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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich um dieselben Halbstarken, von denen seine Auftraggeberin nun glaubte, dass es sich um Untote oder Vampire handelte.
    Immerhin - um ein reines Hirngespinst schien es sich nicht zu handeln, wie Raven mit dem geschulten Blick eines erfahrenen Privatdetektivs feststellte. Das Unkraut war an mehreren Stellen niedergetrampelt worden und hatte sich noch nicht völlig wieder aufgerichtet, vereinzelt waren auch Fußabdrücke im lockeren Erdreich zu entdecken, die bestimmt nicht älter als ein oder zwei Tage waren.
    Die Spuren führten zu einer Art Mausoleum, einem Gruftgebäude im Zentrum des Friedhofs. Mehrere Generationen einer der einstmals reichsten und bedeutendsten Familien Londons, deren letzte Nachkommen bei einem Bombenangriff während des zweiten Weltkriegs ums Leben gekommen waren, lagen hier begraben.
    Passend zu seiner Umgebung war auch das früher bestimmt einmal prachtvolle Gebäude verfallen und mittlerweile kaum noch mehr als eine Ruine. Die mit Marmor verkleideten Wände waren gesprungen und von Rissen durchzogen, das Dach abgesackt und teilweise eingestürzt. Einzig das Schloss, mit dem die verrostete eiserne Tür gesichert war, schien dem Zahn der Zeit bislang recht erfolgreich getrotzt zu haben.
    Raven hatte genug gesehen und machte sich auf den Rückweg zu seinem Wagen. Wie es sich zumindest für Vampire gehörte, hatte seine Auftraggeberin die ihr verdächtigen Gestalten bislang nur bei Nacht gesehen, also brauchte er erst nach Einbruch der Dunkelheit zurückzukehren, um sich auf die Lauer zu legen.
    Wahrscheinlich würde er sich völlig umsonst die Nacht um die Ohren schlagen.
    Er ahnte nicht, wie sehr er sich darin täuschen sollte!
    ES war verunsichert. Während seines Dämmerschlafes hatten sich Veränderungen in der Welt vollzogen, wie ES sie nie für möglich gehalten hätte. Die Welt, wie ES sie kannte, existierte nicht mehr, sie hatte sich in eine ihm völlig unbekannte Richtung gewandelt. Alles funktionierte grundlegend anders als vor seinem langen Schlaf; fast alles, was die Menschen mittlerweile beschäftigte und ihnen wichtig war, hatte es zuvor noch nicht einmal gegeben.
    Und auch der neue Mittler, den ES sich erwählt hatte, hatte seine Erwartungen nicht erfüllt. Sicher, er trug einige wundervolle Visionen von Tod und Verderben in sich, die ES begeistert in sich aufgenommen hatte und sicherlich noch weiter ausbauen würde.
    Darüber hinaus jedoch hatte er nicht viel zu bieten. Er war schwach und binnen kürzester Zeit ausgebrannt, kaum mehr als eine leere Hülle.
    Möglicherweise, gestand ES sich ein, war es nach der langen Zeit der Abstinenz auch einfach zu gierig gewesen, hatte zu viel auf einmal in zu kurzer Zeit von ihm genommen.
    Immerhin hatte ES die drohende Gefahr gerade noch rechtzeitig erkannt. ES benötigte unbedingt weitere Menschen in seiner Nähe. Einen neuen Mittler und andere, an deren Lebenskraft es sich laben konnte.
    Und so benutzte ES die letzten Energien des Menschen namens Wilbur Cunningham, um neue Opfer herbeizulocken ...
    »... wurde die japanische Hauptstadt Tokio heute am späten Nachmittag von einer Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes heimgesucht«, drang die Stimme einer Nachrichtensprecherin aus dem Autoradio und schreckte Raven hoch.
    Im ersten Moment wusste er nicht einmal, wo er sich befand, und blickte sich verwirrt um, ehe ihm alles wieder einfiel. Ein Blick auf die Uhr am Armaturenbrett zeigte ihm, dass es kurz nach elf Uhr abends war. Ohne es zu merken, musste er eingeschlafen sein, und das für mehr als eine Stunde. Er erinnerte sich noch, dass er das Radio eingeschaltet hatte, um sich mit Musik wach zu halten, aber offenbar hatte er damit den gegenteiligen Effekt erreicht.
    Erschrocken warf er einen Blick zu der ein Stück entfernt liegenden Gasse hinüber, in der sich der Eingang zum Friedhof befand, konnte aber nichts Verdächtiges entdecken. Dann erst wurde ihm richtig bewusst, was er gerade im Radio gehört hatte, und er beugte sich etwas vor und stellte lauter.
    »Noch ist ungeklärt, um was für eine Art von Katastrophe es sich handelt«, berichtete die Sprecherin weiter. »Auch Stunden nach dem Unglück sind sämtliche Funk- und Telefonnetze einschließlich der Satellitenverbindungen noch immer überlastet oder ausgefallen, sodass eine Kontaktaufnahme mit unseren Korrespondenten vor Ort nahezu unmöglich ist. Angeblich sollen große Teile der Stadt in Trümmern liegen. Über die Zahl der Opfer ist noch nichts bekannt. Erste Vermutungen,

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