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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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er hinfiel. Ein lang gezogener Sprint brachte sie aus der Gefahrenzone und hinaus in den Sonnenglast. Dabei machten sie sich nicht die Mühe, den Weg durch die Tür zu nehmen, sondern stürmten einfach durch das gähnende Loch, das sich dort befand, wo bis vor kaum einer Minute noch die gläserne Front von Ralphs Wüstenimbiss gewesen war.
    Der Fahrer des feuerroten Reo Speedwagon, der benommen neben der Schnauze seines gewaltigen Trucks stand, blickte ihnen entgegen wie zwei Gespenstern. Sein Gesicht war eine Maske des Grauens. Er war noch sehr jung, und vielleicht war dies erst seine zweite oder dritte Tour quer durch den Kontinent. Ganz offensichtlich stand er unter Schockeinwirkung.
    »Er - er muss die - die Kontrolle über sein Motorrad verloren haben«, stammelte er »Er ist - ist mir direkt unter den Wagen gerast. Ich hatte nicht die geringste Chance, auszuweichen. Das - das haben Sie doch gesehen, nicht wahr?« Ein Zucken spielte um seine Mundwinkel, und beinahe hatte es den Anschein, als wolle er gleich anfangen zu weinen. Aber im Augenblick fühlte sich Jeff Target viel zu leer, um großes Mitleid mit ihm zu empfinden.
    »Klar haben wir gesehen, was passiert ist«, sagte er fast grob zwischen zwei keuchenden Atemzügen, während er sich gegen die von der Sonne durchgeglühte Seitenwand des Trucks lehnte. Eddie hatte sich unterdessen auf das Trittbrett sinken lassen, am ganzen Körper zitternd. »Nun beruhigen Sie sich mal wieder, Mann. Sie trifft ja keine Schuld. Sie können sich darauf verlassen, dass wir das auch vor der Polizei aussagen werden. Haben Sie Funk in Ihrem Zug?«
    »Natürlich ... natürlich«, stotterte der Trucker. »Soll ich raufklettern und Bescheid sagen?«
    Der Reporter nickte müde. »Ja, tun Sie das. Bei dem Gemetzel da drinnen«, er deutete mit dem Daumen in Richtung der Imbissstube, »habe ich keine besondere Lust, noch einmal zurückzugehen und von dort aus anzurufen.«
    Bei dem Wort »Gemetzel« war der Fahrer des Reo Speedwagon sichtlich zusammengezuckt. Jetzt nickte er ergeben und wandte sich zu Eddie um. »Wenn die Dame wohl einmal aufstehen würde?«
    Dann wandte sich sein Blick noch einmal unwillkürlich der zerstörten Vorderfront des Imbisses zu. Seine Augen weiteten sich, dass es Jeff Target schien, als wollten sie schier aus dem Kopf springen, und sein Mund klaffte zu einem lautlosen Schrei auseinander. Ein würgendes Keuchen entrang sich seiner Kehle, und dann begann er auf einmal zu kreischen wie eine verlorene Seele am Rande des Fegefeuers.
    »Da kommt er!«, gellte seine überschnappende Stimme. »Er will mich holen! Aaaaaahhh!«
    Und mit diesen Worten war er auch schon auf dem Absatz herumgewirbelt und davongestürmt, hinaus auf den in der Hitze kochenden Highway. Die Absicht, in den Truck zu klettern und per Funk die Polizei zu verständigen, hatte er offenbar völlig vergessen.
    Jeff Target und Eddie Hagen blickten sich bezeichnend an. Eddie tippte sich an die Stirn und hob fragend die Augenbrauen. Jeff nickte. »Scheint so. Aber wir waren vorhin auch kurz davor.«
    Bei dem Gedanken an das, was im Innern des Gastraums vorgefallen war, durchlief ein Schauer Eddies kräftige Gestalt. »Sag mal«, erkundigte sie sich mit zitternder Stimme, »glaubst du, dass wir das wirklich erlebt haben? Ich meine, das mit dem hypnotischen Einfluss und so? Alles andere lässt sich doch auch ganz natürlich erklären. Vielleicht war ja ganz einfach noch ein bisschen Leben in ihm, eine Art Muskelkrampf meinetwegen. Wie bei dem deutschen Piraten Klaus Störtebeker. Der soll doch auch noch aufgesprungen und an mehreren seiner Leute vorbeigelaufen sein, nachdem man ihn geköpft hatte!«
    Jeff Target kannte diese Geschichte, und unter normalen Umständen hätte er sie auch sicherlich zur Erklärung der ungeheuerlichen Geschehnisse herangezogen. Aber leider wusste er zu viel um die möglichen Hintergründe des Vorfalls, als dass er sich mit einer solch bequemen Antwort hätte zufrieden geben können. Deshalb schüttelte er entschieden den Kopf.
    »Und die schwarzen Kügelchen?«, fragte er das Mädchen. Er hielt einen Augenblick inne, dann fuhr er zögernd fort: »Eddie, ich muss dir etwas gestehen, auch wenn du mich für verrückt halten solltest. Ich war vor ein paar Wochen in England, und bei dieser Gelegenheit bin ich in eine Auseinandersetzung mit Mächten aus dem Dämonenreich ...«
    Er unterbrach sich mitten im Satz, als er ein leises Tappen auf dem Asphalt des Vorplatzes vernahm.

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