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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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ihre Pflicht
gewesen, die vielen Arbeiter, die vor ihr auf der Wiese standen, vor einem
möglichen Angriff zu beschützen. Die Wolken hingen an diesem Tag tief. Deshalb
habe sie jederzeit mit weiteren Falkgreifern rechnen müssen.«
    »Das verstehe ich«, sage ich und starre auf das ausgefranste,
zur Hälfte geflickte Loch.
    Ich beiße mir auf die Unterlippe. Connor wird
nicht von mir hören, dass ich mich nicht verteidigen durfte und mich wie ein
Waschlappen an den Baum klammern musste. Er wird auch nicht erfahren, dass ich
von der Gill gemaßregelt wurde, weil ich mich ihrem Befehl widersetzt habe.
    »Der Arbeiter beharrt darauf, dass Skallgare sich
trotzdem nur einmal hätte umblicken müssen«, bohrt Connor weiter. »Eine Sekunde
hätte genügt, um zu schießen. Stattdessen habe sie dich deinem Schicksal
überlassen und dich hinterher noch angeschnauzt.«
    Mit ernstem Blick beugt Connor sich vor. Er hält
sich scheinbar lässig mit einem Arm fest, aber ich weiß, dass es ihn Kraft
kostet. Er sieht mich intensiv an. Ich kann die türkisblauen, sternförmigen
Linien in seiner dunkelblauen Iris erkennen, so nah kommt er mir. Ich will
nicht, dass der Vorfall Konsequenzen für die Gill hat. Wer weiß, wie lange sie
dafür gekämpft hat, eine Offizierin zu werden. Das mache ich ihr nicht kaputt. Nervös
wende ich den Blick ab und zupfe am Flicken.
    »Und der Arbeiter? Wer war das?«
    Connor beugt sich noch ein Stück dichter zu mir
und senkt die Stimme. »Man sagt, er stamme aus einem rebellischen Umfeld.«
    Mir rutscht die Nadel aus der Hand. Ich will
danach greifen und stoße beinahe gegen seinen Kopf, so nah ist er mir jetzt.
Mit einem langgezogenen Quietschen schiebe ich den Stuhl zurück. Ich bücke mich
erneut und taste nach der Nadel. Als ich mich aufrichte, hat er sich keinen
Millimeter wegbewegt.
    Meine Beine zittern. »Du glaubst, er ist ein Demoganier?«
flüstere ich.
    Seine Lippen werden schmal. »Sei vorsichtig.
Vielleicht wollen sich gewisse Leute bei dir einschmeicheln.«
    Ich spüre wie mir Schweißperlen auf die Stirn
treten. Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.
    »Connor«, stammele ich, »wer sollte sich bei mir denn
einschmeicheln? Was wollen die Rebellen von mir?«
    »Keine Sorge, wenn du dich richtig verhältst,
passiert dir nichts.«
    Seine Stimme bekommt einen beruhigenden Tonfall. Erleichtert
registriere ich, dass er mich zumindest nicht im Verdacht hat, dazu zu gehören.
    »Ich bin doch völlig uninteressant für die. «
    »Du bist Pa:ris’ Verlobte. Vielleicht erhoffen sie
sich von dir Informationen.«
    »Aber ich weiß doch gar nichts.«
    »Das wissen die aber nicht.« Connor zupft einen Faden aus dem Stück Stoff, den er immer noch in
der Hand hält. »Du bist für solche Leute nicht irgendwer.«
    Mir dämmert endlich, was mit Connor nicht stimmt
und weshalb ich die ganze Zeit eine gewisse Unruhe in seiner Nähe gespürt habe.
Verdammt, wie konnte ich nur so dumm sein? Am liebsten möchte ich mir vor die
Stirn schlagen. Stattdessen erstarre ich und horche auf das dumpfe Klopfen
meines Herzens, das gewaltsam mein Blut durch die Adern jagt und meine Schläfen
zum Pochen bringt.
    Ich kämpfe mich durch meine zähe Spucke, ehe ich
einen Satz hervorbringe. »W-e-r bist du? W-o-h-e-r weißt du das alles?«
    Connors Mundwinkel zucken, als wollte er lächeln.
Aber es ist kein ehrliches Lächeln, es ist so ganz anders als das, was ich bei
unserer ersten Begegnung gesehen habe. Was verbirgt er vor mir?
    Bevor er antwortet, schiebt er sich das dunkle
Haar aus der Stirn. Er zögert. »Ich … bin … ein Sucher.«
    »Ein was?« Irritiert blinzele ich mit den Augen.
Ich habe diesen Begriff noch nie gehört.
    »Nennen wir es mal so. Ich gehe gewissen Gerüchten
nach.«
    »Welchen Gerüchten?«
    »Zum Beispiel, dass sich Feinde unter uns befinden
und unsere Schwachpunkte ausspionieren.«
    »Dann bist du also gar kein Premium-Zögling?«
    Er nickt. »Ich spüre Rebellen auf.«
    Erschrocken stoße ich einen kleinen Schrei aus,
den ich sofort mit der Hand vor dem Mund ersticke. Die Nähaufseherin blickt zu
uns herüber.
    »Warum erzählst du mir das alles?«, flüstere ich.
    »Weil ich dir vertraue.«
    Endlich schrillt die Glocke, die das Ende der
Arbeitsschicht anzeigt. Hastig lege ich das Hemd zusammen. Diese Arbeit muss
jemand anderes beenden, da ich morgen wieder im Außeneinsatz bin.
    »Ich danke dir für dein Vertrauen«, nuschele ich,
ohne ihn anzusehen. »Aber ich muss jetzt gehen, sonst bekomme ich

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