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Raylan (German Edition)

Raylan (German Edition)

Titel: Raylan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmore Leonard
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Uni?«
    »Überwiegend sogar«, sagte Jackie. Sie saß jetzt neben Harry, beide hatten die Köpfe einander zugewandt, der Rolls glitt über den Highway. »Als wir gegen Duke gespielt haben, waren alle derart auf dem Butler-Trip, dass sie auf Butler gesetzt haben. Ein paar Kunden meines Vaters habe ich auf Butler einen Punkt gegeben. Duke hat aber mit zwei Punkten Abstand gewonnen, ich habe also immer noch alle geschlagen.« Jackie fügte hinzu: »Eigentlich ist Reno Nevada ja mein Stiefvater.«
    Harry fragte: »Warum nennt man ihn Reno?«
    »Weil er so heißt. Bevor ich geboren wurde, wollte er mich noch Sierra nennen. Sierra Nevada wäre ziemlich cool gewesen, aber dann hat er mich doch nach meiner Mutter benannt. Sie hat uns so früh im Stich gelassen, dass ich keine Erinnerungen an sie habe. Sie waren nicht verheiratet, Reno ist noch nicht mal mein Vater. Einmal hat Reno ein paar Fotos von ihr auf der Kommode liegen lassen. Da konnte ich mir meine Mutter ziemlich genau ansehen – auf den Bildern posierte sie nackt im Garten. Irgendwie hab ich sie gern, aber sie ist eine Tussi. Ich mag keine Tussis.«
    Harry sah sie bestürzt an. »Du hast deine eigene Mutter nie zu Gesicht bekommen?«
    »Viele Menschen haben ihre Mutter nie kennengelernt. Oder ihren Vater.«
    »Und was hast du jetzt vor? Wo willst du hin?«
    »Nach Shelbyville, in dieses Kasino, Indiana Grand. Ich will für den Rest des Tages pokern.«
    »Ich hatte auch schon überlegt, kurz dort zu halten«, sagte Harry. »Ich könnte mir ja ansehen, wie du deine zwanzigtausend durchbringst.« Harry grinste, um Jackie zu zeigen, dass er nur Spaß machte.
    Sie sagte: »Wenn ich die noch hätte, könnte ich den Sack in einer Stunde zumachen. Ich hab’s nur leider gestern Abend bei Elaine versaut, hab alles verloren, weil ich auf Ass-König gesetzt habe, vor dem Flop all-in gegangen und von zwei Siebenen geschlagen worden bin. Reno dachte, es wäre gut für mich, bei einem großen Spiel mal ein paar Hunderter zu verlieren und dann zu verschwinden. Aber ich hatte das ganze Geld dabei, das ich mit Duke gewonnen hatte – bis die Zigarrenraucher es mir weggenommen haben.«
    »Süße, in dem Moment, wo du bei Elaine reingehst, spielst du nicht mehr in deiner Liga. Ich kann kaum glauben, dass sie dich überhaupt hat spielen lassen.«
    »Sie hat mich angeschaut«, sagte Jackie, »und ich glaube, sie hat sich selbst in mir gesehen, in einem, nun ja, deutlich jüngeren Alter. Die Typen waren okay. Sie haben geraucht und sich darüber unterhalten, Pferde zu kaufen und sie in Keeneland zum Rennen zu schicken.«
    »Tja, das ist Lexington«, sagte Harry. »Ich habe das Maker’s-Mark-Rennen mit einem Pferd namens Black Boy gewonnen und mein farbiger Chauffeur hat mir gekündigt. Ist mit einer Krankenschwester in ein etwas seltsames Geschäftsfeld geraten – sie haben Nieren gestohlen – und erschossen worden. Ich wette, ich kenne die Kerle, mit denen du gespielt hast. Wie hießen sie?«
    »Ich erinnere mich nur an einen: Lou. Er hat zu mir gesagt: ›Ich bin Lou, Schätzchen.‹ Viel haben sie nicht gesagt, während wir gespielt haben.«
    Harry sagte: »Mein ehemaliger Fahrer, der, der erschossen wurde, hieß Cuba und hat behauptet, aus Afrika zu kommen. Ich habe ihn für einen fleißigen Jungen gehalten, bis er mir gekündigt hat und ich Avery angestellt habe.«
    Jackie sah, wie Avery sie beide im Rückspiegel betrachtete, und schaute ihm kurz in die ernsten Augen. Dann sagte sie: »Ich habe gespielt wie ein Mädchen, das sich merkt, welche Karten angekuckt und wieder weggeschmissen werden. Ich spiele No Limit mit fünf Zigarren rauchenden Gentlemen, die mich die ganze Zeit anstarren, und werfe zwanzig Riesen weg, jeden Dollar, den ich besitze – außer den dreihundert in meinen Turnschuhen.«
    »Du hast dich von ihren Psychotricks beeindrucken lassen.«
    »Was mich total angepisst hat. Ich wusste, dass ich einen Fehler mache. Man darf nie spielen, wenn man wütend oder traurig ist.«
    »Das stimmt, dann sollte man besser gehen.«
    »Und ich wollte noch sagen, ›oh, bin ich schon wieder dran?‹, irgendwas Mädchenmäßiges, um sie aus der Fassung zu bringen. Aber ich hab das Spiel einfach nicht in den Griff gekriegt.«
    »Sie haben dir Angst gemacht.«
    »Ich bin mit einem Ass-Fünf auf der Hand ausgestiegen.«
    »Das ist aber beim Hold’em auch ganz richtig so«, sagte Harry. »Man steigt aus und lässt sich nicht von einem kleinen Ass zu gewagten Sprüngen

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