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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Mehrere Bretter der Deckenverkleidung schlossen sich ihr an.
    Gleichzeitig war auch von draußen Lärm zu hören: ein dumpfes Rumoren und Grollen, das beständig lauter wurde, und auch entsetzte Schreie waren mit einem Mal von außerhalb zu hören.
    Akira stürzte zur Tür. Im Stadtzentrum mit seinen Wolkenkratzern hätte er sich anders verhalten, dort war man bei einem Erdbeben im Inneren der Gebäude wesentlich sicherer als außerhalb, wo man Gefahr lief, von herabfallenden Trümmerteilen erschlagen zu werden. Hier jedoch gab es keine hohen Gebäude, dafür aber eine Menge freier Fläche, die relative Sicherheit versprach.
    Auf halbem Weg riss ihn ein weiterer Stoß von den Beinen. Ein Schlag mit einem gigantischen Hammer schien das Haus getroffen zu haben; der Boden unter ihm bockte wie ein störrisches Tier. Weitere Lampen und Holzlatten stürzten herab, eine nur eine Armlänge neben ihm. Ein Pflanzenkübel kippte von einem niedrigen Podest, traf sein Bein und ließ ihn aufschreien.
    Akira stemmte sich wieder in die Höhe. Sein Bein schmerzte, wenn er auftrat, dennoch humpelte er weiter in Richtung des Ausgangs.
    Trotz der Panik, die sich seiner zu bemächtigen drohte, war ihm bewusst, das dies kein normales Erdbeben war. Er hatte schon mehrere miterlebt, darunter auch einige von beachtlicher Stärke, aber noch keines wie dieses. Gewöhnlich begann es mit einem leichten Vibrieren, das sich immer mehr steigerte, für einige Sekunden seine höchste Stärke hielt und dann wieder abflaute. Manchmal gab es mehrere Erdstöße von unterschiedlicher Stärke, von den häufig auftretenden leichteren Nachbeben gar nicht zu sprechen.
    Hier jedoch ...
    Der Vergleich mit Hammerschlägen erschien ihm immer passender. Es gab keine Vibrationen des Bodens, nur diese jedes Mal heftiger werdenden Schläge.
    Und den mittlerweile zu ungeheurer Lautstärke angeschwollenen Lärm von draußen, der die Schreie der Menschen inzwischen übertönte. Es klang, als würden ganze Berge zusammenstürzen, als stünde der Weltuntergang unmittelbar bevor.
    Dann hatte Akira die Tür erreicht und hastete ins Freie. Menschen rannten durcheinander, andere standen da wie versteinert und starrten in Richtung des Hafens. Auch Akira folgte ihren Blicken ...
    ... und erstarrte.
    Der Anblick war unglaublich, zu bizarr, um wahr zu sein. Fassungslos starrte Akira das gigantische, sicherlich hundert Meter hohe geschuppte Scheusal an, das hinter sich eine Schneise der Vernichtung hinterlassend näherte. In diesem Moment zermalmte es ein weiteres mehrstöckiges Gebäude unter einer seiner gigantischen Pranken, scheinbar ohne das Hindernis überhaupt nur wahrzunehmen.
    Die Erschütterung des Bodens war so stark, dass Akira erneut von den Beinen gerissen wurde, ebenso wie die anderen Menschen in seiner Nähe. Diesmal versuchte er gar nicht erst, wieder aufzustehen.
    Sein Verstand weigerte sich zu verarbeiten, was er sah. Er kannte das titanische Ungetüm, das mit ungeheurer Geschwindigkeit auf ihn zugestapft kam; schließlich war es eine der berühmtesten Schöpfungen der japanischen Populärkultur.
    Aber es war doch nur eine Erfindung!, hämmerte es in ihm. Nur ein Film!
    Der Himmel über ihm verdunkelte sich, dann senkte sich ein Fuß mit Schuhgröße siebenhundertfünfzig auf ihn herab und begrub Akira Osaki zusammen mit seinen Träumen von einem Direktorposten unter sich.
    Der kleine Friedhof in der Nähe des nördlichen Themse-Ufers lag hinter hohen Mauern und Hecken verborgen, fast wie ein verwunschener, geheimer Park, von dessen Existenz kaum jemand wusste, der nicht in unmittelbarer Nachbarschaft wohnte. Selbst das schmiedeeiserne Tor, das den einzigen Eingang bildete, lag versteckt in einer schmalen Gasse und war kaum zu entdecken, wenn man sich hier nicht auskannte.
    Diese Erfahrung hatte auch Raven machen müssen. Das Friedhofsgelände selbst hatte er relativ problemlos gefunden, nach dem Eingang jedoch hatte er trotz einer Wegbeschreibung mehr als eine halbe Stunde suchen müssen.
    Beerdigungen fanden hier schon seit langer Zeit nicht mehr statt, und vor mehr als einem Jahrzehnt hatte das Londoner Friedhofsamt in Folge von Budgetkürzungen auch aufgehört, das Gelände zu pflegen. Eigentlich hatte das Areal nach Plänen des Bauamtes planiert und in Wohngebiet verwandelt werden sollen, aber dagegen hatte die Denkmalbehörde Einspruch erhoben, die den alten Friedhof als schützenswertes Kulturgut einstufte.
    Seither schwelte zwischen den beiden Ämtern

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