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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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funktionierte.
    Die Gestalt schlich durch das unterirdische Kanalisationssystem Londons. Schlammiges, eiskaltes Wasser spielte um ihre Waden, und von der Decke tropfte eiskalte Feuchtigkeit.
    Aber Lance schien von alledem nichts zu spüren. Er lief geduckt durch Gänge und Stollen, kroch manchmal auf allen vieren durch niedrige Tunnel und fand mit traumwandlerischer Sicherheit den richtigen Weg durch die labyrinthisch verzweigte Anlage.
    Das Schwert in seiner Hand war verstummt und zu einem kalten, leblosen Stück Metall geworden. Aber die Geister der Vergangenheit schliefen nur. Sie hatten einmal Blut geschmeckt, und ihr Durst war noch lange nicht gestillt.
    Der Abend dämmerte bereits, als Lance an seinem Ziel angelangt war - einer kleinen, runden Kammer aus porösem Stein, von der eine rostige Leiter nach oben führte. Graues Tageslicht sickerte durch die Ritzen des Kanaldeckels.
    Lance legte den Kopf in den Nacken, starrte den grauen, runden Betondeckel eine Weile an und lehnte sich dann gegen die Wand.
    Er wartete ...
    »Der Wagen ist da«, sagte Benders. Er trat vom Fenster zurück, griff nach seiner Jacke, die er achtlos über die Lehne eines Sessels geworfen hatte, und schlüpfte hinein. »Wir können.«
    »Gut.« Thompson schnippte seine Zigarette in den Aschenbecher und knackte hörbar mit den Fingern.
    »Weißt du schon, wo es hingeht?«, fragte Sue.
    Thompson grunzte. Er war während des Nachmittags noch nervöser geworden. Unter seinen Augen lagen tiefe, dunkle Ringe, und seine Finger zitterten so stark, dass er Mühe hatte, die Knöpfe seiner Jacke zu schließen. »Erst mal raus aus der Stadt«, sagte er. »Der Boden wird mir hier allmählich zu heiß. Danach sehen wir weiter. Besser, ich warte erst mal ein paar Wochen, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Die Bullen sind mir im Augenblick ein bisschen zu aktiv.«
    »Vielleicht fahren wir an die Küste«, schlug Sue vor. »Ich wollte schon lange einmal einen Badeurlaub machen.«
    »Wieso wir?«, fragte Thompson überrascht.
    »Ich dachte, ich komme mit?«
    Thompson grinste abfällig. »Wie kommst du auf die Idee? Du bleibst schön hier, Süße. Du würdest mir bloß im Weg stehen.«
    »Moment mal, ich ...«
    »Halt die Klappe!«, fuhr ihr Thompson ins Wort. »Du bleibst hier, und damit basta! Ich kann dich weiß Gott nicht brauchen. Außerdem bist du hier sicherer.«
    »Sicherer«, sagte Sue abfällig. Sie trat wütend auf Thompson zu und baute sich vor ihm auf. »Gestern Abend hast du mich gebraucht. Da konntest du plötzlich freundlich sein. Gebettelt hast du, dass ich dich verstecke.«
    »Das war gestern Abend«, antwortete Thompson kalt. Er schob die Frau mit einer beiläufigen Bewegung zur Seite und ging zur Tür.
    »Verdammt noch mal, du kannst mich nicht einfach hierlassen!«, schrie Sue. »Die Bullen werden über kurz oder lang rauskriegen, dass ich dich versteckt habe.«
    Thompson blieb stehen, drehte sich um und grinste. »Dein Problem, Schätzchen.« Er griff in die Jacke und zog ein Bündel Geldscheine hervor. »Hier sind ein paar Pfund für die Übernachtung und das Essen. Vielleicht«, fügte er nach kurzem Überlegen hinzu, »verschwindest du auch für eine Weile.«
    »Aber du kannst mich doch jetzt nicht einfach sitzen lassen!«, schrie Sue.
    Thompson nickte ruhig. »Doch, Kleines, ich kann.« Er warf das Geld auf den Tisch, drehte sich um und verließ die Wohnung.
    Sue wartete, bis seine Schritte auf dem Gang verklungen waren. In ihrem Inneren brodelte es. Sie hatte von Anfang an gewusst, dass Thompson sich nur so lange mit ihr abgeben würde, wie er sie brauchte. Aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sie so brutal fallen lassen würde.
    Sie fuhr herum, lief zum Telefon und begann mit fliegenden Fingern eine Nummer zu wählen.
    »Meinst du, dass es klug war, die Kleine so vor den Kopf zu stoßen?«, fragte Benders, als sie im Aufzug standen.
    Thompson zuckte mit den Achseln. »Warum? Ich war die alte Schlampe schon lange leid. Eine gute Gelegenheit, sie loszuwerden.«
    Benders zog eine Grimasse. »Trotzdem«, sagte er nachdenklich. »Abgewiesene Frauen sind manchmal sehr rachsüchtig.«
    »Ich weiß, was du denkst«, murmelte Thompson. »Aber sie wird den Teufel tun und die Bullen rufen. Ich weiß ein bisschen zu viel über sie. Sie wäre genauso dran wie ich.« Er schüttelte den Kopf. »Mach dir keine Sorgen! In ein paar Stunden sind wir irgendwo auf dem Lande und machen erst einmal Urlaub.«
    »Und dann?«, fragte

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