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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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etwas zu entgegnen, weil in diesem Moment die Eingangstür aufgerissen wurde. Hives, der schwergewichtige Butler des Hauses und inoffizieller Leibwächter Sir Anthonys, stand auf der Schwelle.
    »Miss Hillary, wie schön, dass Sie zurück sind. Kommen Sie. Soll ich Ihnen jetzt gleich Ihre heiße Milch machen, oder möchten Sie erst noch ein Bad nehmen? Oh, Sie haben Besuch mitgebracht? Männerbesuch schickt sich für eine junge Dame um diese Uhrzeit aber nicht mehr.«
    Verblüfft starrte Raven den Mann an. Hives war mit seiner Größe und seinen Muskeln noch immer eine imposante Erscheinung, und der gewaltige Kugelbauch unter seinem Frack schien in den vergangenen Jahren noch beträchtlich angewachsen zu sein. Aber was er sagte und dazu das beinahe selige Lächeln auf seinem Gesicht ...
    »Wundern Sie sich nicht«, raunte Hillary leise. »Bei einem delikaten Auslandseinsatz Daddys vor einigen Jahren ist Hives angeschossen worden. Eine Kopfverletzung. Seither tickt er nicht mehr ganz richtig. Er glaubt, ich wäre immer noch ein kleines Mädchen, und auch sonst hat er ein paar Spleens, aber das sind nur Kleinigkeiten. - Später vielleicht«, fügte sie lauter und an Hives gewandt hinzu, während sie an ihm vorbei in die Eingangshalle traten. »Ist Daddy noch auf?«
    »Sir Anthony befindet sich im Salon und sieht fern«, erklärte der Butler. »Diese schrecklichen Nachrichten aus Japan scheinen ihn sehr zu beunruhigen.«
    »Japan?«, erkundigte sich Hillary.
    Betroffen wurde sich Raven bewusst, dass er nach den Geschehnissen auf dem Friedhof die Meldung über eine Katastrophe in Tokio nahezu vergessen hatte.
    »Kommen Sie«, sagte er hastig.
    Er ging mit raschen Schritten durch die Halle. Drei bullige Männer, die an einem Tischchen gesessen hatten, sprangen bei ihrer Annäherung auf. Alle drei trugen nahezu identische dunkle Anzüge, und selbst ihre glatt rasierten Gesichter ähnelten sich irgendwie. Sie erinnerten Raven überdeutlich an die Agenten im Film »Matrix«, und er hätte wetten können, dass sie im Freien stets Sonnenbrillen trugen. Ihre Zugehörigkeit zum Geheimdienst war so offensichtlich, dass sie es sich auch gleich auf die Stirn hätten tätowieren können.
    »Charles, William und Harry, Daddys Schoßhündchen«, erklärte Hillary. »Angesichts seiner Bedeutung und da Hives nicht mehr ganz auf der Höhe ist, hat das Innenministerium im Zuge der neuen Terrorismushysterie darauf bestanden, sie zu seinem Schutz abzukommandieren.« Sie wedelte mit den Händen. »Kusch, auf eure Plätze. Mr. Raven ist ein guter alter Bekannter meines Vaters.«
    Die drei Schoßhündchen reagierten jedoch völlig anders. »Sofort stehen bleiben!«, befahl einer von ihnen. Gleichzeitig zogen alle drei blitzartig ihre Waffen und richteten sie auf Raven.
    Erschrocken kam der Privatdetektiv dem Befehl nach. Auch wenn Hillary die drei Männer abwertend als »Schoßhündchen«, bezeichnet hatte, sahen sie ganz so aus, als würden sie etwas von ihrem Job verstehen und es im Moment ziemlich ernst meinen.
    Erst nach ein paar Sekunden wurde ihm bewusst, dass nicht nur sein wenig Vertrauen einflößendes und nach dem Kampf in der Gruft leicht derangiertes Aussehen sie so in Aufregung versetzt hatte. Vielmehr hatten sie die Pistole entdeckt, die er sich nur lässig in den Hosenbund gesteckt hatte.
    »Zum Teufel, was soll das?«, fauchte Hillary. »Ich werde ...«
    »Schon gut«, unterbrach Raven sie. »Vielleicht könnten Sie mir mal kurz die Pistole aus dem Gürtel ziehen. Ich fürchte, ich erleide eine Bleivergiftung, wenn ich es selbst versuche.«
    »Ach, deshalb.« Hillary Benson ergriff die Pistole, ging auf einen der Leibwächter zu und drückte sie ihm in die Hand. »So, jetzt zufrieden?«
    Die drei Gorillas waren es nicht, sondern bestanden darauf, Raven einer Leibesvisitation zu unterziehen, als die Tür des Salons plötzlich aufgerissen wurde.
    »Was ist denn hier draußen für ein Krach? Ich führe gerade ein wichtiges Telefongespräch«, donnerte Sir Anthony. Er trug einen burgunderfarbenen Hausmantel und hielt ein kabelloses Telefon in der Hand. »Ah, Hillary, du ...« Erst in diesem Moment bemerkte er, dass sie nicht allein gekommen war. »Raven?«, fragte er ungläubig. »Sind Sie das? Kommen Sie rein, kommen Sie!«
    Angesichts dieser Aufforderung wagten auch die drei Geheimagenten keinen weiteren Protest mehr. Mit einem übertrieben freundlichen Grinsen ging Raven an ihnen vorbei und folgte Hillary und ihrem Vater in den

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