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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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es könne sich um ein Erdbeben handeln, wurden von seismologischen Stationen dementiert. Zur Stunde kann nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um einen Terroranschlag handelt. Sobald wir weitere Informationen erhalten, werden wir sie in Sondersendungen auch weiterhin auf dem Laufenden halten. Und nun zum Sport ...«
    Betroffen schaltete Raven das Radio aus. Große Teile der Stadt in Trümmern liegen, wiederholte er in Gedanken. Tokio war eine gigantische Metropole. Falls die Berichte nicht schamlos übertrieben waren, konnte es sich nur um ein Erdbeben handeln, schließlich lag Japan auch in einem stark gefährdeten Gebiet. Allenfalls die Explosion einer Atombombe oder der Einschlag eines Asteroiden könnten sonst noch ähnliche Zerstörungen bewirken.
    Er wagte erst gar nicht, weiter darüber nachzudenken. Es gab eine Grenze, jenseits der ein Schrecken jegliche Vorstellungskraft überstieg. Er konnte nur hoffen, dass sich alles als nicht annähernd so schlimm herausstellte, wie in dem Bericht behauptet.
    Nun, es gab nichts, was er tun konnte, und es war sinnlos, sich in Spekulationen oder apokalyptischen Visionen zu ergehen. Nach dem Schlaf war er noch müder als zuvor. Er nahm eine lauwarme Büchse Cola vom Beifahrersitz und öffnete sie, in der Hoffnung, dass das Koffein seine Benommenheit vertreiben würde.
    Drei Minuten und etwa hundert erboste Flüche später hatte er es geschafft, seine Hose notdürftig wieder von den Flecken zu reinigen. Er trank den kleinen Rest, der nicht aus der Büchse geschäumt war, und überlegte, wie er weiter vorgehen sollte.
    Noch immer war in der Gasse nichts Verdächtiges zu entdecken, aber das musste nichts zu bedeuten haben. Wenn wirklich jemand den Friedhof betreten würde, hatte er gehofft, dies von seinem Wagen aus beobachten zu können, aber der Schlaf hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Jeder hätte in der Zwischenzeit unbemerkt den Friedhof betreten können. Ihm würde wohl nichts anderes übrig bleiben, als selbst nachzusehen.
    Seufzend öffnete Raven die Wagentür und stieg aus. Noch war es tagsüber warm, aber es war unverkennbar, dass der Sommer sich bereits seinem Ende entgegenneigte, und nachts fielen die Temperaturen bereits empfindlich. Fröstelnd schlug er den Kragen seiner Jacke hoch und ging auf die Gasse zu.
    Das Licht der Straßenlaternen blieb hinter ihm zurück, als er in den schmalen Durchgang trat. Er wartete einen Moment, bis seine Augen sich einigermaßen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, dann erst ging er weiter. Der Himmel war unbewölkt, und der zu gut zwei Dritteln sichtbare Mond spendete genügend Licht, dass Raven seine Umgebung erkennen konnte.
    Das schmiedeeiserne Eingangstor stand mehr als einen halben Meter weit offen, aber das hatte es auch schon am Nachmittag getan und anscheinend schon seit geraumer Zeit, denn seine untere Hälfte war mit Unkraut überwuchert, das den schweren Flügel wie eine Klammer an seinem Platz hielt.
    Ohne Mühe zwängte sich Raven durch die Öffnung und lauschte. Abgesehen vom Rauschen des Windes und von fernem, leisem Verkehrslärm war es totenstill - im wahrsten Sinne des Wortes. Auch war nichts irgendwie Verdächtiges zu entdecken. Am liebsten wäre Raven unverzüglich umgekehrt, zurück in seinen Wagen, wo er vor der Kälte und dem unangenehmen Wind geschützt war, aber da er nun schon einmal hier war, konnte er auch gleich einen kurzen Kontrollgang über den Friedhof machen, um sicher zu gehen, dass sich wirklich niemand unbefugt hier aufhielt.
    Im fahlen Mondlicht sah alles nicht nur heruntergekommen, sondern geradezu unheimlich aus. Die Überreste von Engelsfiguren und anderen nur undeutlich zu erkennenden Statuen wirkten fast wie lebendig, und immer wieder zuckte Raven erschrocken zusammen, wenn er aus den Augenwinkeln wahrnahm, wie der Wind Buschwerk und von den Bäumen herabhängende Zweige bewegte.
    Er war kein ängstlicher Mensch, aber er spürte instinktiv, dass er nicht hier sein sollte. Dieser Platz gehörte den Toten, und es war besser, ihre Ruhe nicht zu stören. Auch in dieser modernen, aufgeklärten Zeit, in der jeder den Aberglauben weit von sich wies, fühlten sich die meisten Menschen nicht wohl bei dem Gedanken, einen Friedhof bei Nacht zu betreten. Raven bildete da keine Ausnahme, vielleicht gerade weil er es schon so oft mit den Mächten der Finsternis zu tun bekommen hatte und wusste, dass Vieles, was als Aberglaube belächelt wurde, einen wahren Kern hatte.
    Dennoch ging

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