge durch und stellte fest, dass auf keinem ein Absender vermerkt war.
Schließlich zog sie einen Umschlag aus dem Stapel heraus, entnahm den Brief und faltete ihn auseinander. Es war nur ein einzelner Bogen schlichten grauen Briefpapiers, und der Inhalt füllte nicht einmal die ganze Seite. Die Handschrift war sauber, aber alles andere als weiblich.
Liebe Phyl,
dich wieder zu sehen hat meinem Leben neuen Sinn gegeben, doch unsere gemeinsame Zeit ist so kurz. Ich freue mich schon auf ein baldiges Wiedersehen. Bis dahin werde ich dein Gesicht überall in der Menge sehen und deine Berührung im Traum verspüren.
Hast du bereits damit angefangen, die indische Sammlung deines Großvaters vorzubereiten? Die Stücke, die du mir gezeigt hast, sind wirklich exquisit. Besonders angetan bin ich von der Ravanastatuette mit den sechs zugehörigen Figürchen. Die Platzierung von Köpfen und Armen des Hindu-Dämons ist wirklich gelungen. Ich bin überzeugt, die Galerie, die mir vorschwebt, wird meine Begeisterung für dieses spezielle Stück teilen. Aber zuerst musst du alles einpacken, damit du reisefertig bist, wenn ich meine Geschäfte in New York erledigt habe.
In zwei Wochen werden wir uns wieder sehen, mein Liebling. Dann werden wir zusammen mit der Kunst aus dem Besitz deines Großvaters aufbrechen, doch die wahre Kunst wird sein, dass wir zusammen sind, meine Süße.
Unterschrieben war der Brief mit den Worten: >In Liebe, dein Lloyd<.
»Ich glaube, mir wird schwindelig«, ächzte Buffy.
»Geht es dir nicht gut?«
»Nein, ich habe nur diesen Brief gelesen. Der Poststempel ist vom neunzehnten letzten Monats. Er stammt von einem Burschen namens Lloyd.« Sie schob den Brief zurück in den Umschlag, zog einen weiteren aus dem Stapel heraus und öffnete ihn.
Rasch überflog sie die Zeilen, ehe sie sich dem nächsten Brief widmete.
»Und?«, fragte Willow, gespannt, wie es weiterginge.
»Er bringt immer wieder die Ravanastatuette zur Sprache«, sagte Buffy, während sie den vierten Brief studierte. »Eigentlich geht es um die ganze Sammlung hinduistischer Kunst von ihrem Großvater, aber er erwähnt immer wieder diese Statuette.«
»Und deshalb wird dir schwindelig?«
»Nein, das liegt an all dem Schmalz. Das sind Liebesbriefe mit einem Schuss Statuettengeschwätz, und sie klingen genau wie diese Bücher, die sie liest.« Sie reichte einen der Briefe an Willow weiter.
»liihh«, machte Willow naserümpfend, als sie ihn gelesen hatte. »Ich brauche Insulin.«
»Er erwähnt Sunnydale in keinem seiner Briefe, aber er schreibt immer wieder von der Galerie«, sagte Buffy. »Das muss die Galerie von
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