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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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ich zusammen mit Pa:ris im
selben Regiment dienen. Mit etwas Glück käme ich sogar in seine Kompanie. Dann würden
wir uns öfters sehen – und vielleicht wird dann doch noch alles gut zwischen
uns. Wenn er schließlich eines Tages den Statthalterposten seines Vaters
übernimmt, würde er sogar in der Nähe unserer Wohnung arbeiten …
    Ich unterdrücke ein Seufzen. Aber vor allem darf
Cesare keine Herrschaft über mich haben. Seit ich den Statthalter in der
Gerichtsverhandlung erlebt habe, fürchte ich mich vor ihm. Er hat seinen Sohn
brutal geschlagen, und er hat ihn gezwungen, mich zu misshandeln. Was wird er
als nächstes tun? Auf keinen Fall will ich in seinem Haushalt leben. Ich werde
Pa:ris bitten, eine eigene Wohnung zu beziehen. Vielleicht kann ich das zur
Bedingung unserer Ehe machen und damit einen Aufschub erzwingen.
    »Möglicherweise ist dein Verlobter ja ganz happy,
wenn du auch eine Gill wirst?«
    »Vielleicht.«
    »Hey, Soraya, was machst du denn für ein Gesicht?
Geht es dir nicht gut?«
    Und ob es
mir nicht gut geht, denke ich. Aber ich belüge sie lieber.
    »Ich habe nur Halsschmerzen und mir fällt das
Sprechen schwer.«
    »Du Arme. Ist das Kleid wirklich so schrecklich?
Du schaust, als hättest du das Wolferfieber.«
    Sie sieht nicht, wie ich innerlich zusammenzucke.
Nur für mich hat die gedankenlos gesprochene Floskel plötzlich eine ernsthafte
Bedeutung.
    »Lass uns mal die anderen Modelle anschauen!«,
lenke ich ein.

 
    ***
    Einen Tag später ist endlich das Fieber weg. Die
Erdbeerzunge ist abgeschwollen, und ich will so schnell wie möglich raus aus
diesem düsteren Zimmer, in dem ich die schlimmsten Depressionen und Albträume
meines Lebens durchlitten habe.
    »Willkommen zurück im Leben«, sagt die
Krankenschwester und notiert meine Daten.
    »Darf ich aufstehen?«
    »Nein. Nur die Ärztin entscheidet das.«
    Enttäuscht sinke ich zurück in meine Kissen.
    Die Schwester zwinkert. »Sie können aber schon mal
duschen gehen. Und dann brav zurück ins Bett!«
    Kurz darauf liege ich erfrischt und gekämmt in den
weichen Kissen und warte darauf, dass ich bald das Krankenzimmer verlassen
darf.
    Als ich gerade zu dösen beginne, stößt jemand die
Tür auf. Erwartungsvoll richte ich mich im Bett auf. Doch leider steht nicht
die Ärztin im Zimmer, sondern Frau Kasten. Sie hält einen Tablett-Computer in der
Hand und macht wie immer ein bittersäuerliches Gesicht.
    »Frau Mistral. Geht es Ihnen gut?«
    Ich nicke.
    »Können Sie nicht reden?«
    Mit Verlaub ich
konnte eine Woche nicht reden, da werde ich meine Stimmbänder doch wohl
vorsichtig einsetzen dürfen, denke ich wütend.
    »Doch, ich kann wieder sprechen, und mir geht es
gut«, antworte ich leise.
    »Und warum liegen Sie hier noch faul herum?«
    »Ähm, ich…«
    »Keine Widerworte. Anziehen!«
    Sie dreht sich zu dem schmalen Spind, reißt die
Tür auf und wirft mir ein frisches Hemd, Socken und eine Hose aufs Bett.
    Hastig schlüpfe ich in die Sachen und knöpfe das
Hemd zu. Offenbar hat die Oberaufseherin bereits die aktuellen Daten in meiner
Krankenakte aufgerufen. Wir haben innerhalb des Bunkers ein digitales Netzwerk.
Teilweise haben wir es auch in einigen Bezirken – solange die Mutare nicht die
Kabel durchbeißen. Außerhalb der Stadt gibt es schon lange kein Netz mehr.
Alles zerstört. Es würde auch keinen Sinn machen, einen Sendemast aufzustellen.
Sobald die Gills fort wären, würden die Falkgreifer das Gerät in seine
Einzelteile zerlegen.
    »Mistral!«, faucht Frau Kasten.
    Ich zucke unwillkürlich zusammen. Ja?«
    »Sie sind ab sofort wieder voll einsatzfähig. Wir
brauchen Sie.«
    Während ich noch überlege, ob ich sie darauf
hinweisen sollte, dass ich keineswegs schon wieder topfit bin, greift die Frau
erneut in den Spind und hebt meine Boots heraus. Sie stutzt und steckt die Hand
in einen Schuh. Mit zwei spitzen Fingern zieht sie einen zerknüllten Zettel
heraus. Sie hält mir die Schuhe hin, »nehmen Sie!«, behält das Papier und
streicht es glatt.
    Mir wird heiß und kalt. Was bin ich doch für ein
Idiot. Das verteufelte Stück hat die ganze Zeit unbeachtet in meinem Stiefel
gelegen. Ich hatte eine Woche jeden verdammten Tag die Gelegenheit, es zu
nehmen und ins Klo zu spülen. Stattdessen zermartere ich mir unnütz das Hirn
darüber, wo der Schnipsel sein könnte und lasse es zu, dass ausgerechnet Frau
Kasten ihn findet.
    Oh mein
Gott, jetzt bin ich tot.
    Sie liest, nein sie gräbt regelrecht ihre spitze
Nase

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