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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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das Au-pair-Mädchen aus Deutschland, existierte nicht länger.
    »Eddie!« Mit einem entsetzlichen Aufschrei, aus dem alle Qual dieser Welt sprach, kam Jeff Target wieder auf die Beine. Etwas in seinem Inneren verlangte von ihm, loszustürmen und sich ohne Rücksicht auf das eigene Geschick wie ein Racheengel auf jene zu stürzen, die Eddie in einen seelenlosen Zombie verwandelt hatten, aber dann gewann doch der Selbsterhaltungstrieb die Oberhand. Er wirbelte herum und lief in den Nebel hinaus.
    Hinter sich hörte er die Schritte seiner Verfolger, und obwohl er kein so feines Gehör besaß, dass er hätte unterscheiden können, wie viele Dämonenroboter da hinter ihm her waren, war er sich doch sicher, dass es mindestens vier sein mussten. Tränen stiegen ihm in die Augen, während er über das Landefeld rannte, zwischen den Positionslichtern der startbereiten Maschinen hindurch, die ihn wie böse, spöttische Augen aus den Dunstschleiern anstarrten.
    Er wusste nicht, wohin ihn seine Füße trugen, aber im Augenblick war ihm das auch völlig egal. Er wollte nur weg - weg von diesem Ort des Grauens, an dem er Eddie Hagen verloren hatte, weg von diesen als Menschen getarnten Monstrositäten. Und wenn er dabei zufällig auch einen Weg einschlug, der ihn vom Heathrow Airport herunter führte, um so besser.
    Vor ihm tauchte ein Zaun aus dem Nebel auf. Er blieb schwer atmend stehen und starrte das engmaschige Drahtgitter beinahe verständnislos an, so leer und ausgebrannt fühlte er sich. Dann erst dämmerte es ihm, dass er nur diesen einen Zaun überwinden musste, um zu entkommen. Auf der anderen Seite meinte er eine Straße zu erkennen, die sich in beiden Richtungen in den treibenden Schleiern verlor.
    Während er noch so dastand, kam ein Auto vorbeigedröhnt. Wie eine Spukerscheinung tauchte es aus dem Nebel auf und verlor sich auch wieder in ihm, ein gedrungenes, buckliges Urwelttier, das sich mit zwei gelb fluoreszierenden Scheinwerferfühlern einen Weg über das unbekannte Gelände tastete und dabei ängstlich vor sich hin brummte.
    Ein Auto. Wenn er auf der anderen Seite des Zaunes war, konnte er ein Auto anhalten und sich nach London mitnehmen lassen. Irgendwo dort, im Gewirr der Millionenstadt, musste in diesem Augenblick auch Raven auf der Flucht sein. Hätten sie ihn schon erwischt, wäre Card bestimmt nicht allein zum Flugplatz gekommen.
    Zu zweit aber hatten sie vielleicht eine Chance. Schon während der Ereignisse in und um Stonehenge hatten sie sich auf das Günstigste ergänzt, waren zu einem Team geworden, wie man es nur selten auf der Welt fand.
    Ja, er musste Raven aufspüren. Allein war er verloren. Mit dem Privatdetektiv zusammen aber ließ sich das Blatt vielleicht noch wenden!
    Der Reporter nahm einen kurzen Anlauf, schnellte sich ab und krallte sich in den Zaun.
    Erst in dem Augenblick, als seine Finger das Metallgitter berührten, kam ihm der Gedanke, dass der Zaun elektrisch geladen sein mochte. Unwillkürlich verkrampften sich sämtliche Muskeln seines Körpers, aber die vernichtende Entladung, mit der er schon halb gerechnet hatte, erfolgte nicht.
    Mit einem erleichterten Aufatmen zog er sich Hand über Hand weiter am Gitter hoch und schwang sich über den oberen Rand. In den Knien durchfedernd landete er auf dem schmalen Grasstreifen neben der Straße. Dann lief er mit langen Schritten los, in jene Richtung, in der er London vermutete. Die Verfolger würden nicht untätig sein, und es wäre sträflicher Leichtsinn gewesen, an jener Stelle auf ein Auto zu warten, an der er den Zaun überwunden hatte.
    Hinter ihm begann sich das Brummen eines Motors zu nähern. Scheinwerferkegel strichen über seinen Rücken. Er hielt an, drehte sich um und begann, mit beiden Armen zu winken, auch auf die Gefahr hin, dass es sich um ein Polizeifahrzeug handelte. In diesem Falle konnte er immer noch die Beine wieder in die Hand nehmen und seitlich der Straße im Nebel verschwinden.
    Der Wagen bremste und rollte neben ihm aus.
    »Kann ich Sie irgendwo hin mitnehmen?«, erkundigte sich eine weibliche Stimme aus dem heruntergekurbelten Seitenfenster. »Ich fahre nach London.«
    »Genau da wollte ich hin«, sagte Jeff Target und rieb sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Solange er nicht an das Schicksal Eddie Hagens dachte, konnte er sich direkt einbilden, eine Glückssträhne zu haben. »Ich hatte eine Wagenpanne und habe mich im Nebel verlaufen.«
    »Na, dann steigen Sie doch einfach ein.« Die

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