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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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antwortete sie. »Aber eben nur fast. Genau genommen, heiße ich Hillary Benson. Und falls Sie nicht zu sehr damit beschäftigt sind, mich anzuglotzen, kommen Sie vielleicht auch noch drauf, wieso.«
    Raven zuckte zusammen und schaffte es endlich, den Blick von ihr loszureißen.
    »Stimmt ja, Sie haben geheiratet. Einen Diplomaten, mit dem Sie dann nach Australien gezogen sind, wenn ich mich richtig erinnere. Was hat Sie jetzt wieder nach London zurückgeführt? Ein Besuch bei Ihrem Vater?«
    »Die Tatsache, dass meine Ehe eine einzige Katastrophe war und ich vor zwei Jahren die Konsequenzen daraus gezogen habe«, erklärte sie und blickte sich demonstrativ um. »Wie wäre es, wenn wir die Unterhaltung an einem angenehmeren Ort fortsetzen? Da meine Freunde wohl inzwischen über alle Berge sind, könnten Sie mich zum Beispiel als Dank für meine Hilfe nach Hause fahren.«
    »Als Dank für ...« Raven spürte, wie ihm die Zornesröte ins Gesicht schoss. »Und durch wen bin ich denn überhaupt erst in diese Lage gekommen?«
    »Durch mich jedenfalls nicht«, entgegnete Hillary spitz. »Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, Sie zu unserer kleinen Seance eingeladen zu haben.«
    Mühsam zwang Raven seinen Arger nieder. »Mit einem haben Sie Recht, wir sollten uns wirklich woanders weiter unterhalten«, sagte er.
    Er trat auf den Ghettoblaster zu, aus dem immer noch die nervtötende Musik drang, und brachte ihn mit einem kräftigen Tritt zum Verstummen. Der Lärm brach ab, wohltuende Stille senkte sich über die Gruft.
    Nach kurzem Suchen entdeckte Raven seine Pistole neben einem der Sarkophage und steckte sie ein. »Gehen wir. Ich habe wenig Lust, hier auch noch aufzuräumen.«
    Sie verließen die Gruft und machten sich auf den Weg zu seinem Wagen.
    »Was denn, Sie fahren immer noch dieses Museumsstück?«, stieß Hillary verblüfft hervor, als sie den metallicgrünen Maserati erblickte.
    »Notgedrungen«, gestand Raven, obwohl das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Er mochte den Sportflitzer und würde sich nur davon trennen, wenn es gar nicht anders ging. »Leisten kann ich mir den Unterhalt eigentlich kaum. Immer mehr Reparaturen, und er frisst Sprit wie ein Panzer. Aber wenn ich ihn verkaufen würde, könnte ich mir von dem Geld gerade mal einen schönen Abend machen. Behalte ich ihn hingegen noch ein paar Jahre, wird er offiziell als Oldtimer anerkannt und steigt dann beträchtlich im Wert.«
    Er öffnete die Beifahrertür und ließ Hillary einsteigen, ehe er den Wagen umrundete und selbst auf dem Fahrersitz Platz nahm.
    »So, und jetzt zu Ihnen«, blaffte er, kaum dass er die Tür hinter sich zugeknallt hatte. »Was haben Sie sich bloß dabei gedacht, bei so einer Sache mitzumachen? Anfangs dachte ich, ich hätte es mit ein paar ausgeflippten Jugendlichen zu tun. Da hätte ich ja noch wenigstens ein bisschen Verständnis dafür aufbringen können. Aber bei einer Frau in Ihrem Alter ...«
    »Wieso, was ist denn mit meinem Alter?«, unterbrach sie ihn mit einem koketten Augenaufschlag. »Sie verstehen es wirklich, einer Frau Komplimente zu machen. Dabei sagt man mir allgemein nach, ich hätte mich ziemlich gut gehalten.«
    Sie machte ein so gekränktes Gesicht, dass Raven gegen seinen Willen lächeln musste. Er schaffte es nicht, ihr wirklich böse zu sein und spürte, wie sein Arger verrauchte. So einfach aber wollte er sie nicht davonkommen lassen.
    »Ich spreche nicht von Ihrem Aussehen, sondern davon, dass ein wachsendes Alter nicht nur Falten, sondern in einigen Fällen auch wachsende Weisheit mit sich bringt«, stieß er hervor. »Wie eine Rotzgöre einen Friedhof zu schänden und an einer Teufelsmesse teilzunehmen, dass passt wohl schwerlich zur Tochter eines Sonderbeauftragten der Königin und Frau eines britischen Diplomaten.«
    »Ehemaliger Sonderbeauftragter und Ex-Frau«, korrigierte sie ihn. »Mein Vater ist seit einigen Jahren im Ruhestand, und mein Ex-Mann führt wahrscheinlich gerade mal wieder einem seiner Groupies die Größe des britischen Empires vor.«
    »Tut mir leid, ich wollte keine alten Wunden aufreißen. Aber gerade von Ihnen hätte ich nicht erwartet, dass Sie bei so etwas mitmachen. Sie haben selbst schon mehrfach Bekanntschaft mit den Mächten der Finsternis gemacht und sollten eigentlich besser als jeder andere wissen, wie gefährlich sie sind und dass man mit ihnen keinen Schabernack treibt. Es hätte leicht Tote geben können.«
    »Hat es ja auch«, murmelte Hillary. »Genau acht,

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