Raven (Shadow Force) (German Edition)
Ekel, dann versuchte sie sich erneut zu konzentrieren. Sie musste alles ausschalten. Auch ihn, die Sorge um Buzz und ihre eigene Angst. Dann war der Moment gekommen. Jetzt oder nie!
„Lebendig aber auch nicht!“
Sie schnellte hoch, machte einen Riesensatz und griff nach der Waffe. Es war eine der Waffen, mit der sie bereits Schießübungen im Cottage gemacht hatte. Falcon und Buzz hatten sie trainiert. Hoffentlich gut genug. Sie zielte und schoss, ohne weiter nachzudenken. Dieser arrogante Fatzke würde ihr so nicht davonkommen. Nicht, wenn sie es verhindern konnte. Getroffen. Zoran Balakov zuckte zusammen und griff an sein Bein. Sein Blick spiegelte Überraschung und Schmerz. Er hatte sie unterschätzt und nun die Rechnung dafür bekommen. Lianne frohlockte innerlich. Sie hatte ihn mit viel Glück tatsächlich am Oberschenkel erwischt. Die Wunde würde nicht gefährlich sein, aber er war verwundbar und blutete. Wie hieß es doch so schön in einem bekannten Actionfilm: „Es blutet, also kann man es auch töten.“ Vielleicht würde Zoran Balakov Ähnliches denken und sein übergroßes Ego einen Dämpfer bekommen.
„Das wirst du mir büßen“, presste er unter zusammengebissenen Zähnen hervor.
Er wirkte jetzt wie ein angeschossenes Tier. Pure Mordlust schwamm in seinem Blick.
Er machte eine Bewegung und die Waffe flog aus ihrer Hand. Sie duckte sich und erwartete das Schlimmste. Aber sie waren nicht mehr allein. Das Quietschen eines stark bremsenden Wagens klang wundervoll in ihren Ohren. Frank und Raven waren endlich da . Jetzt würde sich zeigen, ob sie leben konnte oder sterben musste. Wenige Sekunden würden darüber entscheiden.
„Wir sehen uns wieder!“, versprach Balakov grimmig.
Mit diesen Worten verschwand er, als tauche seine Silhouette in einen dichten, unwirklichen Nebel. Körperhaftes wurde körperlos und verflüchtigte sich. Sie atmete auf. Wahrscheinlich nahm er an, dass Frank und Raven gemeinsam zu stark für ihn waren. Oder er wollte in seinem angeschossenen Zustand auf Nummer sicher gehen. Aber das war nun egal. Ihre Fassade brach endgültig zusammen. Schemenhaft nahm sie zwei Personen wahr, die auf sie zugelaufen kamen. Lianne warf sich schluchzend und vollkommen überfordert über Buzz ‘ leblosen Körper. Sie streichelte das blasse Gesicht, während heiße Tränen über ihre Wangen liefen.
Wenn es wirklich einen Gott gab, würde er nun nicht wegsehen, sondern der tapferen Scarlett beistehen. Sie war ein guter Mensch und musste leben. Sie hatte es verdient, zu leben und gerettet zu werden.
*
Raven hielt Lianne dicht an sich gepresst und beobachtete voller Sorge, wie Buzz von einem Notarzt versorgt wurde. Er ahnte, dass ihre Verletzungen schwerwiegend waren. Einmal hatte bereits ihr Herz ausgesetzt. Glücklicherweise war es gelungen, sie wiederzubeleben. Nach einer gefühlten Ewigkeit war sie so weit stabilisiert, dass man sie in den wartenden Rettungshubschrauber tragen konnte. Ob sie allerdings überleben würde, war mehr als fraglich. Lianne hatte ihnen berichtet, was vorgefallen war. Zoran Balakov war ein feiger Hund, der sich nicht schämte, sich an zwei Frauen zu vergreifen. Das sagte mehr als genug über diesen Gegner aus. Er war gefährlich und ohne Skrupel. Zum Glück hatte Lianne ihn verletzen können. Die Blutspuren, die er hinterlassen hatte, gab en ihnen die Möglichkeit, seine DNA zu sichern. Je mehr Teile sie zusammentragen konnten, desto eher würden sie diesen Mistkerl dingfest machen können. Das einzig Positive an dieser schlimmen Geschichte war, dass der morgendliche Streit vergessen war. Aber um welchen Preis. Raven war flau im Magen bei dem Gedanken, dass Lianne mehr passiert sein konnte. Sie hatte ein paar Blessuren und Schnittverletzungen, aber keine ernsthafte Wunde. Der Notarzt hatte sie bereits versorgt und angeraten, noch einen Tag im Krankenhaus zu bleiben. Darauf würde sie hoffentlich eingehen.
„Es kann nur eine Person mitfliegen.“ Frank kam auf sie zugelaufen und atmete schwer. „Sie starten in drei Minuten.“
Er nahm Lianne in seine Arme und streichelte ihr über das zerzauste Haar.
„Ich bleibe bei ihr“, entgegnete sie sofort und strich sich eine Strähne aus der Stirn. „Ihr wollt dem Kerl sicherlich hinterher.“
Raven nickte entschlossen. Er war froh, dass sie sich selbst anbot und nicht erneut die Heldin spielen wollte. Das hätten seine gemarterten Nerven nicht ausgehalten. Jetzt würde sie wenigstens temporär
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