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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kleinen Wohnung.
    Als Card die Hand vom Telefon wegnahm, geschah das mit der Seelenlosigkeit eines Industrieroboters. Sein Arm blieb auf halber Höhe in der Luft hängen, beinahe so, als warte er auf einen elektrischen Impuls, der ihn wieder in Bewegung setzte. Dann schwenkte er langsam zur Seite, dorthin, wo eine bleiche, reglose Hand mit der Innenfläche nach oben auf dem Schreibtisch lag. Die beiden Handflächen berührten sich. Kommunikation fand statt, indem kleine schwarze Kügelchen von einem Körper in den anderen überwechselten.
    Es wird gelingen. Jetzt haben wir sie so gut wie sicher.
    Ein Ruck ging durch Cards Körper. War vorhin seine Körpermotorik auf Kosten der optimalen Koordination seiner Stimmbänder gelähmt gewesen, so kehrte nun, da er nicht mehr gezwungen war, möglichst flüssig und ohne Stockungen zu sprechen, seine alte Beweglichkeit wenigstens halbwegs wieder zurück. Er hob den Kopf, und sein Blick traf sich mit dem Janice Lands, die ihm an seinem Schreibtisch gegenübersaß und der auch die bleiche Hand auf der Schreibtischplatte gehörte. Schräg hinter Janice hockte auf einem weiteren Stuhl Marjorie McDermott.
    Die drei Marionetten sagten kein Wort. Sie saßen nur da und warteten auf den Sonnenaufgang und den Dienstbeginn bei Scotland Yard. Dann würden sie ihre nächste Aktion einleiten, jene Aktion, die den endgültigen Untergang für Raven und Jeff Target bedeutete, diese Stacheln im Fleisch der Thul Saduum., die es unbedingt zu beseitigen galt, bevor die aus dem magischen Gefängnis unter Stonehenge entflohenen Dämonen ihre Herrschaft über die Welt der Menschen antreten konnten.
    Und es würde gar nicht mehr lange dauern, bis es endlich soweit war ...
    »Aufwachen, du Schlafmütze! Wir sind da!«
    Mit einem Gähnen, das einem Scheunentor alle Ehre gemacht hätte, erwachte Jeff Target. Er reckte sich wie ein alter Hund, schlug die Augen auf und spähte an Eddie vorbei durch das Seitenfenster der Pan-Am-Maschine. Draußen war alles düster und trübe, ein einziger See aus schmutziger Milch.
    »Ich sehe nur, dass ich nichts sehe«, verfremdete der Reporter das Wort eines berühmten Philosophen. »Bist du dir wirklich sicher, dass wir schon gelandet sind?«
    Eddie nickte bestimmt. »Aber natürlich. Das da ist nämlich der berühmte Londoner Nebel, Dummerchen. Und außerdem haben sie's vorhin durchgesagt.« Sie kicherte sehr undamenhaft und löste ihren Anschnallgurt.
    Erst jetzt bemerkte Jeff Target, dass rings um sie auch die anderen Passagiere des Fluges 412 von New York nach London dabei waren, sich zum Aussteigen bereit zu machen. Die ersten hatten sich schon von ihren Sitzen erhoben und waren hinaus auf den Mittelgang zwischen den Sitzreihen getreten. Ein kühler Luftzug fuhr ins Innere der Maschine, als der Ausstieg geöffnet wurde.
    Jeff Target dachte daran, dass sich sein Jackett in dem Koffer befand, der wahrscheinlich gerade in diesem Moment aus dem Frachtraum der Maschine ausgeladen wurde, und er begann zu frösteln. Es war keine sehr angenehme Aussicht, gleich im leichten Sommerhemd in den klammen Smog hinaus zu müssen, aber zum Zeitpunkt ihres Abflugs hatte er wirklich andere Sorgen gehabt, als sich Gedanken über das Wetter an ihrem Bestimmungsort zu machen.
    Er rieb sich den letzten Schlaf aus den Augen, schnallte sich ebenfalls los und stand auf. Obwohl er nur sehr unruhig geschlafen hatte, und das kaum eine Stunde, hatte das Nickerchen ihm gut getan. Zwar fühlte er sich körperlich nicht sehr erfrischt, aber sein Verstand arbeitete wieder wesentlich klarer, wahrscheinlich, weil sein Unterbewusstsein angefangen hatte, die unglaublichen Erlebnisse der letzten Stunden wenigstens ansatzweise zu verarbeiten.
    »Weißt du, dass ich von dir geträumt habe?«, fragte er Eddie, während sie sich nebeneinander im Gänsemarsch dem Ausstieg näherten.
    Obwohl die Frage rein rhetorisch gemeint war, nickte die Blondine. »Ja«, sagte sie zu Jeffs Überraschung. »Du hast im Schlaf immer so schrecklich gestöhnt. Trug ich zufällig Weiß?«
    »Ja, aber das Schlimmste waren die Trauzeugen. Du hattest dir die sieben Thul Saduum dazu ausgesucht. Ich wollte die ganze Zeit über weglaufen, aber der Pfarrer meinte, das schicke sich nicht für einen frisch gebackenen Bräutigam. Und so kam es, dass die Thul Saduum mich am Ende doch noch erwischten.«
    Diesmal war selbst Eddie Hagen sprachlos. Im Stillen notierte sich Jeff einen wohlverdienten Bonuspunkt. Nach seiner privaten Rechnung

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