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Ravinia

Titel: Ravinia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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Hand.
    Â»Ich dachte, wir könnten vielleicht ein Stück des Weges gemeinsam zurücklegen. Zumindest bis zum Marktplatz«, japste er, als er sie endlich eingeholt hatte.
    Â»Warum nicht«, nuschelte Lara ohne Begeisterung. Eigentlich war es ihr egal.
    Â»Ich möchte dir gerne etwas geben«, gestand der Priester ihr.
    Â»Mir?«, ungläubig blieb Lara stehen.
    Father Garbow nickte.
    Â»Da ist etwas, von dem Henry McLane, der alte Geheimnistuer, nichts weiß.«
    Â»Ja?«
    Â»Ja!«, der bärtige Priester nickte. »Ich war einmal ein guter Freund deiner Eltern. Aber, du wirst schon sehen.«
    Dann ging er einfach voran, ohne sich umzublicken, und Lara folgte ihm, wie sie jeder Spur folgte, die sie vermeintlich oder tatsächlich ihren Eltern näherbrachte.

    Lara McLane war eine junge Frau, die schon seit einigen Tagen nicht mehr wusste, wo ihr der Kopf stand. Und dabei war noch nicht einmal ein Junge daran schuld, wie es bei vielen anderen Sechzehnjährigen in allen Teilen der Welt meist der Fall war.
    Nein, ihre Probleme waren ganz und gar absurder Natur. Man hatte sie gejagt und gefangen, man hatte sie magische Worte sprechen lassen und verflucht.
    Ihr Leben, das gewohnheitsmäßig wie ein Herbstregen gewesen war, hatte sich in den letzten Tagen in einen eiskalten Sturzbach verwandelt, dessen Nässe auch durch das dichteste Ölzeug drang.
    Lara McLane war sich bislang allerdings nicht vollends bewusst gewesen, dass ihre Sorgen und Probleme gar nicht ihren Ursprung in den wirren Bösartigkeiten dieser Tage hatten, sondern dass die Ursachen viele Jahre zurücklagen, in einer Zeit, in der Lara noch nicht gelebt hatte.
    Â»Sie machen eine ganze Menge dummer Witze für einen Geistlichen«, stellte Lara fest, als sie endlich das schlanke Haus mit dem gestuften Giebel am Marktplatz erreicht hatten, das nur einen Steinwurf weit entfernt von der großen Kathedrale St. Anna Rosa am Fluss lag.
    Â» Um ernst zu sein, genügt Dummheit, während zur Heiterkeit ein großer Verstand unerlässlich ist «, sagte der dicke Priester, während er die Tür zu seinem Pfarrhaus aufschloss.
    Â»Weise, weise«, spöttelte Lara.
    Â»Shakespeare«, konterte dieser und trat ein.
    Natürlich. Auch hier war nichts so, wie es von außen schien.
    Dabei hätte Lara noch nicht einmal gewusst, wie sie sich die Wohnstätte eines katholischen Priesters ausgemalt hätte; aber ganz gewiss nicht so.
    Ãœberall hingen orientalische Wandteppiche, Schnitzereien und Glaskunstwerke. Überall gab es Kissen mit langen Bommeln, niedrige Tische, und auf den ersten Blick entdeckte Lara mindestens drei Wasserpfeifen. Die mochten auch das süßlich rauchige Aroma erklären, das dieses Haus durchströmte, das Lara von außen noch in irgendeine spätmittelalterliche Stilepoche Deutschlands oder Tschechiens eingeordnet hätte.
    Â»Ãœberrascht?«, wollte Father Garbow wissen, während er in Richtung seines Wohnzimmers ging, das ebenfalls orientalisch eingerichtet war.
    Â»Nicht mehr als sonst auch in dieser Stadt«, gab Lara ehrlich zu, während sie die Tür hinter sich schloss und dem Priester ins Innere folgte.
    Eine Weile stöberte Father Garbow in seinen mit Schachbrettern, bunten Gläsern und bizarren Kerzenständern dekorierten Kommoden und Schränken herum, dann pfiff er triumphierend und hielt etwas in die Höhe, was auf Lara im ersten Moment wie eine alte Lederkladde wirkte.
    Â»Hier«, hastig reichte er ihr den Gegenstand, aus dem in diesem Moment zwei Abbildungen herausfielen, nach denen der Priester sich flinker bückte, als Lara es ihm bei seiner Statur zugetraut hätte.
    Es waren zwei Ultraschallaufnahmen, wie sie von den Bäuchen schwangerer Frauen gemacht werden.
    Â»Sie werden Vater?«, fragte Lara etwas abschätzig, denn sie begriff noch nicht, was hier vor sich ging, und überlegte insgeheim, für wie ernst sie den dicken Priester zu nehmen imstande sein würde.
    Â»Unsinn, Dummerchen!«, wischte Father Garbow ihre Frage fort, und dann sagte er etwas, das in Lara eine Lawine von Emotionen auslöste, die sich völlig ungeordnet und wie ein Schleier um ihre Gedanken legten. »Das bist du .«
    Â»Ich?«
    Father Garbow nickte eifrig.
    Â»Vielleicht setzt du dich einen kurzen Moment.« Er wies auf eines der pompösen Kissen mit den verschnörkelten Stickereien.
    Lara sackte förmlich

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