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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Salon.
    Die Zeit hatte auch bei Sir Anthony ihre Spuren hinterlassen, immerhin ging er bereits auf die siebzig zu. Sein Haar war grau und schütter geworden, und sein früher eher rundliches Gesicht wirkte wesentlich hagerer, fast eingefallen, was ihn zugleich aber auch aristokratischer aussehen ließ. Vor allem aber war sein Blick hellwach und scharf wie immer und verriet, dass er geistig noch immer völlig auf der Höhe war. Auch seine Stimme drückte Kraft und Autorität aus. Offenbar hatte auch der Tod seiner Frau vor mehr als zehn Jahren ihn nicht brechen können.
    »Ich melde mich später wieder«, beendete er sein Gespräch und legte das Telefon achtlos auf ein Tischchen. »Der Premierminister. In Krisensituationen holt man immer noch gerne meinen Rat ein«, erklärte er und deutete auf einen großen Fernseher in der Ecke. »Ich nehme an, Sie haben schon davon gehört. Furchtbar, ich begreife es einfach nicht.«
    Auf der Mattscheibe waren körnige, unscharfe Bilder einer Trümmerwüste zu sehen; Wolkenkratzer, von denen nur noch Gerippe standen, sofern sie nicht völlig dem Erdboden gleich gemacht worden waren. Der Ton war abgeschaltet, lediglich eine Unterzeile verriet, dass es sich um Tokio handelte, aber daran hatte es für Raven ohnehin keinen Zweifel mehr gegeben.
    »Schrecklich! Was - was ist denn passiert?«, fragte Hillary. Sie war blass geworden. »Ein Erdbeben?«
    »Godzilla«, antwortete ihr Vater. »Jedenfalls, wenn man den übereinstimmenden Aussagen aller bisher befragter Augenzeugen glauben darf. Sie behaupten, dass eine Kreatur, die genau wie Godzilla ausgesehen hat, aber noch viel größer als im Film war, aus dem Meer gestiegen sei und die Stadt verwüstet hätte.« Bei diesen Worten blickte er Raven scharf an.
    »Godzilla«, wiederholte der Privatdetektiv fassungslos. »Aber das ist ...«
    »... natürlich völliger Unsinn«, fiel Sir Anthony ihm ins Wort. »Ganz meine Meinung. Eine Massenhalluzination, ausgelöst durch den Schock vermutlich. Aber was wirklich passiert ist, weiß man nicht. Anscheinend kein Erdbeben. Selbst einen Terrorangriff von unvorstellbarer Tragweite kann man nicht ausschließen, deshalb befindet sich auch unsere Regierung im Alarmzustand.«
    »Eine ... ziemlich realistische Massenhalluzination«, stieß Raven mühsam hervor. Wie gebannt starrte er auf den Fernseher. Das Bild war noch schlechter geworden. Amateur-Video verkündete eine blinkende Einblendung.
    Trotz der miserablen Qualität war inmitten einer gigantischen Staubwolke ein gewaltiger, dunkler Koloss von der ungefähren Form eines Urzeit-Sauriers zu sehen, der gerade mit einem wuchtigen Hieb ein mindestens fünfzigstöckiges Hochhaus zerstörte und gleich darauf von der neu aufstiebenden Staubwolke verschluckt wurde. Die Einspielung brach ab, und es war wieder das von Schrecken verzerrte Gesicht einer Nachrichtensprecherin zu sehen.
    Sir Anthony ächzte und ließ sich in einen Sessel fallen. Sein Gesicht war von Schrecken verzerrt. »Das ... das ist ...«
    »Godzilla, ohne jeden Zweifel«, führte Raven den Satz zu Ende. Auch er war bis ins Innerste erschüttert und kaum in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Zu unglaublich war das, was er gerade gesehen hatte. »Aber wie so etwas möglich ist - ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    »Vielleicht war die Prämisse dieser alten Schinken völlig richtig«, meldete sich Hillary zu Wort. Sie trat an die Bar und schenkte Brandy in drei Gläser, von denen sie zwei an Raven und ihren Vater weiterreichte. »Übrigens lief die amerikanische Neuverfilmung gestern Abend erst im Fernsehen. Diese ganzen Atombombentest - vielleicht haben sie wirklich eine solche schreckliche Mutation entstehen lassen.« Sie wandte sich an Raven. »Oder glauben Sie, dass es sich eher um eine Art dämonischen Großangriff handelt? Dazu würde auch passen, was vorhin passiert ist.«
    »Was?« Fragend blickte Sir Anthony seine Tochter und Raven an.
    »Auf diese Art habe ich Ihre Tochter vorhin getroffen«, berichtete der Privatdetektiv unbehaglich. »Sie ... na ja, wir mussten uns eines Angriffs mehrerer Untoter erwehren. Die Gefahr ist gebannt, aber es ist uns ein völliges Rätsel, wie es dazu kommen konnte und was dahinter steckt.«
    »Das ... das stehen meine Nerven nicht durch«, stieß Sir Anthony erschüttert hervor und stürzte seinen Brandy auf einen Zug hinunter. »Ist dir etwas passiert, mein Kind?«
    Hillary schüttelte den Kopf. »Dank Mr. Raven ist alles glimpflich

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