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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zögerte nur einen Herzschlag lang, ehe er der Bestie folgte. Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, sich wieder in den rückwärtigen Teil der Höhle zurückzuziehen. Aber dort würde ihn nur der sichere Tod erwarten. Niemand garantierte ihm, dass sich der Ausbruch nur auf diesen Teil der Höhle beschränkte. Und selbst wenn ihn die glühenden Lavamassen nicht erreichten, würden ihn die mörderische Hitze und die giftigen Gase töten. Nein - er hatte nur eine Chance.
    Das Tier schien die heraufziehende Gefahr zu spüren. Wenn es einen Ausweg aus dieser Höhle gab, dann kannte es ihn.
    Raven registrierte verblüfft, wie die Riesenschabe direkt auf die massive Felswand zulief. Ihre Antennen peitschten erregt durch die Luft. Sie erreichte den Fuß der Felswand, blieb einen Moment lang reglos hocken und schien zu überlegen. Die kräftigen Zangen tasteten über den Felsen.
    Am Fuße der Wand entstand ein Riss. Helles, flackerndes Licht drang in die Höhle, während der Spalt breiter und gleichzeitig länger wurde. Die Schabe zitterte erregt. Sie wartete ungeduldig, bis der Spalt groß genug geworden war, und huschte dann mit einer blitzschnellen Bewegung hindurch.
    Raven stieß sich entschlossen von dem Lavabrocken ab, hinter dem er Deckung gesucht hatte, und hetzte auf die Felswand zu. Der Spalt begann sich bereits wieder zu schließen.
    Raven fluchte und lief schneller. Die Felsplatte senkte sich unentwegt tiefer - die Lücke war jetzt kaum mehr einen Meter hoch. Und sie schloss sich rasch weiter.
    Raven setzte alles auf eine Karte. Er stieß sich ab, landete federnd auf dem betonharten Boden und rollte unter der heruntersinkenden Felsplatte hindurch. Das riesige Tor donnerte mit dumpfem Krachen hinter ihm auf den Boden.
    Raven blieb einen Moment lang mit angehaltenem Atem liegen. Sein Herz hämmerte. Seine Hände begannen plötzlich zu zittern, und in seinem Magen breitete sich ein flaues Gefühl aus. Das war knapp gewesen!
    Er öffnete vorsichtig die Augen, stemmte sich auf die Ellbogen hoch und sah sich misstrauisch um. Der Raum, in dem er sich befand, unterschied sich vollkommen von der Höhle. Wände, Boden und Decke bestanden ebenfalls aus Fels, aber er war bearbeitet und sorgfältig geglättet worden. Die Kammer maß etwa zehn mal zehn Meter, und die Decke mochte gute zehn Meter hoch sein - ein perfekter Würfel, in dessen Wänden sich ein halbes Dutzend hohe, runde Türen befanden. Von der Riesenschabe war keine Spur mehr zu entdecken.
    Er richtete sich vorsichtig auf, blieb einen Moment unschlüssig stehen und näherte sich dann dem erstbesten Gang. Ein Weg war so gut wie der andere. Er wusste von keinem, wohin er ihn führte.
    »Das ist der falsche Gang«, sagte eine Stimme hinter ihm. »Auf diesem Weg läufst du der Wächterin direkt in die Zangen.«
    Raven fuhr erschrocken herum und - erstarrte.
    »Willkommen im Schattenland«, sagte der Mann. Sein breitflächiges, ebenholzschwarzes Gesicht verzog sich zu einem höhnischen Grinsen. Die kräftige Hand glitt zum Gürtel und zog das riesige Schwert aus der Scheide. »Ich habe dich beobachtet. Ich muss sagen, du hast dich gut gehalten - für einen Menschen. Wärst du kein Sterblicher, könnte ich dich fast bewundern.«
    Die Stimme wurde plötzlich hart, und das dunkle Gesicht verlor jede Spur von Freundlichkeit. Alles, was Raven in den schwarzen, pupillenlosen Augen sah, war Hass.
    »Und jetzt komm! Wir haben schon mehr als genug Zeit vergeudet«, sagte der Schattenreiter.
    Inspektor Card richtete sich ächzend auf, legte den Kopf in den Nacken und massierte einen Moment lang mit geschlossenen Augen seine Schläfen. Sein Gesicht wirkte noch blasser als nach seiner Ankunft, und die Augen waren gerötet.
    Auf dem Schreibtisch vor ihm türmten sich Akten, Hefter und ganze Stapel loser Blätter. Alles, was bisher über die Aufsehen erregenden Vorkommnisse der letzten Tage in Erfahrung gebracht worden war, war hier auf Cards Schreibtisch zusammengekommen. Und es war mehr, als er nach dem einleitenden Gespräch mit Kemmler geglaubt hatte.
    Card seufzte, stützte die Ellbogen auf die Tischplatte und starrte einen Herzschlag lang auf das Chaos vor sich. Die Protokolle, Schriftstücke und Memoranden enthielten alles, was er wissen musste - und sogar noch einiges mehr. Für einen Moment glaubte er, Kemmlers Eulengesicht vor sich zu sehen. »Aber es ergibt keinen Sinn«, hatte der junge Sergeant gesagt.
    Card lachte leise und humorlos. Es ergab sehr wohl einen

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