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Raylan (German Edition)

Raylan (German Edition)

Titel: Raylan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmore Leonard
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»Ich bin diejenige, die sich um alle Beschwerden kümmert.«
    »Wenn Sie wollen«, sagte Otis, »dann beschwere ich mich wegen dem, was Sie mit meinem Teich und meinem Haus gemacht haben. Streiten Sie gerne?«
    Carol schlug zunächst einen freundlichen Ton an: »In nur wenigen Tagen bin ich wieder hier und halte eine große öffentliche Versammlung ab, bei der beide Seiten zu Wort kommen, die Kohlefreunde und die Beschwerdeführer.« Carol tat, als führe sie mit dem Finger über eine glatte Oberfläche, und verfiel in einen Jammerton: »Wenn ich sonntags im Gottesdienst spiele, ist meine ganze Orgel verrußt.« Wieder mit normaler Stimme sagte sie: »Kennen Sie das alte Kohlenarbeiterlied ›Wir müssen die Kohle da holen, wo Mutter Natur sie hingelegt hat‹? Genau darum geht’s beim Kohlebergbau.«
    »Nicht zu vergessen die Verwüstung«, sagte Otis, »die der Tagebau in unserer Heimat angerichtet hat. Jeder, der mal im Kohlenland gelebt hat, weiß das.«
    »Bis ich weggegangen bin, um Jura zu studieren«, sagte Carol, »bin ich in Wise aufgewachsen, West Virginia.«
    »Sollte tatsächlich jemals Ruß an Ihnen geklebt haben«, sagte Otis, »ist er jetzt weg. Meine Frau ist nie unter Tage gewesen, stirbt aber an einer Staublunge, weil sie seit siebenundvierzigJahren neben mir schläft und einatmet, was ich über Nacht rausschnarche.«
    »Wie süß«, sagte Carol, »aber ich glaube trotzdem, dass Ihr gemeines altes Herz auf Rache sinnt, wenn Sie behaupten, die Firma habe Ihr Haus zerstört ...«
    »Und seinen Fischteich«, sagte Boyd.
    »Er gibt der Firma die Schuld dafür«, sagte Carol, »dass das erbärmliche Leben seiner Frau zu Ende geht.« An ihn gewandt sagte sie: »Otis, Sie sind hier, um es uns heimzuzahlen, oder? Sie sehen mich und halten mich für den verfluchten Konzern. Sie müssen eigentlich nur noch Ihre Flinte anlegen.«
    Otis starrte Carol an, und sein Gesicht verzog sich. Er sagte: »Was zum Teufel spielen Sie für ein Spiel mit mir?«
    »Das werde ich Ihnen sofort zeigen«, sagte Carol, hielt sich das Handy ans Ohr und sagte: »Brian ... Wo sind Sie?« Dann: »Rufen Sie den Sheriff von Harlan County an. Sagen Sie ihm, dass es oben auf dem Looney Ridge eine Schießerei gegeben hat.« Sie schaute Otis an: »Irgendein alter Mann mit einem Gewehr hat verrückt gespielt. Und dann legen Sie einfach auf.«
    »Ich bin nicht verrückt«, sagte Otis, »sondern Sie.« Er klang allerdings beunruhigt und fragte erneut: »Was zum Teufel spielen Sie für ein Spiel mit mir?«
    Sie stand dicht hinter Boyd, als er endlich hinter sich fasste und die Hand um den Griff der Glock schloss.
    Carol sagte: »Worauf warten Sie noch? Würden Sie ihn jetzt bitte erschießen?«
    Boyd drehte den Kopf zu ihr um, hob in einer Geste der Hilflosigkeit die Hände und sagte: »Ich kann keine Notwendigkeit erkennen, er tut uns doch nichts.«
    Carol machte einen weiteren Schritt nach vorne und zog mit einem Ruck die Pistole aus Boyds Hose, stieß ihn aus demWeg, streckte den Arm mit der Waffe aus und schoss Otis zweimal in die Brust.
    Boyd sah von dem alten, am Boden liegenden Mann zu Carol, die ihm jetzt mit ruhiger Stimme befahl, Otis’ Gewehr von der Stelle aus abzufeuern, wo Otis zuletzt gestanden hatte. Er hörte sie sagen: »Ich werde den Leuten des Sheriffs sagen, dass Otis das Feuer eröffnet hat und Sie vor mich getreten sind, um mir das Leben zu retten.«
    Boyd sagte: »Habe ich das?«
    »Sie haben ihn schließlich erschossen, oder nicht?«, sagte Carol und überreichte Boyd die Glock.
    »Moment mal«, sagte Boyd, »ich habe für diese Pistole doch gar keinen Waffenschein.«
    »Sie ist als Firmenwaffe auf meinen Namen registriert«, sagte Carol, »aber habe ich etwa eine Ahnung von Waffen? Ich hatte Angst vor Otis und habe sie Ihnen gegeben, als wir noch im Büro waren.«
    »Nur, um sicherzugehen, dass ich das richtig verstanden habe«, sagte Boyd. »Sie haben mir die Waffe gegeben, und ich habe Otis erschossen, als er das Feuer auf uns eröffnet hat?«
    »Genau so war es«, sagte Carol. »Sie sind mein Held.«

Sechzehntes Kapitel
    I n Arts SUV fuhren sie raus zur Baustelle von M-T Mining, dorthin, »wo Boyd Crowder auf Otis Culpepper geschossen und ihn damit getötet hat«, wie Art sagte. »Laut Polizeibericht hat er mit seinem Einschreiten dieser Konzernfrau vielleicht das Leben gerettet.«
    »Vielleicht hat er aber Otis auch einfach nur erschossen«, sagte Raylan, »weil ihm gerade danach war.«
    Sie fuhren durch

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