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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Stärke packten sie, hoben sie wie ein Spielzeug in die Luft und schleuderten sie dann über den Rand der Plattform in den Abgrund hinab.
    Ihr gellender Schrei brach abrupt ab, als sie in das flammende Chaos des magischen Siegels eintauchte. Ein dumpfer Donnerschlag erschütterte den Schacht, und auch der letzte, fünfte Zanken des Sterns erlosch bis auf einen dünnen, kaum mehr wahrzunehmenden Umriss.
    Barlaam trat an den Abgrund heran und blickte hinab. Ein dünnes, triumphierendes Lächeln umspielte seine Lippen. Das war etwas, was ihn von den echten Thul Saduum unterschied: Er kannte noch solche Gefühle wie Freude über einen Sieg.
    Ja, das Siegel war fast erloschen.
    Fast.
    Eine Zeit lang stand er reglos da, starrte in die Tiefe und wandte sich dann mit einer ruckartigen Bewegung um. Über ihm ging die Sonne unter, und Stonehenge versank in Dunkelheit und Schweigen.
    Es wurde Zeit.
    Dies war die Nacht der Entscheidung.
    Der Mechaniker schüttelte den Kopf, kratzte sich mit einem ölverschmierten Schraubenzieher hinter dem Ohr und zog geräuschvoll die Nase hoch. »Sieht nicht gut aus«, murmelte er.
    Raven runzelte die Stirn. »Was heißt das - sieht nicht gut aus?«
    »Ihr Wagen, Mister«, entgegnete der Mechaniker. »Sieht wirklich nicht gut aus. Die zerdepperten Kotflügel krieg ich zur Not hin, wenn Sie keinen Wert auf eine Eins-A-Lackierung legen. Aber die Windschutzscheibe, die Ölwanne und die Kardanwelle ... Wird eine Zeit dauern, bis die bestellten Ersatzteile aus London da sind. Bin schließlich keine voll ausgestattete Maserati-Werkstatt. Ich hoffe nur, Sie sind gut versichert?«
    »Bin ich nicht«, sagte Raven trocken. »Aber das macht nichts. Ich hab den Wagen nicht so zu Klump gefahren, also muss ich den Schaden auch nicht selbst bezahlen.« Er zögerte, klappte seine Brieftasche auf und legte einen Geldschein auf die Kühlerhaube des Sportwagens. »Wie sieht's aus - können Sie ihn nicht wenigstens notdürftig wieder hinkriegen? Ich will ja keine Weltreise damit unternehmen.«
    »Notdürftig, eh?« Der Mechaniker kratzte sich erneut hinter dem Ohr. Die Haut war an dieser Stelle bereits rot und verhornt. Wahrscheinlich gehörte es zu seinen festen Angewohnheiten, sich mit irgendwelchen Werkzeugen am Kopf zu kratzen.
    Schließlich griff er nach dem Geldschein, ließ ihn aber zu Ravens Überraschung nicht in der Brusttasche seiner Montur verschwinden, sondern gab ihn dem Privatdetektiv zurück. Dabei schüttelte er entschieden den Kopf. »'ne Maserati-Kardanwelle schweißen, was?«, fuhr er in bissigem Tonfall fort. »Ich will Sie doch nicht auf dem Gewissen haben, Mister! Außerdem mache ich bei einem so schönen Schätzchen wie dem da«, er klopfte liebevoll auf das niedrige Dach des Maserati, »nicht gerne Pfusch. Nein, leihen Sie sich irgendwo anders einen Wagen. Von mir aus bei den Bullen aus London. Stehen ja genug heiße Schlitten draußen vor der Polizeiwache rum.«
    Raven grinste. Der Mechaniker war ein Mann nach seinem Geschmack. »Ich glaube, genau das werde ich tun«, sagte er, während er sich mit einem Kopfnicken zum Gehen wandte. »Geben Sie mir Bescheid, wenn der Wagen fertig ist. Sie können mich morgen und übermorgen drüben in der Gaststätte erreichen.« Falls ich dann noch lebe, fügte er in Gedanken hinzu.
    Er spürte, wie der Mechaniker ihm verdutzt nachblickte, als er aus der Werkstatt schlenderte und langsam die Straße hinunterschritt. Er steuerte geradewegs auf die Gaststätte zu, wo Jeff Target und er Quartier bezogen hatten. Dort, so wusste er, warteten bereits Jeff und Card auf ihn.
    Als er die massive Holztür der Wirtschaft öffnete, schlugen ihm tumultartiger Lärm und Stimmengewirr entgegen. Mit einem Blick sah Raven, dass sich fast die gesamte männliche Anwohnerschaft der kleinen Ortschaft hier versammelt hatte, um bei einem Glas Ale die grässlichen Ereignisse zu diskutieren, die sich während der vergangenen Nacht und des heutigen Tages zugetragen hatten.
    Aber offenbar war es nicht bei einem Glas geblieben; ein Großteil der Männer machte einen reichlich angeheiterten Eindruck, und gerade als Raven den Raum betrat, fiel vor der Theke mit lautem Krachen ein Mann vom Barhocker. Raven meinte, Macgillycaddy zu erkennen, aber ganz sicher war er sich in dem allgemeinen Aufruhr nicht.
    Als der Wirt zufällig in seine Richtung schaute, signalisierte Raven ihm mit erhobenem Finger, dass er auch etwas zu trinken haben wollte, und steuerte dann durch die Ausläufer der

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