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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Hauptflügel war ein Großteil der Räume bereits möbliert. Die meisten Stücke waren neu gekauft worden, einige aber auch aus der Villa in London hergebracht worden.
    Während Mrs. Baltimore in den folgenden zwei Stunden Küche und Vorratskammer inspizierte und eine Liste erstellte, was sie noch benötigte, kontrollierte Hives die anderen Zimmer. Sir Anthony hatte für jedes Zimmer einen Plan erstellt, wie die Möbel anzuordnen wären, aber nicht immer hatten die Möbelpacker sich genau daran gehalten. Hives Aufgabe war es, diese Nachlässigkeiten zu korrigieren. Er arbeitete lange genug für Sir Anthony, um zu wissen, worauf dieser besonderen Wert legte.
    Anschließend fuhren sie in den nächsten Ort zum Einkaufen, hauptsächlich frische Lebensmittel, die Mrs. Baltimore für die Speisen der kommenden Tage benötigte.
    Es wurde bereits dunkel, als sie alles verstaut hatten. Damit war ihre Arbeit für diesen Tag eigentlich erledigt. Hives beschloss, sich auf sein Zimmer zurückzuziehen, um noch etwas in einem guten Kinderbuch zu lesen und früh zu Bett zu gehen, als plötzlich das Licht erlosch. Er hörte etwas rascheln, dann flammte ein Streichholz auf. Mrs. Baltimore entzündete einige Kerzen.
    »Vermutlich die Sicherung«, brummte er. »Da hat wohl jemand schlampig gearbeitet, hoffentlich passiert das nicht öfter.« Er griff nach einem der Kerzenleuchter. »Ich gehe mal im Keller nachsehen.«
    Eine knappe Stunde später fiel Godzilla über die südkoreanische Hauptstadt Seoul her.
    »Du bist völlig verrückt!«, behauptete Janice Land zum bestimmt hundertsten Mal, seit sie aus London aufgebrochen waren. Sie schaltete das Radio aus, in dem schon den ganzen Morgen von der Welle der Zerstörung berichtet wurde, die nach Tokio nun auch Seoul ereilt hatte. »Und ich anscheinend auch, dass ich diesen Irrsinn mitmache!«
    »Wir wissen immer noch nicht, ob es sich bei diesem Riesenmonster wirklich um eine dämonische Kreatur handelt«, entgegnete Raven. Auch diesen Satz hatte er in jeweils geringfügig abgewandelter Form mittlerweile so oft gesagt, dass er schon bedauerte, ihn nicht einfach aufgeschrieben zu haben, sodass er ihr das Blatt bei passender Gelegenheit hinhalten könnte. »Die Behörden gehen davon aus, dass es sich tatsächlich um die ins Gigantische mutierte Abart einer Echse handelt. In allen ostasiatischen Ländern wurde das Militär in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Große Verbände der jeweiligen Luftwaffe befinden sich rund um die Uhr in der Luft. Wenn dieser Godzilla-Abklatsch irgendwo wieder auftaucht, dann bekommen sie ihn.«
    »Danke für den Vortrag, aber den habe ich selbst in einem Dutzend Stellungnahmen im Radio gehört. Und was ist, wenn es sich doch um einen dämonischen Angriff handelt? Du sitzt dann gemütlich im Landsitz von Sir Anthony und schlürfst Tee, wie?«
    »Verflixt, was soll ich denn sonst machen?«, rief Raven und schlug mit einer Hand auf das Lenkrad. »Soll ich vielleicht nach Asien fliegen, darauf warten, dass dieses Monster irgendwo wieder zuschlägt, und mich ihm mit meiner Pistole in der einen und einem Kreuz in der anderen Hand entgegenstellen?«
    »Ach, was weiß ich! Jedenfalls könntest du irgendetwas tun, statt die Hände in den Schoß zu legen und die frische Landluft zu genießen.« Janice verschränkte die Arme vor der Brust, wandte den Kopf und starrte demonstrativ durchs Beifahrerfenster zur Seite.
    Damit war das Gespräch wieder am gleichen toten Punkt wie die vorigen Male angelangt. In ein paar Minuten würde sie das Radio wieder einschalten und wenig später erneut mit ihrer Tirade beginnen.
    Im Grunde konnte Raven sie ja verstehen. Am anderen Ende der Welt sanken Großstädte unter dem Ansturm einer ungeheuren Gefahr in Schutt und Asche, und über die Zahl der Opfer wagte noch niemand eine Mutmaßung anzustellen. Janice war ebenso wie er erschüttert und fühlte sich hilflos. Da er sich - wenngleich nicht ganz freiwillig - den Ruf eines Spezialisten für übernatürliche Phänomene erworben hatte, wollte sie, dass er etwas unternahm, auch wenn sie nicht sagen konnte, wie konkret dies aussehen sollte.
    Raven seinerseits hatte nicht das Gefühl, nur die Hände in den Schoß zu legen. Die Untoten waren genau in dem Moment erwacht, in dem er mit Hillary Benson zusammengetroffen war. Er glaubte nicht daran, dass dies nur Zufall war. Wenigstens dieser Bedrohung war er entschlossen, sich zu stellen, und falls es eine irgendwie geartete dämonische Verbindung

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