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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vorgehen - etwa Informationen sammeln, die uns helfen, Ort und Zeitpunkt eines Angriffs der Thul Saduum zu bestimmen. Das war es doch ohnehin, was Sie im Sinn hatten, oder täusche ich mich da?«
    »Keineswegs, Sir Anthony.« Raven schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Was wir brauchen, ist eine Art ... nun, nennen wir es einmal ›Frühwarnsystem‹, mit dessen Hilfe wir rechtzeitig erfahren, wann und wo die Thul Saduum zuschlagen. Für solche Zwecke sind Ihre internationalen Verbindungen - einschließlich der Geheimdienstkontakte - wahrscheinlich von unschätzbarem Wert.«
    »Und worauf«, erkundigte sich Sir Anthony langsam, »müssen wir achten?«
    Die leise Verzweiflung, die angesichts Sir Anthonys Gesinnungswandel für kurze Zeit einer trügerischen Euphorie Platz gemacht hatte, kehrte in Ravens Bewusstsein zurück. Hilflos zuckte der Privatdetektiv die Schultern.
    »Wenn ich das wüsste«, sagte er resigniert, »wären wir ein ganzes Stück weiter.« Um die entstehende peinliche Pause zu überbrücken, nippte er geistesabwesend an seinem Port. Die Marke, registrierte er beiläufig, war ganz ausgezeichnet - wie alles, was in Sir Anthonys Haus serviert wurde.
    »Seltsame Erscheinungen«, sagte der Diplomat nach einer Weile in die Stille hinein. »Das Verschwinden größerer Personengruppen. Unmotivierte Ausbrüche von Hysterie und Gewalttätigkeit. Unerklärliche Naturphänomene. Vielleicht der ganze Katalog von Dingen, die angeblich bei UFO-Sichtungen beobachtet worden sind.«
    »Das wäre ein Anfang«, meinte Raven nickend. Die pragmatische Art Sir Anthonys, die Dinge in Angriff zu nehmen, half ihm irgendwie dabei, seine jähe Mutlosigkeit zu überwinden.
    »Ja, ein Anfang«, stimmte der Diplomat zu. »Aber eben nicht mehr. Es wird Zeit kosten, im Kreise meiner internationalen Kontakte ein Informantennetz aufzubauen. Zu schade, dass Sie sich erst so spät mit mir in Verbindung setzen konnten, weil ich im Ausland war!« Er hielt einen Augenblick lang inne, bevor er mit sichtlichem Unbehagen die entscheidende Frage stellte. »Und wann, glauben Sie, werden die Thul Saduum zuschlagen?«
    Raven verzog die Mundwinkel. »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, gestand er widerstrebend ein. »Was bedeutet die Zeit für einen Dämon? Die Thul Saduum waren beinahe vier Milliarden Jahre in ihrem magischen Kerker gefangen. Vier Milliarden Jahre! Wie soll ich Ihnen da sagen, wann sie zuschlagen werden? Es kann morgen sein, in einer Woche oder in einem Jahr. Oder vielleicht auch erst in hundert oder tausend Jahren, wenn wir längst tot sind. Andererseits aber ...« Er zögerte unwillkürlich.
    Sir Anthony beugte sich gespannt nach vorne. »Andererseits aber ...?«, wiederholte er leise.
    »... kann der Angriff auch schon längst begonnen haben«, schloss der Privatdetektiv seinen Satz.
    Er ahnte nicht, wie Recht er damit hatte ...
    Die kühle Abendluft war wie ein Schock, als Raven durch die von Hives offen gehaltene Pforte in die Dunkelheit hinaustrat. Die Unterredung mit Sir Anthony hatte rund drei Stunden gedauert, und inzwischen zeigte die Uhr bereits auf kurz nach zehn. Erst jetzt merkte Raven, wie müde und hungrig er eigentlich war. Er verspürte das dringende Bedürfnis, auf geradem Wege zu seinem derzeitigen Lieblingsrestaurant, einem kleinen chinesischen Lokal in Soho, zu fahren, um dort ein Chop Suey zu verspeisen, und sich anschließend ins Bett zu legen.
    »Guten Abend, Sir«, sagte Hives hinter ihm her. Obwohl es ihm sichtlich widerstrebte, Raven durch den Haupteingang und nicht durch die Dienstbotenpforte hinauslassen zu müssen, wahrte er doch jederzeit die für einen britischen Butler zur zweiten Natur gewordene vornehm-distanzierte Haltung.
    Raven blieb stehen, drehte sich halb herum und nickte Hives nachdenklich zu. »Guten Abend, Hives«, sagte er ebenso höflich wie der Butler, während er dessen imposante Erscheinung musterte. Bei früheren Gelegenheiten hatte er des Öfteren das Bedürfnis verspürt, Hives freundschaftlich auf den gewaltigen Kugelbauch zu klopfen, über dem sich das rote Samtjöppchen spannte, aber heute lagen ihm solche Gedanken fern. Im Augenblick bewegten ihn ganz andere Dinge. »Und passen Sie gut auf Ihren Chef auf«, fuhr er fort. »Er ist ein sehr wichtiger Mann, müssen Sie wissen.«
    Hives hob irritiert die Augenbrauen an. »Sir?« Es war offensichtlich, dass er die verborgene Bedeutung hinter Ravens Äußerung nicht recht zu erkennen wusste. Wollte der Privatdetektiv damit

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