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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Cowley sah auf, musterte misstrauisch den Treppenaufgang und runzelte die Stirn.
    »Der Alte muss weg«, sagte Thompson am anderen Ende der Leitung. »Wenn er erledigt ist, kann sich Card von mir aus auf den Kopf stellen.« Er überlegte. »Okay, Cowley - pass genau auf! Ich schicke einen der Jungs zu dem Alten. Du kümmerst dich inzwischen um Lance.«
    Wieder ertönte von unten ein dumpfes Poltern, dann etwas, das sich wie schwere, tapsende Schritte anhörte. Und diesmal war Cowley sicher, dass er sich nicht getäuscht hatte. Seine Hand glitt in die rechte Jacketttasche und umklammerte den Griff des Achtunddreißigers. Es war ein beruhigendes Gefühl.
    »Wie stellen Sie sich das vor? Der Knabe liegt im Hospital und ...«
    »Lass dir was einfallen«, unterbrach ihn Thompson grob. »Es dürfte dir ja nicht schwerfallen, einen Schalter umzulegen oder sonst was. Es soll ja nicht wie Mord aussehen. Und«, fügte er nach einer genau abgemessenen Pause hinzu, »denk dran - du sitzt genauso mit drin wie ich. Wenn Card mich erwischt, gehst du mit. Du warst schließlich dabei. Und du hast auf den Jungen geschossen.«
    Es klickte im Hörer, als Thompson auflegte. Cowley starrte das Telefon noch einen Augenblick lang wütend an, ehe er auflegte. Natürlich hatte Thompson Recht - er saß genauso bis zum Hals in der Geschichte wie der Gangsterboss. Aber der Gedanke, in die Intensivstation des Krankenhauses einzudringen und einen Wehrlosen umzubringen, behagte ihm nicht sonderlich.
    Er ging zur Tür und spähte misstrauisch nach unten. Es war nichts mehr zu hören. Aber er war sicher, dass er sich das Geräusch nicht nur eingebildet hatte. Cowley schrak plötzlich zusammen. Was, wenn Card noch einmal zurückgekommen war und das Gespräch oder wenigstens einen Teil davon mit angehört hatte?
    Er ließ den Hahn des Achtunddreißigers zurückschnappen und schlich auf Zehenspitzen die Treppe hinunter. Der Schankraum schien leer und verlassen unter ihm zu liegen; ein großes, rechteckiges Terrain aus hellen und dunklen Flächen, das nur unzureichend von drei oder vier Tischlampen ausgeleuchtet wurde.
    »Jemand hier?«, fragte Cowley. Er merkte, dass seine Stimme zitterte. Er erreichte das Ende der Treppe, tastete sich vorsichtig zum Lichtschalter vor und drückte ihn. Übergangslos flammte ein Dutzend Scheinwerfer auf und badete den Raum in grelle, schattenlose Helligkeit.
    Cowley blinzelte und drehte sich einmal um seine Achse. Aber der Raum war leer.
    Leer - aber verändert. Auf dem Tisch neben dem Eingang hatte eine halb volle Flasche gestanden, als Cowley nach oben gegangen war. Jetzt lag sie zerbrochen am Boden. Die Scherben funkelten unter dem harten Licht der Scheinwerfer, und von der langsam versickernden Lache ging ein durchdringender Alkoholgeruch aus.
    Jemand war hier gewesen, als er oben mit Thompson telefoniert hatte ...
    Cowley erstarrte mitten in der Bewegung. Er hatte so manche haarige Sache erlebt, und er war ganz gewiss kein Feigling. Aber jetzt hatte er Angst. Wenn der Eindringling noch hier war - und daran zweifelte er keine Sekunde lang -, stand er - Craddock - hier wie auf dem Präsentierteller. Der verwinkelte Barraum bot genug Verstecke, um eine kleine Armee zu verbergen; erst recht einen einzelnen Mann.
    »Okay«, sagte er mit zitternder Stimme, »ich weiß, dass du da bist. Komm raus und sag, was du willst!«
    Aber seine Worte verhallten ungehört in dem weitläufigen Raum. Niemand antwortete ihm.
    »Verdammt noch mal, komm raus!«, schrie Cowley. Er sah sich wild um. Die Hand, die den Revolver hielt, zitterte. Seine Augen huschten unstet über den Boden. Der Kerl musste hier sein, ganz in der Nähe.
    Neben der Whiskyflasche entdeckte er Tropfen einer dunklen Flüssigkeit auf dem Teppich, und ein hässliches Lächeln trat in Cowleys Augen. Blut. Der Kerl musste sich an der zerbrochenen Flasche geschnitten haben, ohne es zu merken.
    Die Blutspur führte quer durch den Raum zur Theke hinüber. Cowley versuchte, der Spur mit Blicken zu folgen, ohne den anderen merken zu lassen, dass er sein Versteck kannte. Die Blutspur führte um die Theke herum und verschwand schließlich hinter einer Tapetentür. Cowley wusste, dass sich dahinter nur ein enger, niedriger Vorratsraum befand, der so mit Kisten und Kartons vollgestopft war, dass jemand, der sich darin verbarg, praktisch mit der Nase an der Tür stehen musste.
    Cowley hob den Revolver und drückte dreimal hintereinander ab. Die Schüsse peitschten hell durch den

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