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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Kalter Schweiß bildete sich auf seiner Stirn, und der Kragen seines Hemdes war ihm mit einem Mal viel zu eng. Die staubige Luft dieses heißen Arizona-Tages stand wie Brackwasser bitter und sämig in seiner Kehle.
    »Eddie«, flüsterte er tonlos, »bitte dreh dich ganz langsam um. Ich glaube, unser Freund, der Trucker, ist doch nicht übergeschnappt.«
    Und mit diesen Worten wandte er sein Gesicht beinahe widerwillig dem schwer beschädigten Gebäude von Ralphs Wüstenimbiss zu.
    Quer über den hitzeflimmernden Vorplatz kam die Leiche des Chopper-Fahrers auf sie zu, setzte mit unerbittlicher Beharrlichkeit einen Fuß vor den anderen - oder besser gesagt: einen Beinstumpf vor den anderen. Denn diesmal kroch sie nicht auf allen vieren, sondern ging aufrecht.
    So aufrecht jedenfalls, wie man das bei einem gebrochenen Rückgrat eben noch erwarten konnte ...
    »Entschuldigen Sie, Sir, aber wir können leider im Moment keine weiteren Gäste einlassen.«
    Das hübsche, etwas zu heftig geschminkte Gesicht in dem kleinen hölzernen Viereck des Sichtfensterchens versüßte die Lüge mit einem so liebreizenden Lächeln, dass Raven dem Mädchen, zu dem dieses Gesicht gehörte, gar nicht böse sein konnte. Er nickte versonnen, schaute an sich herunter und blickte dann wieder in die strahlend blauen Augen, die ihn wenige Sekunden zuvor einer ähnlich unbarmherzigen Musterung unterzogen hatten.
    »Sicher«, sagte er zerknirscht, »Sie haben vollständig Recht. Bei meinem Aussehen sollte ich mich unter normalen Umständen wirklich nicht hierher wagen. Aber mich hat einer Ihrer weiblichen Gäste eingeladen, und da es schlechtes Benehmen ist, eine Dame zu versetzen, werde ich wohl leider hinein müssen - auch wenn ich damit Ihrem exklusiven Image einen nicht wieder gut zu machenden Schaden zufügen sollte.«
    In den Augen des Mädchens hinter dem Sichtfenster blitzte bei Ravens Worten so etwas wie Interesse auf. Selbstironie war in Schickeria-Kreisen eine Eigenschaft, an der es für gewöhnlich mangelte. »Und um welchen unserer Gäste handelt es sich dabei, wenn ich fragen darf?«, erkundigte sie sich, und ihr Lächeln wurde eine Spur echter.
    Raven zauberte die Karte hervor, die Hillary ihm im Park ihres Elternhauses gegeben hatte. »Miss Hillary Gifford«, sagte er.
    Die Türhüterin hob überrascht eine Augenbraue. Wahrscheinlich konnte sie sich nicht so recht vorstellen, was die ausgeflippte kleine Tochter des berühmten Diplomaten mit einem so stinknormalen Mann wie Raven im Sinn haben mochte. Oder war es vielleicht gerade seine Normalität, die Raven für sie schon wieder exotisch machte?
    »Vergessen Sie's«, sagte der Privatdetektiv und winkte mit einer müden Handbewegung ab. »Sie kommen doch nie drauf.«
    Die meisten Menschen hätten sich jetzt vielleicht unangenehm berührt gefühlt, dass man sie bei ihren geheimsten Gedanken ertappt hatte. Nicht so das Mädchen hinter dem Sichtfenster. Sie lachte hell auf, öffnete die Verriegelung der Tür und ließ Raven ein.
    »Geht's durch die Tür dort?«, erkundigte sich Raven.
    Das Mädchen nickte.
    Raven lächelte ihr ein letztes Mal zu und schob sich in den eigentlichen Innenraum der Discothek. Während sich die Schwingtür hinter ihm wieder schloss, blieb er überwältigt stehen.
    Instinktiv hatte er sich unter The Cube so etwas vorgestellt wie eine jener schummerigen Discotheken seiner eigenen Jugendzeit, doch darin hatte er sich gründlich getäuscht. The Cube war - wie der Name schon andeutete - ein riesiger, würfelförmiger Raum. Seine Wände waren mit weißen Kacheln verkleidet, und entlang der Kanten, wo Wände, Boden und Decke aneinander stießen, zogen sich dicke, grell strahlende Neonröhren, die jeden Winkel des Raumes mit gnadenloser Helligkeit ausleuchteten.
    Die Einrichtung bestand hauptsächlich aus ebenfalls weißen Plastikstühlen und -tischchen, die selbst in einem sehr schäbigen italienischen Eissalon billig gewirkt hätten. Insgesamt fühlte sich Raven ein bisschen an ein Schwimmbad, einen Schlachthof oder ein Leichenschauhaus erinnert - oder, noch besser, an alles drei zusammen.
    Die Würfelinsassen schienen sich in dieser Umgebung allerdings wohl zu fühlen, bot sie ihnen doch hinreichend Gelegenheit, zu sehen und gesehen zu werden, eine der Lieblingsbeschäftigungen der Schickeria überall auf der Welt. Raven hatte sich noch nie zuvor so angestarrt gefühlt wie an diesem Ort.
    Und wohl auch selten so unbehaglich.
    Einen Vorteil allerdings hatte die

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