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Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition)

Titel: Raven - Schattenchronik: Sechs Romane in einem Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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können. Sein Kreuz knackte dabei, als leide er unter Rückgratversteifung oder doch wenigstens unter einem ausgewachsenen Bandscheibenschaden.
    »Entschuldigen Sie die Störung, Madam - Sir.« Der Lichtkegel wanderte weiter, zu Raven hinüber. »Könnte ich wohl bitte Ihre Papiere sehen? Allgemeine Verkehrskontrolle.«
    Wortlos ließen Janice und Raven ihre Hände in den Mänteln verschwinden und holten die verlangten Unterlagen heraus. Da der Maserati ein sehr niedrig geschnittener Sportwagen war, schien der Beamte redliche Mühe zu haben, sein Gesicht währenddessen auf gleicher Höhe mit dem Wagenfenster zu halten, aber Raven gönnte es ihm von Herzen und ließ sich sehr viel Zeit. Da schau!, dachte er. Allgemeine Verkehrskontrolle ... Mit Maschinenpistolen. Ist ja ganz was Neues.
    Als der Beamte endlich die Papiere in die Hände gedrückt bekam, war es beinahe zu spät. Raven wunderte sich wirklich, wie es dem Mann jetzt noch gelang, sich wieder aus der Hocke hochzustemmen und aufrecht hinzustellen. Aber vielleicht waren die Bewohner dieser unwirtlichen Landschaft ja ein ausgesprochen zäher Menschenschlag.
    Der Lichtkegel der Taschenlampe wanderte nach oben, übers Wagendach. Wahrscheinlich richtete er sich in den nächsten Minuten nacheinander auf jede amtliche Eintragung, jeden behördlichen Stempel, jede Unterschrift und jedes Foto, derer die suchenden Augen des Beamten habhaft werden konnten. Janice und Raven bekamen davon nur manchmal ein leises Rascheln und ein unterdrücktes Grunzen und Schnaufen mit, das wohl Zufriedenheit ausdrücken sollte. Oder auch Unzufriedenheit - je nachdem, wie der Beamte veranlagt war.
    »Sie sind Privatdetektiv, Mr. Raven?«, erkundigte sich plötzlich eine durch das Wagendach gedämpfte Stimme. Raven machte sich nicht die Mühe, zu antworten. »Aus London, wie ich sehe ... Sind Sie aus beruflichen Gründen hier in der Grafschaft, Sir?«
    Da Raven immer noch nicht reagierte, sah sich Janice genötigt, für ihn einzuspringen. »Wir sind auf dem Weg nach Hillcrest Manor, Konstabler. Ein rein privater Besuch bei alten Bekannten.«
    »Ach, Sie sind Freunde der Devlins?« Die Stimme des Beamten wirkte plötzlich ein bisschen weniger distanziert, aber das konnte auch eine Täuschung sein. Vielleicht hatte der Konstabler ja nur seinen Kopf ein Stückchen bewegt, sodass sein Mund dichter am Fenster war. »Woher kennen Sie die Familie? Soviel ich weiß, ist sie doch erst kürzlich aus Amerika herübergekommen.«
    Raven fand, dass die Fragen des Konstablers entschieden zu weit gingen, aber Janice beantwortete sie mit einer Selbstverständlichkeit, die er sich nicht erklären konnte. »Mrs. Devlin und ich stammen beide hier aus der Gegend - aus Shilford, um genau zu sein. Wir waren Schulfreundinnen. Mrs. Devlin ging dann in die Staaten, und wir verloren uns aus den Augen. Erst als sie mit ihrem Mann wieder nach England zog, erfuhr sie durch einen Zufall meine Adresse und meldete sich wieder bei mir.«
    Oben auf dem Dach raschelte erneut Papier. Raven spitzte die Ohren, um das Gemurmel des Polizisten verstehen zu können. »Land ... Land ...«. Dann wurde die Stimme des Konstablers plötzlich lauter. »Sagen Sie mal, Sie sind doch nicht mit den Lands verwandt, die früher an der Hillock Road wohnten?«
    Janice nickte, auch wenn der Konstabler es nicht sehen konnte. »Meine Eltern.«
    Zu Ravens Verblüffung nahm der Konstabler jetzt noch einmal freiwillig die Mühe auf sich, sich zum Wagenfenster hinunterzubeugen und in den Fahrerraum zu schauen. Sein Gesicht zeigte einen völlig veränderten Ausdruck. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Ma'am«, sagte er. »Ich bin Konstabler Price. Das damals mit dem Brand, das war schon eine schreckliche Sache. Ich hab das Haus gesehen, und ...« Er verstummte und schlug den Blick nieder. »Entschuldigen Sie, dass ich Sie daran erinnert habe, Ma'am.«
    Ein müdes Lächeln flog über Janice Lands Züge. »Ich bin inzwischen darüber hinweg, Konstabler Price«, sagte sie langsam. Raven schaute sie an und sah, dass sie nicht ganz die Wahrheit sprach. »Immerhin liegt das schon fast zehn Jahre zurück ... Aber sagen Sie mal, weswegen eigentlich diese Straßensperre? Führen Sie eine Großfahndung durch?«
    »Oh, ich dachte, das hätten Sie schon im Autoradio gehört«, antwortete Price mit sichtlicher Überraschung. Er schien froh zu sein, das Thema wechseln zu können. »Gegen 15 Uhr 30 ist in Shilford eine Bank überfallen worden. Einer der Täter - es soll

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