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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sein Glas, nickte dem Wirt zu und verließ wortlos den Pub.
    Es regnete immer noch, als er auf die Straße trat, aber der Wind hatte nachgelassen, und zwischen den tiefhängenden grauen Wolken zeigten sich die ersten Flecken klaren Himmels.
    Raven eilte mit raschen Schritten zu seinem Sportwagen, ließ den Motor an und verließ Karghill in gemäßigtem Tempo.
    Der Weg nach Stonehenge war auch bei Nacht nicht zu verfehlen. Große, auffallend gestrichene Schilder, auf denen ein mäßig begabter Künstler versucht hatte, lateinische Buchstaben so zu verfremden, dass sie wie keltische Runen wirkten (das Ergebnis war einigermaßen lächerlich), lenkten den neugierigen Touristen an jeder Straßenkreuzung in die richtige Richtung, und schon nach wenigen Minuten schoss der Maserati über den Kamm einer sanften Bodenwelle und jagte das letzte gerade Stück zum eigentlichen Stonehenge hinab.
    Obwohl sich Raven seit jeher stark für das prähistorische Heiligtum interessiert und buchstäblich Hunderte von Bildern betrachtet und etwa ein Dutzend Bücher gelesen hatte, überwältigte ihn der Anblick.
    Er kuppelte aus, ließ den Wagen an den linken Straßenrand rollen und schaltete den Motor aus. Stonehenge lag weit und einsam vor ihm, trotz oder vielleicht gerade wegen der unübersehbaren Anzeichen des Verfalls gigantisch und beeindruckend.
    Die Anlage bestand aus einem U-förmigen Kernstück, in dem riesige Steinquader ein fünffaches Tor bildeten, jedes mächtig genug, drei Männer nebeneinander hineinzustellen. Um dieses U herum zog sich, jetzt jedoch nur noch in Bruchstücken erhalten, ein Ring aus niedrigen, sorgsam bearbeiteten Steinsäulen, die das Heiligtum wie ein Bataillon stummer Wächter umstanden. Um diesen Kreis wiederum zog sich ein mächtiges Bollwerk quaderförmiger Trilithen, riesiger rechteckiger Felsen, auf denen noch die Reste der ehemaligen Deckenkonstruktion zu erkennen waren.
    Ein langer, wie mit dem Lineal gezogener Weg, von mächtigen Megalithen flankiert, führte auf den steinernen Kreis zu.
    Raven schauderte, als er die Anlage betrachtete. Er hatte Rekonstruktionen von Stonehenge gesehen, Modelle, die demonstrieren sollten, wie das Heiligtum ausgesehen hatte, bevor der Zahn der Zeit oder auch die Wut seiner Feinde den Großteil der Anlage zerstört hatte. Es gab Dutzende von Theorien, welchem Zweck die Anlage wohl einmal gedient haben mochte, aber in diesem Moment spürte er einfach, dass sie alle, wie sie da waren, falsch sein mussten.
    Sicher - es gab Berechnungen und sogar experimentelle Beweise, wonach man zu bestimmten Zeiten und aus bestimmten Blickwinkeln Sternbilder auf die Auf- und Untergangszeiten von Sonne und Mond berechnen konnte. Aber wahrscheinlich verhielt es sich mit Stonehenge ähnlich wie mit den - angeblich - in der großen Pyramide von Gizeh verborgenen mathematischen Aufschlüsselungen der Planetenverteilung im Sonnensystem. Bei einer Anlage dieser Größe und Komplexität konnte man, wenn man nur geduldig (oder starrköpfig) genug war, schlicht und einfach alles hinein- und herausberechnen.
    Nein - Raven war sich in diesem Moment vollkommen sicher: Stonehenge diente einem völlig anderen Zweck. Einem Zweck, den Menschen vielleicht niemals erraten würden. Und er war sich nicht einmal sicher, ob er die wirkliche Bestimmung Stonehenges überhaupt kennen wollte.
    Er ließ den Motor an und fuhr langsam weiter. Die Straße führte etwa eine halbe Meile an dem Heiligtum vorbei. Raven folgte der Ausschilderung und lenkte den Wagen auf einen riesigen, um diese Tages- oder besser Nachtzeit gespenstisch leeren Parkplatz. Den Rest der Strecke würde er zu Fuß zurücklegen müssen.
    Er stieg aus, schloss die Tür des Maserati ab und machte sich ohne sonderliche Eile auf den Weg. Er befand sich auf der Stonehenge abgewandten Straßenseite, und obwohl jetzt, kurz vor Mitternacht, keinerlei Verkehr auf der tagsüber stark befahrenen Uberlandstraße herrschte, benutzte er trotzdem die kahle Betonunterführung, die den behördlich genehmigten Zugang nach Stonehenge darstellte. Seine Schritte hallten laut in dem zugigen, eiskalten Tunnel wider, dessen Wände mit allerlei Sprüchen und Zeichnungen vollgekritzelt waren, manche lustig, manche schweinisch, manche auch nur einfach Meinungsäußerungen einer sonst stummen Mehrheit zu politischen oder anderen Themen.
    Er ließ den Betontunnel hinter sich und schritt gemächlich den breiten Zugang zum Steinkreis hinauf. Ein sonderbares Gefühl der

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