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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Neugier zu wecken. »Mein Begleiter, der vorhin auf sein Zimmer hochgegangen ist, um sich schlafen zu legen, ist ihr Bruder«, sagte er dann.
    »Bruder? Betty hat nie was von einem Bruder erzählt.«
    Raven zuckte die Achseln. »Möglich. Er lebt seit über zwanzig Jahren in den Vereinigten Staaten, und sie haben sich aus den Augen verloren, wie man so schön sagt.«
    »Und jetzt sind Sie beide gekommen, um ihr Grab zu pflegen?«
    »Nein. Er möchte die genauen Umstände ihres Todes aufklären. Und ich begleite ihn, weil er sich mit Land und Leuten nicht mehr so richtig auskennt.«
    »Aber es war ein Unfall!«
    »Jawolll!«, lachte Macgillycaddy. »Ein Blsch ... Blitz ... Blitzschschlag, jaha. Einfach scho!« Er rülpste, verdrehte die Augen und fiel vom Hocker.
    Raven fing ihn in letzter Sekunde auf, bevor er sich verletzen konnte, und schleppte ihn zum nächsten freien Stuhl, wo er ihn vorläufig deponierte, bis er wieder zu sich kam oder sich jemand fand, der ihn nach Hause trug.
    »Scheint, dass Sie Recht haben«, meinte er ungerührt zum Wirt. »Von dem erfahre ich nicht mehr viel. Aber vielleicht können Sie mir ein bisschen was erzählen?«
    Er lehnte sich wieder an die Theke und schaute dem Wirt direkt ins Gesicht. Der zuckte die Achseln, was alles oder nichts bedeuten konnte.
    »Mein Freund«, fuhr Raven fort, »hat natürlich einen ausführlichen Bericht über diesen angeblichen Unfall erhalten.« Es fiel ihm schwer, das Wort »Freund« über die Lippen zu bringen. »Aber es gibt da ein paar Sachen, die ihm nicht geheuer vorkommen.«
    »Und jetzt ist er hier, um Detektiv zu spielen, wie?«
    »Könnte man sagen. Sehen Sie, er hat nicht viel Kontakt mit seiner Schwester gehabt, aber ...« Raven zögerte und senkte dann die Stimme, um im Verschwörerton weiterzusprechen. »Seine Familie ist recht begütert«, sagte er. »Den Leuten liegt viel daran, ihren Namen sauber zu halten. Es gab Gerüchte, wissen Sie? Er ist vom Familienrat hergeschickt worden, um die Sache ein für alle Mal zu klären. Die Targets - Target war Bettys Mädchenname - werden es sich etwas kosten lassen, die Wahrheit herauszufinden.«
    Natürlich war die Geschichte vom ersten bis zum letzten Wort erlogen, aber Raven wusste recht gut, wie man mit Menschen vom Schlage des Wirts umzugehen hatte. Und tatsächlich leuchtete es in den Augen des Wirts gierig auf. Er überlegte eine Weile, nippte nachdenklich an seinem Bier und rümpfte dann die Nase.
    »Naja«, murmelte er. »Komisch war die Sache schon.«
    Raven wurde hellhörig. »Komisch? In welcher Beziehung?«
    »Nun ... es war zwar eine kühle und nicht gerade schöne Nacht, aber von einem Gewitter war eigentlich keine Spur. Aber das steht sicherlich auch im offiziellen Bericht. Ich kann Ihnen da nicht viel sagen. Vielleicht ...«
    Er brach ab, trank wieder an seinem Bier und sah Raven lauernd an. Raven seufzte, klappte seine Brieftasche auf und schob einen größeren Geldschein über den Tresen.
    »Es gab da jemanden, der Betty engagiert hat, um sich von ihr Stonehenge bei Nacht zeigen zu lassen. Hier in der Kneipe haben die beiden gesessen, da vorne an dem Tisch«, berichtete der Wirt, nun schon wesentlich gesprächiger. »Allerdings«, fügte er hastig hinzu, »hat die Polizei die Sache gründlich untersucht. Er hat nichts mit dem geheimnisvollen Unfall zu tun. Er hatte ein wasserdichtes Alibi. Ist gar nicht mit nach Stonehenge hinausgegangen. Aber fragen Sie mich jetzt bitte nicht, wie Betty dann auf die Idee gekommen ist, die Nachtwanderung allein zu unternehmen. Das kann ich Ihnen nämlich auch nicht sagen.«
    Davon hatte nun rein gar nichts in dem Bericht gestanden, den die Polizei Jeff Target hatte zukommen lassen - wahrscheinlich, um einen unverdächtigen, unschuldigen Bürger zu schützen. Was rechtlich gesehen ja auch durchaus korrekt war.
    »Und wie hieß dieser wasserdichte Jemand?«, fragte Raven. Zugleich schob er dem Wirt noch einen Geldschein hinüber.
    »Barry Lamb«, sagte der Wirt, dem der Schutz personenbezogener Daten offensichtlich nicht so sehr am Herzen lag wie der britischen Polizei. »Damit hat er sich hier jedenfalls ins Gästebuch eingetragen.«
    »Gästebuch?«, echote Raven. »Sie meinen, er hat hier gewohnt? Bei Ihnen?«
    »Klar. Er wohnt sogar immer noch hier. Ist aber im Moment nicht da. Aber er hat das Zimmer für drei Wochen gemietet, also wird er wohl wieder zurückkommen.«
    Raven überlegte einen Herzschlag lang, leerte dann mit einem raschen Schluck

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