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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Und plötzlich hatte er Angst.
    Er hatte die Reiter für eine Halluzination gehalten - eine Luftspiegelung, eine Fata Morgana - irgendetwas. Die Möglichkeit, hier einer realen Gefahr gegenüberzustehen, war ihm bisher nicht mal eingefallen.
    Die vorderste Gestalt hob den Arm. Irgendetwas Helles, Metallisches blitzte in ihrer Hand auf.
    Frank registrierte entsetzt, wie sich die Gruppe wieder in Bewegung setzte.
    Aber diesmal galoppierten sie auf die CAVALLO zu!
    Sues Gesicht erschien in der Kajütentür. »Was ist los?«, fragte sie verwirrt.
    Frank machte eine hektische Geste. »Verschwinde! Bleib unter Deck!«
    »Aber ...«
    »Verschwinde!«, brüllte Frank. »Versteck dich irgendwo! Sie kommen hierher!«
    Für einen Moment verzerrte sich Sues Gesicht vor ungläubigem Entsetzen. Aber dann gehorchte sie. Die Tür fiel mit dumpfem Laut zu, und Frank konnte ihre Schritte trotz des Dröhnens der Motoren hören. Sie lief nach vorne.
    Die Reiter waren mittlerweile bis auf wenige hundert Faden an das Boot herangekommen. Eigentlich nahe genug, dass er hätte Einzelheiten erkennen müssen. Aber sie waren immer noch große, schattenhafte Gestalten, bloße Silhouetten, die sich kaum gegen den grauen Hintergrund abhoben.
    Franks Herz begann, wie wild zu hämmern. Plötzlich wusste er, dass von diesen Gestalten eine tödliche Bedrohung ausging. Er versuchte gar nicht erst, sich das Phänomen zu erklären. Er riss das Ruder herum, rüttelte verzweifelt am Gashebel und schaltete schließlich den dritten Motor ein.
    Die CAVALLO legte sich auf die Seite. Die Schrauben wühlten das Meer zu hohen, schaumigen Wellen auf, während der Bug unter dem Druck der plötzlichen Geschwindigkeit fast unter die Wasseroberfläche gedrückt wurde. Ein riesiger Brecher überspülte das Deck, riss Frank von den Füßen und schmetterte ihn gegen das Ruder.
    Der Schmerz raubte ihm fast das Bewusstsein. Aber er klammerte sich wild am Ruder fest, jagte die Motoren noch höher und wünschte sich verzweifelt, noch mehr Schub zur Verfügung zu haben.
    Aber er wusste auch, dass ihn selbst diese wahnwitzige Geschwindigkeit nicht retten würde. Er hatte gesehen, wie schnell die Reiter waren - ganz davon abgesehen, dass die CAVALLO in Stücke brechen würde, wenn er dieses mörderische Tempo beibehielt. Das Boot war einfach nicht für solche Belastungen berechnet.
    Er riss das Ruder erneut herum, als die erste schattenhafte Gestalt neben der Reling auftauchte. Ein hässliches, missgestaltetes Gesicht blickte zu Frank herauf, und für einen Moment hatte er den Eindruck, ein böses Grinsen darauf zu sehen. Dann schwenkte das Boot gehorsam herum. Die Reling näherte sich dem Reiter, und die ganzen zweihundert Tonnen der Hochseeyacht rasten auf die dunkle Gestalt zu.
    Aber entweder begriff der Reiter die Gefahr nicht, in der er sich befand, oder er glaubte sich sicher. Das Schiff beschrieb eine enge Kurve, raste auf die Gestalt zu und begrub sie unter sich.
    Frank schloss unwillkürlich die Augen. Er wartete auf das Geräusch des Aufpralls, auf das dumpfe Klatschen, mit dem die Schiffswand den Körper zermalmen musste, aber es kam nichts. Der messerscharfe Bug der CAVALLO glitt so mühelos durch die Silhouette des Reiters hindurch, als wäre dieser wirklich nicht mehr als ein körperloser Schatten.
    Ein hohles, dröhnendes Lachen drang an Franks Ohr.
    Er fuhr herum.
    Das Boot war von einem Dutzend dunkler Gestalten eingekreist. Und noch während er versuchte, den Eindruck zu verarbeiten, presste der erste Reiter seinem Tier die Sporen in die Seiten und lenkte es mit einem mächtigen Sprung auf das Deck der CAVALLO.
    Frank wich aufschreiend vom Ruder zurück, als die Gestalt heranjagte. Ein dunkler, rauchiger Arm griff nach ihm, verfehlte ihn nur knapp und fuhr splitternd in die Holzwand neben ihm.
    Frank stolperte, verlor das Gleichgewicht und schlug hart mit dem Hinterkopf gegen das Ruder. Ein dumpfer, betäubender Schmerz zuckte durch seinen Schädel. Für zehn, fünfzehn Sekunden schlitterte er am Rand der Bewusstlosigkeit entlang. Vor seinen Augen wogten blutige Schleier, und das Hämmern der Pferdehufe vermischte sich mit dem dumpfen Wummern seines eigenen Pulsschlags.
    Als er wieder einigermaßen klar sehen konnte, war er von einem halben Dutzend der riesigen Gestalten eingekreist.
    Er versuchte hochzukommen, aber seine Arme schienen das Gewicht seines Körpers nicht mehr tragen zu können und knickten immer wieder unter ihm weg.
    Er wälzte sich auf den

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