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Raylan (German Edition)

Raylan (German Edition)

Titel: Raylan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmore Leonard
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Rachel?«
    »Rachel Nevada.«
    »Nicht dein Ernst.«
    »Und ihr Stiefvater ist Reno Nevada«, sagte Art, »der heißt wirklich so. Fang am besten bei den Cops in Indianapolis an und arbeite dich dann südlich Richtung Lexington vor.«
    »Ich brauche ein Foto von dieser Rachel Nevada«, sagte Raylan.
    »Kannst gleich anfangen, sie Jackie Nevada zu nennen«, sagte Art. »So wird sie nämlich von Reno und allen anderen gerufen.«

Dreiundzwanzigstes Kapitel
    W ohl wissend, dass es das Beste war, möglichst schnell die Stadt zu verlassen, war Jackie Nevada aus der Polizeiwache marschiert. Der Plan war: Sich einen Rucksack leihen und mit T-Shirts und kurzen Hosen vollstopfen, ein paar Stunden schlafen, eine Jeans anziehen und per Anhalter nach Shelbyville fahren, um dort dann im Indiana Grand Casino erst mal ein paar Runden Texas Hold’em mit den Bauern und LKW-Fahrern zu spielen, die die ganze Nacht über wach gewesen waren und einen entsprechend hohen Stapel Chips angehäuft hatten. Die zwanzig Riesen hatte sie verloren, während sie im Zigarrenrauch saß und sich von den fünf schweigsamen No-Limit-Gentlemen in ihren Anzügen beobachten ließ. Sie war ausgestiegen und hatte wider besseren Wissens ihr Ass-Fünf in den Muck geworfen. Sie hätte gecallt, wenn diese Typen Arbeitskleidung getragen hätten. Sie sah, wie der Flop ein Ass brachte, und hätte mit zwei Assen gewonnen. Sie hätte wissen müssen, dass es möglich war, diese Typen zu knacken; zumindest hätte sie das entsprechende Gefühl haben müssen. Sie hätte ›Oh, warten Sie auf mich?‹ sagen sollen und mit ihrem Ass-Fünf raisen. Aber sie war ausgestiegen. Hatte sich weisgemacht, dass die Wahrscheinlichkeiten gegen sie waren. Warum hatte sie sich nicht selbst zur Raison gerufen? Sie hatte sich ausnehmen lassenund nur noch dreihundert Dollar in ihren Turnschuhen stecken, als die Bullen reinkamen.
    Am nächsten Morgen fuhr Buddy sie zum Highway raus, von wo sie die dreißig Meilen nach Shelbyville per Anhalter fahren wollte. Auf dem Weg fragte er: »Ist das nicht mein Rucksack?«
    Jackie setzte ihn davon in Kenntnis, dass er ihn ihr letzte Nacht geliehen hatte, und Buddy sagte: »Echt?«
    »Ich habe noch dreihundert zum Starten«, sagte Jackie, »und ich gewinne heute genug für ein Busticket nach Tunica, Mississippi, und unterwegs halte ich nur, um zu pokern, und Tunica ist die letzte Station vor Las Vegas und der World Series of Poker. Ich muss einfach nur das Startgeld zusammenkriegen, das Turnier gewinnen, Reno ausbezahlen und pünktlich zu den Abschlussprüfungen zurück an der Uni sein. Wie klingt das?«
    In seinem verkaterten Zustand sagte Buddy nur: »Hey, warum nicht?«
    Er hatte nicht genug Benzin im Tank, um sie zum Kasino und wieder zurückzufahren. Jackie sagte, er solle sich deswegen bloß keine Gedanken machen, küsste ihn mit angehaltenem Atem auf den Mund, sagte »Bis dann« und ging zum Highway. Buddy schaute ihr hinterher, der Rucksack hing ihr über der Schulter. Sie hatte noch nicht mal den Daumen oben, als der Verkehr schon ins Stocken geriet, damit die Fahrer einen Blick auf sie werfen konnten. Buddy dachte: Die hat ihre Mitfahrgelegenheit in zwei Minuten.
    Er sah einen Wagen die Spur wechseln und langsam an ihr vorbeifahren, und Buddy dachte nur, heilige Scheiße, die Karre muss fünfzig Jahre alt sein, aber egal, sie fährt. Es war ein Rolls-Royce Phantom, frisch lackiert in seiner grünen Originalfarbe, er wirkte brandneu.
    Ein Schwarzer in Livree stieg aus, öffnete die Hecktür und nahm ihr den Rucksack ab. Buddy sah sie winken und in den Rolls steigen.
    ***
    Der Chauffeur hielt die Tür einladend auf und sagte zu Jackie: »Der Gentleman, der Ihnen eine Mitfahrgelegenheit anbietet, ist Mr. Harry Burgoyne aus Lexington, Besitzer der Burgoyne Horse Farms.«
    Als sie mit eingezogenem Kopf in den Rolls stieg, sagte Harry: »Erzähl mir bloß nicht, dass du von zu Hause ausgerissen bist. Wenn wir eine Staatsgrenze überqueren, könnte ich dafür im Gefängnis landen. Nein, du bist Studentin, oder? Sag bloß nicht, an der Butler. Ich musste erst gestern Butler fünf Punkte geben, um gegen Duke wetten und zehn Riesen verlieren zu können.«
    »Ich bin Jackie Nevada, und ja, ich bin auf der Butler. Ich habe auf Duke gesetzt«, sagte Jackie, »und zwanzigtausend gewonnen.«
    Harry, verborgen hinter Sonnenbrille und kariertem Sportmantel, hatte jetzt ein Grinsen im Gesicht. »Du willst mich verarschen. Sportwetten an der

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