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Raven (Shadow Force) (German Edition)

Raven (Shadow Force) (German Edition)

Titel: Raven (Shadow Force) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Mertz
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bersten.
    „Ich glaube , ja . “
    Sie stieß einen Schrei aus und eine Welle des Glücks floss durch sie. Er lebte. Das war mehr, als sie gehofft hatte. Sie würde nicht ruhen, bis sie Frank gefunden hatte.
    „Sie haben uns gefoltert … und kämpfen lassen wie wilde Tiere.“
    „Kämpfen? Gegen wen? Was meinst du?“
    „Ich weiß es nicht mehr.“ Er hieb sich mit der Hand gegen die Stirn wie ein Wahnsinniger.
    „O mein Gott.“ Eisige Kälte griff nach ihr, die sich mit beißender Wut und heller Aufregung mischte. Ihr gelang es, seine Hand abzufangen und festzuhalten. Raven wäre fraglos imstande gewesen, sich selbst zu verletzen.
    „Alles wird gut. Ruh dich jetzt aus“, flüsterte sie ihm zu und hoffte, dass ihre Worte und Berührungen beruhigend wirkten. Sie streichelte Ravens Wangen.
    Er bestätigte also ihre Vermutung, dass er gequält und gefoltert worden war. Nicht nur er, auch ihr Bruder. Auf das Kämpfen konnte und wollte sie sich im Moment keinen Reim machen. Tränen traten in Liannes Augen, die sie niederkämpfte. Es war nicht an der Zeit, zu weinen. Sie musste stark sein und sich zusammennehmen, auch wenn seine Informationen in ihr ein Wechselbad der Gefühle auslösten. Sie schwankte zwischen himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt und wutentbrannt. Nur Bestien waren in der Lage, Menschen zu foltern. Sie konnte sich nicht erinnern, in ihrem Leben aus tiefstem Herzen gehasst zu haben. Jetzt war es so weit. Sie hasste diese Kreaturen mit aller Inbrunst, wer auch immer sie waren.
    Ravens Kopf war in der Zwischenzeit zur Seite gesunken. Er sah zum Gotterbarmen aus und Lianne beschränkte sich für den Moment darauf, ihr brodelndes Inneres zu beruhigen und sein Gesicht mit einem feuchten Tuch abzutupfen. Sie hielt seine Hand und sprach ihm Mut zu. Dann begann der Schüttelfrost. In einem seiner Schränke fand sie weitere Decken und warf sie über ihn. Seine Zähne klapperten aufeinander wie spanische Kastagnetten. Rasch lief sie zu seinem Auto und raffte im Eiltempo die ganzen Medikamente zusammen. Es war gut ein Rucksack voll. Zurück in seinem Loft studierte sie die vielen Verpackungen und Aufschriften. Die verwirrende Vielfalt verunsicherte sie. Was, wenn sie ihm genau das falsche Mittel gab? Er war nun nicht mehr ansprechbar und langsam machte sie sich ernsthaft Sorgen. Sein Körper begann , zu zucken und er stöhnte lauter. Diese gravierende Verschlechterung innerhalb weniger Minuten überforderte sie. Vielleicht ein Fieberkrampf? Lianne versuchte, seinen Körper zu stabilisieren und legte sich halb über ihn. Sie wusste von ihrer Mutter, dass Fieberkrämpfe bei Kindern häufig vorkamen, aber bei Erwachsenen? Der krampfartige Anfall dauerte Minuten, die ihr wie Stunden vorkamen. Sie litt mit ihm und flüsterte ihm beruhigende Worte zu, obwohl sie nicht wusste, ob sie ihn oder sich selbst beruhigen sollten. Er musste unendliche Qualen erleiden. Das nach all dem, was er anscheinend schon durchmachen musste. Es war erstaunlich, dass sein Körper nicht vollends kollabierte. Wahrscheinlich lag es an seinem guten, körperlichen Zustand, dem harten Training und seinen Kräften. Auch Frank war widerstand s fähiger gewesen als andere Männer.
    Endlich wurde er ruhiger und lag schließlich still. Sein Atem ging regelmäßiger als zuvor. Sie schwitz t e und ihre Hände zitterten, als sie sich wieder auf den Boden vor seinem Bett setzte und sich erneut die Packungen vornahm. Sie fand Diazepam, ein krampfunterdrückendes Medikament und las vorsorglich den Beipackzettel. Ein letzter Versuch, dann würde sie einen Arzt holen. Sie konnte und würde ihn nicht sterben lassen. Mit Mühe gelang es ihr, ihn annähernd zu Bewusstsein zu bringen und ihm die Tablette mit einem halben Glas Wasser einzuflößen. Dann sackte sein Kopf zurück und er sank erneut in einen o hnmachtähnlichen Zustand.
    „Schlaf jetzt“, flüsterte sie ihm zu und streichelte sein schwarzes Haar. „Du musst dich erholen und bald gesund werden, hörst du? Wir müssen Frank retten.“
    Er drehte den Kopf in ihre Richtung. Ob er sie gehört hatte? Sie betrachtete Ravens ebenmäßige Gesichtszüge und hoffte und betete, dass ihre Bemühungen um ihn Wirkung und Erfolg zeigen würden. Es war ihr unerträglich, dass er litt und Schmerzen hatte. Gern hätte sie mehr für ihn getan, aber langsam war sie mit ihrem Latein am Ende. Müdigkeit überkam sie, sie streckte sich. Alle Muskeln in ihrem Körper waren verkrampft. Sie musste dringend schlafen.

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