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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erklärte der Amerikaner. »Er ...«
    Card unterbrach ihn mitten im Wort. »Und warum sind Sie überhaupt mitgefahren, wenn Sie ihn für einen Mörder hielten?«
    »Ich wollte ihn TÖTEN«, sagte Jeff Target zu Ravens Entsetzen. »Mir war es zwar bis zu der Konfrontation im Landhaus selber nicht klar, aber ich bin nach England gekommen, um den Mord an meiner Schwester zu rächen.«
    Eisiges Schweigen legte sich über den Raum. Nach einer Weile ergriff Card wieder das Wort.
    »Selbstjustiz, was?«, sagte er kalt. »Sind Sie sich denn so sicher, dass Lamb der Täter ist?«
    Jeff Target nickte knapp. »Allerdings. Er ist ein gefährlicher Irrer, Inspektor. Raven hat ihn in der vergangenen Nacht in Stonehenge dabei beobachtet, wie er in der Mitte des Steinkreises merkwürdige Rituale ausführte. Er hat meine Schwester und die beiden Leute auf dem Gehöft nicht einfach ermordet, Inspektor - er hat sie geopfert. Vielleicht hält er sich ja für den Hohepriester irgendwelcher schwarzer Götter oder Dämonen, wer weiß? Auf jeden Fall sollten Sie alles daransetzen, ihn so rasch wie möglich zu erwischen, bevor er noch mehr Unheil anrichtet.«
    Irgendetwas an seinen Worten klang falsch, das spürte Raven überdeutlich, und auch Inspektor Card ließ sich nicht so einfach täuschen. Bei dem Wort »Dämonen« hatte er unwillkürlich zu Raven hinübergeblickt. »Ich glaube ...«, setzte der Inspektor gerade an, als das Telefon klingelte.
    Konstabler Mortenson nahm den Anruf entgegen. Als er nach einer Weile wieder auflegte, war er totenbleich.
    Da wusste Raven, dass ein weiterer Mord geschehen war.
    In ihrem Kopf war ein dumpfer, brausender Schmerz, als sie erwachte. Sue öffnete die Augen, tastete stöhnend nach ihrem Kopf und versuchte sich aufzusetzen. Es ging nicht. Ihre Hand- und Fußgelenke waren mit groben Hanfseilen aneinander gefesselt, sodass sie sich zwar bewegen, keinesfalls aber aufstehen oder gar ihr Gefängnis verlassen konnte.
    Sue versuchte sich zu erinnern, was geschehen war, aber in ihren Gedanken war nichts als eine schreckliche Leere. Sie war mit Marc zum Felsabsturz hinausgefahren, um mit ihm zu reden, und dann ...
    Ja, was war dann geschehen?
    Die Erinnerungen wollten sich einfach nicht einstellen. Von dem Zeitpunkt an, als sie am Waldrand angekommen waren, bis zu ihrem Erwachen in diesem muffigen, halbdunklen Loch war nichts als Leere in ihrem Kopf, Leere und das dumpfe Gefühl, etwas Schreckliches erlebt zu haben. Ein Gefühl, das ihr sagte, sie solle sich besser nicht erinnern.
    Sie unternahm einen erneuten Versuch, aufzustehen, und stemmte sich mit aller Kraft gegen ihre Fesseln. Zu ihrer eigenen Überraschung gaben die Stricke schon bald nach. Ihre Fesselung war nicht sehr sorgfältig. Entweder verstand derjenige, der sie hier angebunden hatte, nichts von seinem Handwerk - oder er fühlte sich sehr sicher.
    Sie riss weiter an den Stricken, half schließlich mit den Zähnen nach und befreite sich Augenblicke später auch von den Fußfesseln. Dann stand sie auf und begann, ihr Gefängnis zu untersuchen.
    Viel zu sehen gab es nicht. Der Raum war annähernd würfelförmig und hatte eine Kantenlänge von vielleicht vier Metern. Der flache Steinblock, auf dem sie aufgewacht war, stellte die einzige Unterbrechung der glatten Wände und des Bodens dar. Von irgendwoher kam Licht, grünes, unheimliches Licht, aber sie konnte seine Quelle nicht ausmachen.
    Sue schauderte. Die Wände waren kalt und feucht, und sie hatte das Gefühl, sich tief unter der Erdoberfläche zu befinden.
    Sie trat dicht an eine der Wände heran, berührte sie flüchtig mit den Fingerspitzen und zuckte zurück. Der Stein vibrierte sanft, schlug in einem fremden und doch irgendwie vertraut wirkenden Rhythmus, und als sie ihren Schrecken überwunden hatte und genauer hinsah, erkannte sie, dass der Fels keineswegs glatt, sondern von dünnen, verschlungenen Linien und Symbolen bedeckt war.
    Systematisch begann sie, die Kammer abzusuchen. Die Wände schienen völlig fugenlos zu sein, aber schließlich war sie irgendwie hier hineingekommen. Und nach einiger Zeit hatte sie auch Erfolg.
    In einer Ecke entdeckte sie eine dünne, gerade Linie, die sich fast perfekt in die Muster und Symbole einfügte und im Grunde nur durch ihre Geradlinigkeit auffiel. Sie kniete nieder, folgte ihr mit den Fingerspitzen und fühlte schließlich eine winzige Erhebung. Entschlossen drückte sie darauf. Eine Sekunde lang geschah nichts, dann ertönte ein tiefes,

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