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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wollte er unbedingt einmal sehen, wie jemand den Monsterstar seiner Kindheit mit heutiger Tricktechnik in einer Multimillionen-Dollar-Produktion auf Zelluloid gebannt hatte. Er freute sich schon seit Tagen darauf.
    Was ihm fehlte, um seinen Wagen anlassen, nach Hause fahren und seine Haustür aufschließen zu können, war nur dieser verdammte Schlüsselbund!
    Wilbur eilte von einem Raum in den nächsten. Immerhin - da die Renovierungsarbeiten mittlerweile nahezu abgeschlossen waren, waren die meisten Zimmer leer, und ihm genügte ein flüchtiger Blick; ganz anders als zu Beginn seiner Arbeit hier. Damals war das Haus kaum mehr als eine Ruine gewesen, die Räume voller Geröll und herabgebrochenem Putz. Inmitten all des Unrats hätte er sich schwarz suchen können.
    Nach wenigen Minuten hatte er das Erdgeschoss durch und eilte über die breite Treppe in den oberen Stock hinauf. Auch hier sah er in jedes Zimmer, ohne jedoch den verflixten Schlüsselbund zu finden.
    Blieb nur noch der Keller mit den Sicherungen.
    Nervös warf Wilbur einen Blick auf seine Armbanduhr, als er die steinerne Treppe in die unterirdischen Gewölbe hinabstieg. Zum Teufel, selbst wenn er sämtliche Verkehrsvorschriften ignorierte und das Letzte aus seinem Wagen herausholte, würde er es kaum noch pünktlich bis zum Beginn des Films nach Hause schaffen.
    Er erreichte den Fuß der Treppe und wandte sich nach rechts, in den Gang, wo sich die Sicherungen befanden. Der Gang beschrieb einen Knick, und dahinter sah er nur ein paar Schritte entfernt etwas Kleines, Metallisches auf dem Fußboden. Aber noch bevor er erkennen konnte, ob es sich wirklich um seine Schlüssel handelte, flackerte plötzlich die Glühbirne an der Decke, und im nächsten Moment erlosch das Licht. Von einer Sekunde auf die andere stand er in völliger Finsternis.
    Wilbur stieß einen gotteslästerlichen Fluch aus, um den ihn jeder Seemann beneidet hätte. Er hatte die Leitungen und Lampen hier unten ebenso wie die Sicherungen erst vor ein paar Stunden gründlich überprüft; eigentlich war ein solcher Stromausfall ausgeschlossen.
    Hatte sich denn heute alles gegen ihn verschworen?
    Er wartete ein paar Sekunden lang, aber die Lampen gingen nicht wieder an, und es gab auch keine Fenster hier unten, durch die wenigstens ein bisschen Licht von draußen hereinsickern konnte. Die Dunkelheit war vollkommen.
    Noch vor einem knappen Jahr hätte eine solche Situation für Wilbur Cunningham kein Problem bedeutet, aber dann hatte er auf dringenden Rat seines Arztes mit dem Rauchen aufgehört. Vorher hatte er stets ein Feuerzeug in der Tasche gehabt, das ihm jetzt gute Dienste geleistet hätte. Das kam davon, wenn man auf diese Quacksalber hörte, die einem jedes Vergnügen zu vermiesen versuchten.
    Zu seiner Ausrüstung gehörte eine leistungsstarke Taschenlampe, doch die befand sich in seinem Werkzeugkoffer, den er neben dem Wagen stehen gelassen hatte. Kurz überlegte Wilbur umzukehren und sie zu holen, entschied sich dann aber anders. Er war überzeugt davon, dass das metallische Blitzen, das er unmittelbar vor dem Stromausfall gesehen hatte, von seinem Schlüsselbund herrührte. Das Ding lag nur ein paar Schritte von ihm entfernt.
    Mit einem erneuten Fluch ließ er sich auf Hände und Knie herab und kroch, den Boden vor sich sorgsam abtastend, vorwärts. Er wollte nur noch seine Schlüssel und ab nach Hause, um den Stromausfall konnte er sich nach alter Handwerkerweisheit auch morgen noch kümmern.
    Zwei, drei Minuten später bedauerte er diesen Entschluss bereits wieder. Der Schlüsselbund hatte höchstens drei, vier Schritte entfernt gelegen, aber wenn ihn sein Orientierungssinn nicht völlig trog, musste er inzwischen gut die doppelte Strecke zurückgelegt haben, ohne etwas zu finden.
    Dies war anscheinend wirklich nicht sein Tag, zumindest nicht sein Abend. Draußen würde es allmählich zu dämmern beginnen, und im Fernsehen lief vermutlich schon der Werbeblock vor dem Anfang von Godzilla.
    Wilbur drehte sich herum und kroch auf allen vieren wieder zurück, wobei er den Boden noch gründlicher als zuvor abtastete, um nur ja kein Stück auszulassen, doch vergeblich.
    Keuchend richtete er sich schließlich wieder auf. Die Mühe hätte er sich sparen können, er hatte nur Zeit verschwendet. Ihm blieb wohl nichts anderes übrig, als doch zu seinem Wagen zurückzukehren und die Taschenlampe aus dem Werkzeugkoffer zu holen.
    Mit einer Hand an der Wand entlangstreifend, die andere

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